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ADB:Müller, Friedrich Christoph

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Artikel „Müller, Friedrich Christoph“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 530, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BCller,_Friedrich_Christoph&oldid=- (Version vom 7. Oktober 2024, 05:19 Uhr UTC)
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Müller: Friedrich Christoph M., Astronom. Geboren am 8. October 1751 zu Allendorf in Hessen, widmete sich M. dem geistlichen Stande, studirte aber daneben auch eifrig Mathematik und Naturwissenschaften, so daß er in Hamm eine Stelle als Lehrer der dortigen preußischen Garnison annehmen konnte. Später übernahm er verschiedene Pfarreien in Westphalen, nämlich zuerst in Soest, sodann (1782) in Unna und zuletzt (1785) in Schwelm bei Hagen, wo er am 10. April 1808 verstarb. Die Berliner Akademie hatte M. zu ihrem correspondirenden Mitgliede ernannt. Seine litterarischen Arbeiten haben theilweise nur einen vorübergehenden Werth, so z. B. seine „Anleitung zum Planzeichnen“ (Frankfurt und Leipzig 1775), seine gemeinnützigen astronomischen Tafeln (Leipzig 1792), seine „Beschreibung der märkischen Sparheerde“ (Weimar 1803). Auch Predigten hat M. herausgegeben. Die deutschen Abhandlungen der Berliner Akademie enthalten (1798–99) von ihm einen Bericht über die trigonometrische Vermessung der Grafschaft Mark, welche er selbst ausgeführt hat. Wirkliches astronomisches Verdienst erwarb er sich aber besonders durch die nachstehend bezeichneten beiden Tafelwerke: „Tafeln der Sonnenhöhen“, Schwelm 1787; „Tafeln der Sonnenhöhen für ganz Deutschland“, Leipzig 1791. Diese letzteren Tabellen sind so eingerichtet, daß sie in dem Intervall von 47° bis 54° der geographischen Breite für jeden Grad und ebenso für jeden Grad Sonnenhöhe zwischen 0° und 55° die Zeit bis auf eine Minute genau geben. Dieses Unternehmen erwies sich besonders um deswillen sehr nützlich, weil die directe Berechnung des Stundenwinkels aus der Sonnenhöhe immer mit Umständen verbunden ist. Freilich aber leiden die Müller’schen Tafeln an manchen schwer zu beseitigenden Mängeln, in Folge deren der Zeitfehler auf das Zehnfache des programmgemäßen Werthes ansteigen kann und man hat deshalb in neuerer Zeit diese Methode der Zeitbestimmung wieder verlassen, umsomehr, da Eble’s „astronomisches Netz“ mittelst eines graphisch-manuellen Verfahrens die wahre Zeit bis auf eine halbe Minute genau zu bestimmen gestattet.

Poggendorff, Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften, 2. Bd., Leipzig 1863, S. 224. – Wolf, Geschichte der Astronomie, München 1877, S. 596. – J. Müller, Lehrbuch der kosmischen Physik, Braunschweig 1875, S. 94.