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ADB:Meran, Franz Graf von

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Artikel „Meran, Franz Graf von“ von Franz Ilwof in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 321–325, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meran,_Franz_Graf_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 02:27 Uhr UTC)
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Meran: Franz Graf von M., war der Sohn Erzherzogs Johann von Oesterreich und der ihm am 3. September 1823 angetrauten Anna Plochl, Postmeisterstochter zu Aussee, welche später vom Kaiser zur Freiin v. Brandhofen und 1844 zur Gräfin Meran erhoben wurde. Graf M. erblickte zu Wien am 11. März 1839 das Licht der Welt. Des Neugeborenen Taufpathe war Erzherzog Ludwig, Johann’s Bruder, und er erhielt die Namen Franz Ludwig Johann Jakob Gregor; den Rufnamen Franz in dankbarer Erinnerung des Erzherzogs Johann an seinen Bruder, Kaiser Franz, der ihm die Bewilligung zur Vermählung mit der geliebten Auserwählten gegeben hatte. Das Prädikat „Meran“ erhielten Gattin und Sohn des Erzherzogs deshalb, weil dieser das nördlich von Meran gelegene Schloß Schönna sammt den dazu gehörigen Herrenrechten zur Apanagirung seines Sohnes gekauft hatte, einen alten tirolischen Herrensitz am Ausgange des Passeyer Thales mit prachtvoller Aussicht in das herrliche Etschthal und tief hinein in die historisch berühmt gewordene Heimath Andreas Hofer’s, des Wirthes am Sand.

Die Nachricht von der Geburt eines Sohnes des Erzherzogs Johann wurde, besonders in der Steiermark, mit allgemeiner Begeisterung aufgenommen. Die Stände dieses Herzogthums gaben derselben dadurch Ausdruck, daß sie in der Sitzung des steiermärkischen Landtages am 17. September 1839 den Sohn des größten Wohlthäters ihres Landes durch allgemeine Acclamation in die Reihe der steiermärkischen Herren und Landleute des Herrenstandes aufnahmen.

Die Jugendjahre brachte M. zum größten Theile in Graz, wo der Erzherzog sich ein Palais erbaut hatte, sodann auf den Landsitzen der Eltern, dem Brandhofe in Obersteiermark, in Aussee, der Heimath der Mutter, in Stainz bei Graz, welche Herrschaft mit großem Schlosse und Grundbesitz in einer der fruchtbarsten Gegenden der Steiermark, im Angesichte der in herrlichen Formen sich erhebenden Koralpe gelegen, der Erzherzog im J. 1840 angekauft hatte, und in Schönna zu.

Von Mitte 1848 bis Ende 1849 weilte der junge Graf mit seinem erlauchten Vater, dem damaligen deutschen Reichsverweser, zu Frankfurt a. M. Es sind also mannichfaltige, gewiß folgenreiche Eindrücke gewesen, welche auf das jugendliche Gemüth des Grafen einwirkten und tiefe Spuren zurückließen. Nachdem der Erzherzog nach der Niederlegung der Reichsverweserschaft anfangs 1850 wieder seinen bleibenden Wohnsitz in Graz nahm, begann die wissenschaftliche Ausbildung seines zum Jüngling heranreifenden Sohnes. Der Erzherzog, selbst ein warmer Freund und vorzüglicher Kenner der Naturwissenschaften, legte auf den Unterricht in dieser Disciplin besonderes Gewicht, und M. erhielt als Lehrer mehrere Professoren des „Joanneums“, der herrlichen Stiftung seines erlauchten Vaters; so unterwies ihn in der Chemie der rühmlichst bekannte Fachmann Professor Gottlieb. Aber nicht dieses Studiengebiet war es, in dem M. später weiter arbeitete, sondern ein davon weit entferntes, die Waffenkunde, in welcher er sich als Forscher und durch mehrere grundlegende Arbeiten auszeichnete.

Wie dies bei seiner väterlichen Abkunft nicht leicht anders zu denken [322] war – denn alle Glieder des Hauses Habsburg hängen mit ganzem und vollem Herzen an dem Kriegerstande – erwachte frühzeitig in dem kaum achtzehnjährigen Jüngling der unbesiegbare Trieb, in die Armee seines Vaterlandes einzutreten, sich dem Waffendienste zu widmen. Er wurde Lieutenant und Oberlieutenant im Infanterieregimente Nr. 18 Großfürst Constantin, dann Rittmeiter im 2. Dragonerregiment.

