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ADB:Markovits, Ivan

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Artikel „Markovits, Iván“ von Christian Johnen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 211–212, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Markovits,_Ivan&oldid=- (Version vom 16. Oktober 2024, 02:16 Uhr UTC)
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Markovits: Iván *) (Johann Theodor) M., zweiter Vorsteher des stenographischen Büreaus des ungarischen Reichstages, geboren am 2. Juni 1838 in Kremnitz in Ungarn, † am 5. April 1893 in Budapest, erlernte 1854 während seiner Gymnasialzeit in Schemnitz die Nowak’sche Stenographie, wandte sich dann aber, nachdem er 1856 die Universität in Wien zum juristischen Studium bezogen hatte, der Gabelsberger’schen Stenographie zu und fand in ihr seinen Lebensberuf. Er wurde 1857 Mitglied des Gabelsberger’schen Centralvereins in Wien, der ihm von 1859 bis 1861 den Schriftführerposten übertrug und ihn 1859 nach Brünn sandte, um dort Unterricht in der Stenographie zu ertheilen und einen Verein zu gründen. Auch in Wien war M. als Parlamentsstenograph und Lehrer der Stenographie thätig, gab auch 1863 ein Lehrbuch der Gabelsberger’schen Stenographie heraus (4. Aufl. Wien 1888). Zu seinen Schülern in der Gabelsberger’schen Stenographie zählen u. A. die späteren Minister Freiherr v. Gautsch und Marquis v. Bacquehem. Sein Lebenswerk bildet die Uebertragung der Gabelsberger’schen Stenographie auf die ungarische Sprache, die er 1863 in den „Oesterreichischen Blättern für Stenographie“, dann 1864 in Buchform zuerst gemeinsam mit Prof. Ignaz Szombathy, in den folgenden Jahren allein veröffentlichte (Gyorsirászat Gabelsberger elvei szerint. 1867. 8. Aufl. 1877). Dieselbe gilt als eine der gelungensten Uebertragungen der Gabelsberger’schen Stenographie auf fremde Sprachen, sie wird dem Charakter der ungarischen Sprache in vorzüglicher Weise gerecht und erfreute sich eines großen Erfolges.

Im J. 1865 trat M. als Stenograph in das Stenographenbureau des ungarischen Reichstags ein und rückte hier 1868 bei der Neuorganisation des Stenographenbureaus zum ersten Revisor und 1886 zum zweiten Vorstand desselben auf. Er hatte inzwischen seinen Wohnsitz nach Budapest verlegt, [212] übernahm 1867 den Vorsitz im Budapester Stenographenverein und entfaltete eine rege Wirksamkeit für die Verbreitung seiner ungarischen Uebertragung. Er ertheilte 1870 im Auftrage des Unterrichtsministeriums an 62 Mittelschullehrer stenographischen Unterricht und erwirkte die Einführung seiner Uebertragung in die ungarischen Schulen (laut Erlaß vom 2. Februar 1871 neben der Uebertragung des Stolze’schen Systems von Fenyvessy, dem ersten Vorstande des ungarischen Reichstagsstenographenbureaus); auch wurde M. 1870 Mitglied der Prüfungscommission für das Lehramt der Stenographie. Er selbst ertheilte den stenographischen Unterricht an der k. ungarischen Ludowika-Akademie und am Franz Joseph-Erziehungsinstitut. Auch leitete er die Zeitschriften „Gyorsirászat“ (1864), „Gyorsiraszáti Lapok“ (1869) und „Gyorsiró (1874).

Neben dieser Thätigkeit für die ungarische Stenographie suchte M. auch auf die Fortbildung der deutschen Stenographie im Sinne einer wesentlichen Vereinfachung und größeren Regelmäßigkeit der Gabelsberger’schen Stenographie und einer Vereinigung der Gabelsberger’schen und Stolze’schen Systeme hinzuwirken. Schon im Wiener Centralverein vertrat er die sog. Dresdener Beschlüsse gegen die sog. Wiener Schreibweisen der Gabelsberger’schen Schrift, und gab mehrere Anregungen zu einer Weiterbildung der Dresdener Beschlüsse in dem „Magazin“ und in den „Oesterreichischen Blättern für Stenographie“. Dann unterstützte er 1867 die Faulmann’schen Radikalvorschläge, gab 1878 seine „Anträge zur Revision der deutschen Stenographie“ in Buchform heraus und veröffentlichte in den Oesterreichischen Blättern für Stenographie 1881 und 1882 eine größere Arbeit über eine Aenderung der Zeichen p, f und t im Gabelsberger’schen Alphabet (der sog. Variabeln), indem er diesen Lauten von der Stellung zur Zeile unabhängige Schriftzeichen gab. Seine Ausführungen sind auch von Einfluß auf die Fortbildung der Gabelsberger’schen Stenographie wie der deutschen Stenographie überhaupt gewesen.

Vgl. Krumbein, Entwicklungesch. d. Gabelsb. Stenogr. 1901, S. 256. – Dresd. Corresp.-Bl. 1893, S. 47. – Oesterr. Bl. f. Stenographie 1893, S. 46–52. – Magazin 1893, S. 116–119. – Wacht 1893, S. 119 bis 123. – Westöstl. Rundschau, Berlin 1897, S. 297. – Die ungarischen Werke von Markovits bei Zeibig, Gesch. u. Litt. d. Geschwindschreibekunst, 2. Aufl. S. 297 ff. – Einen Vortrag von M. über die Entwicklung der Stenographie in Ungarn enthält der Bericht über den 3. internationalen Stenographencongreß in München 1890, S. 33 ff.

[211] *) Johannes; im Ungarischen steht der Vorname hinter dem Familiennamen; die Wahl der Bezeichnung „Iván“ deutet auf slavische Abstammung hin.