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ADB:Martini, Alphons

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Artikel „Martini, Alphons“ von Paul Beck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 499–500, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Martini,_Alphons&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 17:47 Uhr UTC)
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Martini: Alphons M., bedeutender Operateur, geb. am 1. Aug. 1829 zu Saulgau, einem oberschwäbischen Städtchen, welches schon einige ausgezeichnete Aerzte, wie im vorigen Jahrhundert die beiden k. k. Leibärzte Anton und Mathäus Störck und den k. k. Kreisarzt zu Bregenz, Wunibald Rosenstiel, hervorgebracht hat; Sohn des Dr. Ferdinand M., † am 14. April 1880 in Biberach, studirte auf den Hochschulen zu München, Wien und Tübingen Medicin, Chirurgie, Geburtshülfe sowie Naturwissenschaften und bildete sich dann noch einige Jahre zu Paris, wo er in den Jahren 1850–1852 die Kliniken und Vorlesungen der damals berühmtesten Professoren, unter Anderem von Roux, Jobert de Lamballe, Nélaton, Civiale, Cazenave, Caudmont, Auziat-Turenne und Guersant mit großem Erfolge besuchte, ferner in Wien und London, hauptsächlich in der operativen Chirurgie aus. Mit einem reichen Schatze von Kenntnissen zurückgekehrt, bekleidete er nach glänzender Promotion zu München „Ueber die Hornhautwunden und ihre Folgen“ (Augsburg 1851) und nach mit Auszeichnung bestandenen Staatsprüfungen 15 Jahre lang die Stelle eines Amtsphysikus von Ochsenhausen in Württemberg, riß sich endlich im J. 1869, aber zu spät, aus dieser Abgeschlossenheit los und siedelte zunächst nach Biberach über, wo seine vordem schon ausgedehnte Praxis immer noch zunahm und er sich seinem eigentlichen Berufe, der Chirurgie, insbesondere auch der mit Vorliebe schon in Paris bei den berühmten Oculisten Sichel und Desmarres gepflegten Augenheilkunde mehr widmen konnte. Im Kriegsjahre 1870/71 erwarb er sich um die im Lazarethe der barmherzigen Schwestern zu Biberach untergebrachten, theils schwerverwundeten, theils an schweren Krankheiten, hauptsächlich am Typhus darniederliegenden Krieger aus allen Gegenden Deutschlands als Vorstand und Arzt in der uneigennützigsten [500] Weise reiche Verdienste; eine stattliche Zahl derselben verdankt seiner rast- und selbstlosen hingebenden Thätigkeit Leben, Gesundheit und den Wiedergebrauch der Glieder und ist ihm zeitlebens zu Dank verpflichtet. – Martini’s Hauptfeld war die operative Chirurgie, in welcher er in der That mit sicherer gewandter Hand Meisterhaftes leistete und eine große vielseitige Thätigkeit entfaltete, welche ihn als weithin gesuchten Operateur über die Grenzen seines engeren Vaterlandes hinausführte; wir sagen nicht zu viel, wenn wir ihn für den ersten Operateur Oberschwabens zu seiner Zeit erklären. Mitten in seinem eifrigsten Wirken, welches ihm in erklärlicher Weise keine Muße zu schriftstellerischer Thätigkeit ließ und noch bevor er an die Ausführung seines längst gehegten Vorhabens, sich in einer größeren Stadt niederzulassen und eine chirurgische Privatklinik zu errichten, gehen konnte, raffte den im kräftigen Mannesalter Stehenden der Tod hinweg, viel zu früh für die leidende Menschheit, von welcher nicht wenige seinen Hingang tief beklagten.