Im J. 1859 traf ihn der erste harte Schicksalsschlag; anfangs Mai erkrankte Erzherzog Johann an einer schweren Entzündung der Lunge, um so gefährlicher, da er bereits das 78. Lebensjahr überschritten hatte; die Aerzte befürchteten bald das Aeußerste, der Sohn wurde telegraphisch herbeigerufen; am 11. Mai 3 Uhr Morgens kam er in Graz an bei dem geliebten Vater, der den Sohn noch erkannte und mit wenigen Worten zärtlich begrüßte, doch wenige Stunden nachher in den Armen der Gattin und des Sohnes verschied. Von tiefstem Schmerze ergriffen, betrauerte M. das Hinscheiden seines erlauchten Vaters und zeitlebens stand ihm nichts höher und hielt er nichts inniger im Herzen als das Andenken an ihn. Streng und genau kam er den Anordnungen desselben nach; Erzherzog Johann hatte gewünscht, in Schönna, mitten im Lande Tirol, das er so innig geliebt und mit dem ihn sein Schicksal in den Jahren 1805–1816 so fest verknüpft hatte, dauernd zu ruhen; die irdische Hülle des Verblichenen wurde daher vorläufig in dem 1516 erbauten Mausoleum Kaiser Ferdinand’s II. in Graz beigesetzt und M. ließ eine herrliche, in gothischen Formen sich erhebende Grabkapelle vor dem Schlosse Schönna erbauen, in der einige Jahre später die irdischen Reste Erzherzog Johann’s bestattet wurden.

Mit seinem ganzen Herzen hing M. an seiner vortrefflichen Mutter, die ihm ein gütiges Geschick noch durch Jahre erhielt, und weithin durch alle Stände können wir blicken, bis wir wieder auf ein so schönes, so warmes, so zartes Verhältniß stoßen, wie es da zwischen Mutter und Sohn bestand. – Gewiß war es die Liebe zur Mutter, die ihn, um nicht dauernd von ihr getrennt zu bleiben, bestimmte, im J. 1862 aus dem activen Dienste des Heeres zu scheiden; er wurde Major ad honores, ließ sich aber, als durch das Wehrgesetz vom 5. December 1868 die Landwehr wieder eingeführt wurde, in den Stand der steiermärkischen Landwehrescadron Nr. 3 eintheilen und trat am 14. Juli 1870 als Major in den nichtactiven Stand der berittenen Landesschützen von Tirol über, in welcher Stelle er bis zu seinem Tode blieb.

Als Oesterreich in die Bahnen des constitutionellen Lebens einlenkte, wurde dem Grafen M. vom Kaiser die Würde eines erblichen Mitgliedes des Herrenhauses verliehen.

Am 8. Juli 1862 vermählte er sich, erst 23 Jahre alt, mit der Gräfin Therese Lamberg, der Tochter des Grafen Franz Philipp v. Lamberg, der 1848 vom Kaiser Ferdinand zum Generalcommandeur der militärischen Macht und provisorisch zum Palatin in Ungarn ernannt, am 28. September 1848 auf der Brücke zwischen Ofen und Pest vom Pöbel getödtet worden war. Die Ehe war eine überaus glückliche, mit sieben Kindern gesegnete.

Von seiner Vermählung an nahm M. seinen dauernden Wohnsitz in Graz und brachte, außer vielen Reisen, nur den Sommer auf seiner Villa am Grundlsee bei Aussee und die Zeit der Hochjagd auf dem Brandhofe bei Maria Zell zu. – Alljährlich mindestens einmal begab er sich nach Schönna, um am Grabe des Vaters zu beten.

Im J. 1869 wurde M. vom Kaiser zum Ritter des goldnen Vließes erhoben und 1882 zum Wirklichen Geheimen Rathe (Excellenz) ernannt worden.

