Zum Inhalt springen

ADB:Maresius, Samuel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Maresius, Samuel“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 313–315, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Maresius,_Samuel&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 09:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Mareschal, Samuel
Nächster>>>
Marezoll, Theodor
Band 20 (1884), S. 313–315 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Samuel Maresius in der Wikipedia
Samuel Maresius in Wikidata
GND-Nummer 100376371
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|20|313|315|Maresius, Samuel|Jacob Cornelis van Slee|ADB:Maresius, Samuel}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100376371}}    

Maresius: Samuel M. oder Des-Marets, unter den zankenden reformirten Theologen seines Zeitalters unstreitig der zanksüchtigste, war am 9. August 1599 zu Oisemont in der Picardie, wo sein Vater David Des-Marets ein [314] höheres Amt bekleidete, geboren und erhielt seine wissenschaftliche Vorbildung zu Paris. Darnach studirte er Theologie zu Saumur und Genf unter Gomarus Diodati und Turretinus, kehrte behufs seiner praktischen Ausbildung als Prediger nach Paris zurück, und trat, von der Synode zu Charenton examinirt, 1620 die Predigerstelle zu Lavy an. Bald zeigte sich die Reizbarkeit dieses körperlich schwachen Mannes in einem sehr derben Schreiben, als eines seiner Gemeindeglieder sich zum Katholicismus bekehrt hatte. Er zog sich dadurch solche Erbitterung zu, daß die Synode von Vitri ihn 1624 nach Falaise versetzte. Kurz nachher erhielt er eine Professur der Theologie zu Sedan, welche er im November 1625 antrat, nachdem er sich in Leyden den Doctorgrad erworben hatte. 1631 aber folgte er dem Herzoge von Bouillon als Prediger nach Holland und als dieser zum Gouverneur von Mastricht ernannt war, ward er dort 1632 Prediger. Sehr anstößig war ihm die baldige Verheirathung des Herzogs mit einer Katholikin. In zahlreichen Streitschriften bekämpfte er die katholicho Kirche aufs heftigste. „Acta disputationis habitae Trajecti inter anonymum quendam Franciscanum et ministros Trajectenses, anno 1633“, „Traité de la procession anniversaire des Battus ou Flagellans“, 1634, „Apologie et requeste pour ceux qui font profession de la religion reformée à M. M. les députés de Liege“, 1633 etc. 1636 ward er Professor und Prediger an der zu Herzogenbusch gestifteton Hohen Schule, welche von ihm inaugurirt ward. Mit großem Eifer nahm er seines Amtes wahr, wie sich in dem 1642 gedruckten „Cursus philosophici contracti, pars practica in usum scholae Sylvaeducensis“ zeigt. Dennoch ruhte seine streitlustige Feder nicht; jetzt griff er den Hugo Grotius in zwei kleinen Schriften an: „Dissertatio de antichristo“, Amst. 1640 und „Concordia discors et antichristus revelatus“, Sylvaed. 1642. Ebenso trat er dem katholischen Verfasser des bekannten Buches Mars Gallicus heftig entgegen. Besonders aber war er an einem mehrjährigen Streit mit Gisbert Voetius betheiligt, welcher es strenge getadelt hatte, daß die ursprünglich katholische Bruderschaft der h. Maria fortexistiren sollte, nachdem Herzogenbusch von Friedrich Heinrich erobert war, wiewohl auch Reformirte darin aufgenommen wurden. M. verfaßte eine „Defensio pietatis et sinceritatis optimatum sylvaeducensiam in negotio sodalitatis, quae a B. Virgine nomen habet“, 1642, welche Voetius bald beantwortete und welche von beiden Seiten zahlreiche Streitschriften hervorrief, die zugleich in allgemeinerem Sinn die Haltung einer reformirten Regierung gegen die Katholischen betraf. Dieser Streit endete nur, als M. und Voetius ihr ganzes scholastisch-philosophisches System von Coccejus bedroht sahen und sich zur Bekämpfung seiner weit mehr biblischen Theologie vereinten. Indessen hatte er 1643 ein theologisches Professorat zu Gröningen erhalten und mit einer Oration „De usu et abusu rationis in rebus theologicis“ angetreten. Auch übernahm er dort seit 1652 das Predigtamt an der wallonischen Kirche. Umsonst suchten Franeker und später Montauban, Marburg und Bern ihn für ihre Hochschulen zu gewinnen; der Leydener Universität gelang es zwar, ihn 1673 zur Annahme eines Rufes zu bewegen, aber der Tod trat am 18. Mai 1673 dazwischen. Auch seine Wirksamkeit zu Gröningen zeichnete sich durch mancherlei Streitigkeiten aus. Gegen Dallaeus schrieb er seine „Epicrisis ad quaestiones de gratia et redemtione universali“, Gron. 1656 und „Stricturae breves ad vindicias Dallaei“, Gron. 1661, wider Prideaux, Serarius und Andreas Dudithius zur Vertheidigung der Trinitätslehre seine „Biga fanaticorum eversa“, Gron. 1664, ebenso zur Vertheidigung der Dordter Synode wider Curcellaeus und die Jansenisten eine „Synopsis verae catholicaeque doctrinae de gratia“, Gron. 1651 gegen Ubbenius. Besonders waren ihm auch die Socinianer verhaßt, wie seine „Hydra Socianismi expugnata“, 3 vol., Gron. 1651–1662 zeigt, auch [315] seinem Collegen Jacobus Alting, welcher eine mehr biblische Theologie lehrte, trat er heftig entgegen. An den schon erwähnten Kampf mit Coccejus schloß sich seine Polemik gegen die Philosophie des Cartesius an, welchen er ehemals in seinen „Manes Cartesii defensi“ gelobt, nun aber um so heftiger angriff in seiner 1667 zu Gröningen herausgegebenen Schrift „De abusu philosophiae Cartesianae“. Auch gegen de Labadie’s religiöse Ansichten richtete er seine scharfe Feder, wie die „Histoire curieuse de la vie, de la conduite et des vrais sentiments du sieur J. de Labadie“, la Haye 1670 zeigt. Es giebt kaum einen irgendwie bedeutenden, sei es katholischen oder protestantischen Theologen seiner Zeit, welchen M. nicht angefochten hätte; bei alledem kann man ihm Gelehrsamkeit und klare Darstellung nicht absprechen, und trotz seines Scholasticismus erwarb er sich großen Beifall und Einfluß. Unter seinen dogmatischen Schriften tritt sein „Collegium theologicum sive breve systema universae theologiae“, Gron. 1645, 1649, 1656 und 1673 besonders hervor; auch „La sainte bible Française“, 3 vol., Amst. 1669, von ihm und seinen Söhnen herausgegeben und erklärt, erlangte ein bedeutendes Ansehen. Seine zahlreichen Schriften, von Glasius, Godgel. Nederl. und van der Aa, Biogr. Woordenb. aufgeführt, niemals in einer Gesammtausgabe veröffentlicht, kennzeichnen ihn überhaupt als einen höchst eifrigen und thätigen Gelehrten, dem seine Starrsinnigkeit und Rechthaberei um so häßlicher zu Gesicht steht.

Paquot, Mém. litér. I. p. 274 sv.; Glasius, Godel. Nederl. und van der Aa, Biogr. Woordenb.