Zum Inhalt springen

ADB:Meinhard (Graf von Görz und Tirol)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Meinhard I. (III.), Graf von Görz und Tirol“ von Alfons Huber in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 228–229, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meinhard_(Graf_von_G%C3%B6rz_und_Tirol)&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 05:44 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Meinhard (Heiliger)
Nächster>>>
Meinhard II.
Band 21 (1885), S. 228–229 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Meinhard I. in der Wikipedia
Meinhard I. von Tirol in Wikidata
GND-Nummer 118782894
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|21|228|229|Meinhard I. (III.), Graf von Görz und Tirol|Alfons Huber|ADB:Meinhard (Graf von Görz und Tirol)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118782894}}    

Meinhard I. (III.), Graf von Görz und Tirol, stammte aus einem Geschlechte, das sich mit Sicherheit nur bis in den Anfang des 12. Jahrhunderts zurückverfolgen läßt, welches aber die Vogtei über das Patriarchat von Aquileja mit vielen Lehen von dieser Kirche (darunter Görz), die Pfalzgrafschaft Kärnthen und ausgedehnte Besitzungen in diesem Herzogthum, z. B. das Gebiet von Lienz, in seinen Händen vereinigte. Meinhard III., der Sohn Engelberts III. von Görz, läßt sich von 1222 an urkundlich nachweisen. Doch handelt noch ungefähr ein Jahrzehnt sein Oheim Meinhard II. als Haupt des görzischen Hauses. Wie fast alle Magnaten des südlichen Deutschlands hielt auch M. in jener von kirchlichen und politischen Stürmen wild erregten Zeit treu zum Kaiser. [229] Dafür ernannte ihn Friedrich II. 1248 nach dem Erlöschen des babenbergischen Hauses zum Reichsverweser in Steiermark, wo er ziemlich allgemein anerkannt worden zu sein scheint. Er benutzte die feindselige Haltung der Kirchenfürsten gegen den Kaiser, um einem Auftrage desselben nachkommend die Besitzungen der Kirchen von Salzburg und Aquileja in Steiermark und Kärnthen anzugreifen. Doch erlitt er im October 1252 bei der Belagerung von Greifenburg durch Philipp von Kärnthen, den erwählten Erzbischof von Salzburg, eine vollständige Niederlage und mußte dann einen ungünstigen Frieden eingehen. Glücklicher war M. durch seine Heirath. Um das Jahr 1236 vermählte er sich mit Adelheid, einer der beiden Töchter des Grafen Albert von Tirol, der in Ermangelung männlicher Nachkommen mit Erfolg bemüht war, seinen Töchtern und Schwiegersöhnen nicht blos die Erbschaft seiner Eigengüter, sondern auch die Nachfolge in seinen weit reicheren Lehen zu sichern. Albert von Tirol hatte schon von seinem Vater als Lehen des Bisthums Trient die Vogtei über dieses Hochstift, die Grafschaft im Vintschgau, den Mitbesitz der Grafschaft Bozen und viele andere Güter und Herrschaften und als Lehen vom Bisthum Brixen die Grafschaft im Eisackthale geerbt und erwarb dazu im Laufe der Zeit noch die Stiftsvogtei über Brixen und nach dem Aussterben der Grafen von Andechs, Herzoge von Meranien, im J. 1248 die Grafschaften im Pusterthal und Unterinnthal. Als mit Alberts Tode am 22. Juli 1253 das Geschlecht der Grafen von Tirol erlosch, erbten seine Schwiegersöhne, die Grafen Meinhard von Görz und Gebhard von Hirschberg, einen großen Theil der heutigen Grafschaft Tirol. Nach manchen Streitigkeiten theilten diese am 10. November 1254 ihr Erbe. Gebhard von Hirschberg und seine Gemahlin Elisabeth erhielten alle Lehen und Güter im Innthale von Zams abwärts und im Wippthale südlich bis zur Peißer Brücke zu Oberau bei der heutigen Franzensfeste und dazu die Vogtei über das Stift Brixen; alles übrige von Zams aufwärts und alle Besitzungen im Herzogthum Trient und im Bisthum Brixen südlich von der Peißer Brücke kamen an den Grafen M. von Görz und dessen Gattin. M. war daher hauptsächlich der Erbe der älteren Güter Alberts von Tirol, dessen Titel er auch annahm und dessen Politik er verfolgte. Dies mußte namentlich der Bischof Egno von Trient, der letzte Sprößling des Hauses der Grafen von Eppan, fühlen. M. benutzte die Noth des Bischofs, der durch den mächtigen Ezzelino da Romano und die auf seiner Seite stehenden Adeligen und Bürger des Trienter Gebietes aus dem italienischen Antheil desselben vollständig ausgeschlossen war, um seine Forderungen demselben gegenüber durchzusetzen. Egno mußte ihm 1254 nicht blos die Stiftslehen der Grafen von Tirol und Ulten, die schon sein Schwiegervater besessen hatte, sondern auch jene der kürzlich erloschenen Grafen von Eppan übertragen, so daß M. die Lehen der hervorragendsten südtirolischen Geschlechter, der Tiroler, Eppaner und Ultner, theilweise auch die der Andechser in seinen Händen vereinigt hatte, als er am 22. Juli 1258 aus dem Leben schied.

C. R. Coronini, Tentamen genealog. chronolog. comitum Goritiae. Viennae 1753. O. Lorenz, Ottokar von Böhmen und das Erzbisthum Salzburg. Wien 1860. J. Durig, Beiträge zur Geschichte Tirols in der Zeit Bischof Egnos von Brixen und Trient. Innsbruck 1860. J. Egger, Geschichte Tirols, 1. Bd.