[323] Ein schwerer Schicksalsschlag traf ihn, als ihm 1885 die geliebte Mutter, allerdings schon 82 Jahre alt, durch den Tod entrissen wurde; sie starb in ihrem Vaterhause zu Aussee und M. geleitete ihre entseelte Hülle in die Familiengruft zu Schönna, wo ihr Sarg neben dem ihres erlauchten Gemahls, des Erzherzogs Johann, beigesetzt wurde.

M. war ein wackerer Krieger, so lange er activ diesem Berufe angehörte; die Güter, welche ihm nach dem Tode seines Vaters zugefallen waren, verwaltete er mit Umsicht und von der Zeit an, in welcher er seinen dauernden Wohnsitz in Graz genommen, baten ihn zahlreiche wohlthätige und gemeinnützige Gesellschaften und Vereine, an ihre Spitze zu treten oder sonst in ihnen zu wirken, und in all diesen arbeitete er mit der größten Hingebung, mit rastlosem Eifer und mit glänzenden Erfolgen. So vor allem in dem patriotischen Landes- und Frauen-Hülfsvereine vom rothen Kreuze, dessen Präsident er war. Dieser Verein sorgt vor für alles das, was im Falle eines Krieges erforderlich ist, verwundete und kranke Krieger zu pflegen und zu heilen und diejenigen, die im Kampfe unheilbaren Schaden erlitten, für ihr weiteres Leben zu unterstützen. Vorräthe sind aufgespeichert, Hülfsmittel zusammengetragen für den Transport der Verwundeten, zur Errichtung von Spitälern im Kriegsfalle und die Gesellschaft, welche auf diese Weise vorarbeitet, um die schrecklichen Folgen der Kriege zu mildern, stand jahrelang unter der Leitung des Grafen v. M.; er führte und lenkte sie so, daß sie gerüstet dasteht, wenn ihr Wirken im Kriegsfalle beginnen soll und daß sie auch in der Zeit des Friedens reiche Spenden vertheilen kann an solche, welche in früheren Kriegen invalid geworden. – Im Curatorium des „Joanneums“ war er der Erbe und Träger der Gedanken und Pläne seines erlauchten Vaters, des Gründers dieser herrlichen Anstalt und dem Landes-Musealverein „Joanneum“, dessen Zweck es ist, durch Erwerbungen das Landesmuseum zu bereichern und der bereits ansehnliche Schätze hierzu gesammelt, stand er als Präsident vor. Ebenso der k. k. privilegirten wechselseitigen Brandschadenversicherungsanstalt, auch einer Schöpfung Erzherzogs Johann’s; sodann in gleicher Weise dem Jagdschutzvereine, dem Fremdenverkehrsvereine, dem Grazer Schutzvereine; in allen wohlthätigen und gemeinnützigen Gesellschaften, welche das Glück hatten, ihn an ihrer Spitze oder in ihrer Leitung zu haben, wirkte er auf das Hingebendste und Erfolgreichste.

Außer dieser umfassenden Thätigkeit fand M. noch Zeit und Gelegenheit, sich seinen Lieblingsstudien, den historischen, zu widmen, in ihnen zu produciren und Andere zur Production anzuregen. Auf seine Veranlassung und Kosten erschienen zwei bemerkenswerthe Publicationen, 1882 gewissermaßen als Gabe zur Feier des hundertsten Jahrestages der Geburt seines Vaters, die von dem Verfasser dieser Biographie herausgegebene Schrift: „Aus dem Tagebuche des Erzherzogs Johann. Eine Reise durch Obersteiermark im Jahre 1810“, werthvoll für die Biographie des kaiserlichen Prinzen sowohl, als für die Kenntniß der Steiermark vor etwa 100 Jahren; und 1887 „Der Frau Maria Elisabeth Stampfer aus Vordernberg Hausbuch“ herausgegeben von J. v. Zahn, eine reizende Familienchronik aus dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts. – Die reichen Schätze des Archivs des Erzherzogs Johann hütete M. sorgsam, las selbst die Fascikel mit Briefsammlungen und Actenstücken, sowie die umfangreichen Tagebücher, wie sie der kaiserliche Prinz geführt, eifrigst durch, daß er über alles gründlich Bescheid wußte. Einzelnen ihm vertrauenswürdig erscheinenden Forschern erschloß er auch diese unschätzbaren historischen Materialien, und so sind sozusagen aus denselben die Werke von Krones: „Zur Geschichte Oesterreichs im Zeitalter der französischen Kriege [324] und der Restauration“, über „Tirol 1812–1816 und Erzherzog Johann von Oesterreich“, „Aus dem Tagebuche Erzherzogs Johann von Oesterreich (1810 bis 1815)“, „Aus Oesterreichs stillen und bewegten Tagen 1810–1812, 1813-1815“, die Studie von Zwiedineck: „Das Gefecht von St. Michael 1815“ (Mittheilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung), desselben: „Erzherzog Johann von Oesterreich im Feldzuge von 1809“ hervorgegangen. Auch für die von Schlossar unter dem Titel: „Erzherzog Johann und sein Einfluß auf das Culturleben der Steiermark“ herausgegebenen Briefe kam reiches in den Anmerkungen verarbeitetes Material aus dem erzherzoglichen Archive. Ebenso haben der Essay des Unterzeichneten: „Erzherzog Johann und seine Beziehungen zu den Alpenländern“ (Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, 13. Band), sowie die „Briefe des Erzherzogs Johann an Joseph Freiherr v. Hammer-Purgstall“ (Mittheilungen des Historischen Vereins für Steiermark, 37. Heft), durch den Grafen v. M. reiche Förderung erhalten.

