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ADB:Merbitz, Johann Valentin

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Artikel „Merbitz, Johann Valentin“ von Franz Schnorr von Carolsfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 384–385, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Merbitz,_Johann_Valentin&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 00:01 Uhr UTC)
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Merbitz: Johann Valentin M., Schulmann, geb. zu Dresden im J. 1650, † daselbst am 6. (wol nicht 4.) Juni 1704, wirkte in der Zeit vom 5. December 1676–1702, nachdem er in Leipzig Philosophie und Theologie studirt hatte, als Conrector an der Kreuzschule zu Dresden, wol nur kurze Zeit auch als Informator des 1696 geborenen königl. polnischen und sächsischen Kur-Prinzen. Wie schon aus seiner in die Jahre 1668–1675 oder 1676 fallenden Universitätszeit mehrere Disputationen von ihm im Druck vorhanden sind, von denen zwei: „de infantibus supposititiis, vulgo Wechselbälgen“ und „de nymphis [385] nobis Wasser-Nixen“, zweimal vereinigt in Neudrucken erschienen, so werden auch aus seiner späteren Lebenszeit eine größere Anzahl litterarischer Veröffentlichungen angeführt, darunter Ausgaben von Cicero’s Laelius und Somnium Scipionis, des Caesar, der Germania des Tacitus, sowie einige Schuldramen, unter anderen ein in deutschen Versen geschriebenes (nebenbei bemerkt, anscheinend in keinem Exemplar erhaltenes) Drama Orpheus. Das Merkwürdigste jedoch, was über ihn berichtet wird, ist, daß er in fünfjähriger Arbeit einen kunstvollen Kopf gebildet haben soll, der auf jede Art von Fragen, die man ihm ins Ohr sagte, mit deutlicher Stimme und in allen Sprachen, auch lateinisch, französisch, hebräisch und griechisch, zu antworten vermochte, Zukünftiges vorhersagte und Geheimes offenbarte. Nur durch den Tod soll M. verhindert worden sein, ein noch kunstreicheres Werk zu vollenden, mit dem er bereits acht Jahre beschäftigt war: er beabsichtigte zwei Bildsäulen herzustellen, die mit einander über jeden beliebigen Gegenstand ein Zwiegespräch in Frage und Antwort zu führen und dabei jeden gewünschten guten oder übeln Geruch, Zimmet- oder Rosen- oder Myrrhengeruch u. s. w., von sich zu geben verstanden.

Nova literaria Germaniae. Anni MDCCIV, Hamburgi. 4°, S. 410 f. Chn. Fleming, respond. C. P. Meister. Disquisitio de loquela imaginum. Lips. 1705, 4°, S. 36 f. Godofr. Ludovici, Historia rectorum et gymnasiorum Pars II, Lips. 1709, 8°, S. 119–122. Dan. Frdr. Pönmann, Vitae virorum ex quavis facultate clarissimorum, Wittenb. 1714, 8°, S. 192–196. Jöcher, Gelehrten-Lexicon, Th. III, Leipz. 1751, 4°, Sp. 448 f. Ch. H. Paufler. de conrectoribus scholae Dresdensis, Dresd. 1816, 4°, S. 5. O. Meltzer in der Festschrift Herrn Oberbürgermeister Pfotenhauer gewidmet vom Lehrercollegium der Kreuzschule, Dresden (1874), 4°, S. 15 f.