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ADB:Mannert, Konrad

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Artikel „Mannert, Konrad“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 199–200, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mannert,_Konrad&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 20:17 Uhr UTC)
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Mannert: Konrad M., Geschichtschreiber, geb. am 17. April 1756 zu Altdorf, dem Sitze der von der Reichsstadt Nürnberg im J. 1623 gegründeten Hochschule. Frühe des Vaters beraubt, gelang es M. erst nach Ueberwindung nicht geringer Schwierigkeiten seinem lebhaften Verlangen nach höherer Ausbildung nachkommen zu dürfen. Er hatte bereits sein siebzehntes Jahr erreicht, als er in das Nürnberger Gymnasium aufgenommen wurde, und auch jetzt vermochte er nur um den Preis fortgesetzter Entsagungen seine Existenz zu fristen. Nachdem er aber als ein unermüdlich strebsamer Schüler die unzweifelhaften Beweise ungewöhnlicher Befähigung abgelegt hatte, wurde es ihm möglich gemacht, die Universität seiner Vaterstadt zu besuchen und sich hier für eine gelehrte Laufbahn mit Erfolg vorzubereiten. Im J. 1784 erhielt er seine erste Anstellung an der Sebalder Schule zu Nürnberg und zwei Jahre darauf wurde er zum Lehrer und Bibliothekar am Gymnasium zu St. Aegidien daselbst befördert. In dieser Zeit hat er bereits angefangen, als Schriftsteller aufzutreten und sich so die Zukunft erschlossen, die ihn allein befriedigen konnte. Noch im J. 1788 erschien der erste Theil seiner „Geographie der Griechen und Römer“, die mit dem 14. Bande erst im J. 1825 ihren Abschluß erhielt und in entscheidender Weise seinen wissenschaftlichen Ruf und Nachruhm begründet hat. Auf Grund dieser und einiger meist in das Gebiet der Geschichte und Diplomatik fallenden Leistungen, unter welchen die Geschichte der Diadochen obenan steht, und eines bereits bewährten Lehrtalentes erhielt er Ende 1796 den Ruf als ordentlicher Lehrer der Geschichte und der abendländischen Sprachen an die Universität Altdorf. In dieser Stellung und fortgesetzter litterarischer Thätigkeit und als beliebter Lehrer wirkte er sieben Jahre lang, bis er im J. 1805 einer Vocation an die durch die bairische Regierung auf neuem Fuße reorganisirte Universität Würzburg als Professor der Geschichte folgte. Auch hier hat er sich die Anerkennung als beliebter Lehrer und geachteter Charakter zu erwerben verstanden. Als im J. 1806 in Folge des Preßburger Friedens das ehemalige Hochstift [200] Würzburg an den weiland Großherzog Ferdinand von Toskana überging und eine Restauration erfolgte, die auch die Universität nicht verschonte und die meist von der bairischen Regierung angestellten Professoren verdrängte, hat M., obwohl Protestant, vielleicht nicht ganz freiwillig, gleichwohl ausgeharrt, bis ihn im J. 1807 ein ehrenvoller Ruf an die Universität Landshut aus der schwierigen Stellung erlöste. Ob eine Schrift „Ueber die älteste Geschichte Baierns und seiner Bewohner“, die er im J. 1807 veröffentlichte, zu dieser erwünschten Wendung seiner Lage beigetragen hat, mag dahingestellt bleiben. In Landshut entwickelte M. die gleiche fruchtbare Wirksamkeit als Lehrer und setzte sie, nach der Uebersiedelung der Hochschule nach München (1826), noch einige Jahre hindurch fort; aber im J. 1828 trat er aus Veranlassung der hemmenden körperlichen Gebrechlichkeit in Ruhestand. Er starb am 27. Sept. 1834. Mannert’s schriftstellerische Arbeiten seit seinem zweiten Uebertritt in die baierischen Dienste bewegen sich nebst der Fortsetzung seines geographischen Werkes, ausschließlich um die deutsche und bairische Geschichte. Sein Werk über „Kaiser Ludwig IV. oder den Baier“ (Landshut 1812) ist von der Akademie der Wissenschaften zu München gekrönt worden. Er betont in demselben mit Nachdruck den antihierarchischen und nationalen Charakter der Politik Ludwigs, stellt jedoch die Persönlichkeit desselben vielleicht zu hoch. Gleichwohl verdient es als würdiger Vorläufer der späteren vollkommeneren Untersuchungen und Schriften über diesen Kaiser anerkannt zu werden. Seine „Geschichte Baierns“ in 2 Theilen (Leipzig 1826) von den ersten Anfängen bis zum Aussterben der Münchner Linie mit dem Kurfürsten Maximilian III. (1777), zeichnet sich durch klare Anordnung und Sichtung des gegebenen Stoffes aus. Seine Forschungen über die deutsche Geschichte können freilich vor den neueren Arbeiten auf diesen Gebieten am wenigsten bestehen. Daß sich M. auch auf dem Felde der Statistik (des deutschen Reiches) versucht hat, soll wenigstens erwähnt werden.

Neuer Nekrolog der Deutschen, 1834, 2. Hälfte. S. 783–787.