So nützte er der Wissenschaft, welche sein Lieblingsstudium war, mittelbar; aber auch als Forscher war er in einem Gebiete derselben thätig. Durch Studium und durch Anschauung hatte er sich zu einem der besten Waffenkenner herangebildet; in der Kunde des Waffenwesems vom Beginne des Mittelalters an und in der Geschichte dieses Zweiges menschlicher Erfindungskraft und Arbeit kann er als eine der ersten Autoritäten bezeichnet werden. Zwei vortreffliche Monographien verdankt diese Wissenschaft ihm: „Der sogenannte Leobner Helm im Joanneum zu Graz“ und „der Pranckher Helm aus Stift Seckau“, beide anonym 1878 in Graz erschienen, sind mustergültige Arbeiten auf dem Gebiete der mittelalterlichen Waffenkunde, und dann das umfassende Prachtwerk: „Die Waffen des Landes-Zeughauses in Graz“ von G. v. M., Graz 1880, ein Meisterwerk in Text und Illustrationen, in welchem der überreiche Schatz an Waffen, welche sich in diesem, in seiner Art einzig dastehenden Zeughause befinden, vortrefflich beschrieben und bestimmt wird. In den Vorbemerkungen zu diesem Werke spricht sich M. in folgender Weise aus: „Die dermalen noch im landschaftlichen Zeughause in Graz bewahrten Waffenvorräthe, durch Abbildungen veranschaulicht, nach Gestalt und Wesen einer Beschreibung zu unterziehen, ist der Zweck dieser Studie. Ich betrachte es als meine Pflicht, mich bei dieser Arbeit nur selbsteingesehener gleichzeitiger Quellen zu bedienen und andere nur dann zu benützen, wenn sie der strengsten Kritik Stand hielten. Immerhin dürfte ein Theil der Leser den vorgeführten Stoff zu knapp behandelt, ein anderer Theil wieder finden, daß zu viel allgemein Waffengeschichtliches, daher Bekanntes unnöthig mitgetheilt werde. Das redliche Bestreben, dem ernsten Forscher manche unbekannte Quelle aufzuschließen und dabei doch in weiteren Kreisen, besonders in Steiermark selbst, einiges Interesse für das Waffenwesen im Allgemeinen und dabei auch für das kostbare Landeseigenthum, das Zeughaus, zu wecken, mag das Zuviel und Zuwenig dieser Arbeit entschuldigen.“ – Wenn M. in diesen Worten sich dahin ausspricht, daß er bei allen seinen wissenschaftlichen Arbeiten nur der besten Quellen sich bediente und stets die strengste Kritik übte, so ist er damit vollkommen im Rechte, wenn er aber Zweifel hegt, ob er allen Lesern des Werkes gerecht geworden sei, so ist das nur der Ausdruck allzu großer Bescheidenheit, denn, um jetzt nur von diesem Werke zu sprechen, hat er sich durch dasselbe ein unvergängliches Verdienst um die Wissenschaft und um die Steiermark erworben. Nicht bloß durch Forschung und Darstellung hat er sich um die Kunde des Waffenwesens hoch verdient gemacht, auch mit eigener Arbeit hat er darin eingegriffen; die Neuordnung [325] der Waffensammlung des Landeszeughauses, das er so trefflich beschrieben, wurde unter seiner Leitung vollzogen, nach seinen Plänen ist sie jetzt aufgestellt und ungezählte Tage und Stunden hatte er dieser mühevollen Aufgabe gewidmet.

