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ADB:Mencke, Johann Burchard

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Artikel „Mencke, Johann Burkhard“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 310–311, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mencke,_Johann_Burchard&oldid=- (Version vom 8. Dezember 2024, 12:19 Uhr UTC)
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Mencke: Johann Burkhard M., geb. am 8. April 1674 zu Leipzig, der Sohn Otto Mencke’s (s. u.). Nachdem er auf der Leipziger Nicolaischule vorgebildet, ebendaselbst Philosophie und Theologie studirt hatte, auch bereits mit dem zwanzigsten Jahre Magister der Philosophie geworden war, machte er 1698 in Begleitung seines Freundes Schütz eine Reise durch Holland, Frankreich und England, von der er eine bleibende Begeisterung für letzteres Land heimbrachte. In England verkehrte er mit hervorragenden Gelehrten, wie Cave[WS 1] und Wordward[WS 2], arbeitete viel in Bibliotheken und trug sich mit biblio- und paläographischen Plänen. 1699 erhielt er in seiner Vaterstadt an Rechenberg’s Stelle die Professur der Geschichte, ergänzte noch nachträglich die für diese Wissenschaft nöthigen Kenntnisse, unter anderen auch durch juristische Studien, erlangte 1701 zu Halle den juristischen Doctorhut, wurde 1708 nach Tentzel’s Tode zum kurfürstl. sächsischen Historiographen und 1709 königl. polnischen Rath, 1723 zum Hofrath ernannt, vertrat die Universität auf dem Landtage zu Dresden und starb am 1. April 1732. Als Mensch wie als vielseitiger Gelehrter hochgeachtet, sorgte er eifrig für die Blüthe der Universität und das Wohl der Studirenden. 1717 erweiterte er die von etlichen Görlitzer Studenten 1697 gestiftete und unter seinem Schutz wirkende Görlitzer poetische Gesellschaft zu der Deutschübenden poetischen Gesellschaft; durch Gottsched, der ihr seit 1724 angehörte und bald die Rolle eines Leiters übernahm, ward sie dann 1727 zur deutschen Gesellschaft erhoben. Als Historiker hat er keinen bleibenden Ruhm erworben, seine Biographie Kaiser Leopold I. ist eine schwache Leistung. Verdienstlich dagegen ist sein Streben, die Geschichte auch dem gebildeten Laien zugänglich zu machen, seine Thätigkeit für die Litteraturgeschichte durch Herausgabe [311] vergessener Schriftsteller und in erster Linie seine Sammlung und Sichtung des historischen Quellenmaterials. Seine „Scriptores rerum germanicarum praecipue Saxonicarum“, 3 voll. fol. Lips. 1728–1730 sind noch jetzt nicht zu entbehren. Eine ganze Reihe wichtiger Quellen wurden in dieser Sammlung zum ersten Male bekannt gemacht, z. B. das „Chronicum Sampetrinum“, Joh. Rothe’s Thüringische Chronik, Hartung Kammermeister’s Annales Erfurtenses. Mit Sorgfalt und einer für jene Zeit bemerkenswerthen Correctheit herausgegeben, haben die Scriptores lange Zeit in den Händen der Geschichtsforscher gute Dienste geleistet; noch heute haben einige von M. darin herausgegebene Werke eine neue Edition nicht gefunden. Von großem Interesse ist auch: „Sigismundi Augusti Polon. Reg. epp. legationes et responsa nec non Stephani Batorii Epp. Decas etc.“, 1703, eine Sammlung der Briefe und Legationsinstructionen Königs Sigismund August von Polen. Nach seines Vaters Tode setzte er dessen Acta Eruditorum fort und bearbeitete selbst gründliche und gelehrte Anzeigen für dieselben. 1715 begründete er die „Neuen Zeitungen von gelehrten Sachen“ und legte den Grund zu dem später von Jöcher herausgegebenen Gelehrtenlexikon, indem dessen erste 1715 erschienene Auflage nach von M. gegebenem Plan und Grundriß durch Andere ausgearbeitet wurde. Seine Gedichte gab er unter dem Namen Philander von der Linde heraus, 4 Bde. 1705. Seine zahlreichen kleinen und akademischen Schriften historischen und archäologischen, auch moralisirenden und satirischen Inhalts sind nach seinem Tode von seinem Sohne gesammelt worden in Orationes academicae, Dissertationes literariae und Dissertationum academicarum decas, sämmtlich Lips. 1734. Am weitesten und zwar in ganz Europa bekannt machten ihn die beiden oft herausgegebenen und in viele Sprachen übersetzten Reden „De charlataneria eruditorum“, 1713 und 1715 gehalten, in welchen die Thorheiten und Schwächen der Gelehrten unter Anführung vieler Anekdoten geschildert wurden. Er besaß das Rittergut Görnitz bei Leipzig. Von seiner Gattin Katharina Margaretha, Tochter des Buchhändlers Gleditsch hinterließ er zwei Söhne und eine Tochter, letztere vermählte sich mit dem reichen Kaufmann Peter Hohmann, nachherigen Freiherrn von Hohenthal.

R. Treitschke, Burkhard Mencke. Zur Geschichte der Geschichtswissenschaft im Anfange des 18. Jahrh., Leipzig 1842.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. William Cave (1637–1713)
  2. John Woodward (1655–1728)