Erzherzog Johann war ein begeisterter Freund der Alpenwelt und bereiste und durchforschte sie zu einer Zeit, wo die Erkenntniß derselben kaum noch begonnen hatte; auch darin war M. der Nachfolger seines Vaters; er war ein glühender Verehrer der Alpenwelt, bestieg ihre Berge, durchstreifte ihre Thäler, sei es als Jäger, sei es als Tourist; er förderte durch Rath und That die alpinen Vereine, welche sich die Erschließung der Hochgebirgswelt zum Zwecke gestellt und sprach sich oft in begeisterten Worten über die nachhaltigen Eindrücke aus, welche die wunderbare Schönheit des Hochgebirges auf ihn geübt.

Ein geistreicher Franzose spricht sich irgendwo dahin aus, daß auch der bedeutendste Mann die Fehler seiner Tugenden habe, und so können wir von M. sagen, daß er von zu großer Bescheidenheit und Zurückhaltung gewesen. Bei seiner ausgezeichneten Begabung, seinen reichen Kenntnissen, seiner gewinnenden Erscheinung hätte er eine große Rolle im öffentlichen und gesellschaftlichen Leben spielen können; er trat aber nie und nirgends hervor, hielt sich absichtlich immer im Hintergrunde und so konnten nur die ihm Nahestehenden und seines persönlichen Umganges Theilhaftigen (dessen der Verfasser dieser Biographie als einer der schönsten Erinnerungen seines Lebens stets gedenk sein wird) ihn ganz und voll würdigen. M. war Mitglied des Herrenhauses, gehörte in demselben, da er gut deutsch und fortschrittlich gesinnt war, der Verfassungspartei an, war ein entschiedener Gegner aller feudalen und clericalen Aspirationen, im Herrenhause stimmte er stets seinen liberalen Ansichten getreu, aber nie ergriff er das Wort. Die Bescheidenheit und Zurückhaltung in dieser Situation sowie in allen Lagen seines Lebens mag wol auch darin ihren Grund gehabt haben, daß M. ebenso wie seine Mutter noch als Mitglieder der kaiserlichen Familie rechtlich galten und sich besonders deshalb stets zur höchsten Discretion namentlich in öffentlichen Angelegenheiten verpflichtet hielt.

In den letzten Monaten seines Lebens erhoben ihn noch zwei freudige Ereignisse: der deutsche Kaiser zeichnete ihn durch die Verleihung des Großkreuzes des Rothen Adlerordens aus, und am 4. Februar 1891 vermählte sich sein ältester Sohn Dr. Johann Graf v. M. mit seiner Cousine, der Gräfin Ladislaja v. Lamberg.

Durch die letzten sechs Jahre seines Lebens litt M. an einem bald leichter, bald schwerer auftretenden Magenübel; vergebens suchte er bei vielen Aerzten und in verschiedenen Curorten Heilung. Schwer leidend begab er sich Mitte März 1891 nach Abbazia; dort ereilte ihn am 27. März Vormittags um 11 Uhr der Tod; in den Armen seiner Gemahlin und seiner Tochter Anna hat er den Geist ausgehaucht. Magengeschwüre und infolge dessen Perforation des Magens ergab der ärztliche Befund. – Seine irdische Hülle wurde in Abbazia eingesegnet und in der Grabcapelle seines Schlosses Schönna neben den Sarkophagen von Vater und Mutter bestattet.

Ilwof, Franz Graf v. Meran. (In der Wiener Zeitung 1891, Nr. 85, und im Gedenkbuch des Historischen Vereins für Steiermark, Mittheilungen desselben XXXIX, 159–170.)