ADB:Merck, Ernst Freiherr von

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Artikel „Merck, Ernst von“ von B. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 398–399, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Merck,_Ernst_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 09:10 Uhr UTC)
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Merck: Ernst von M., Bruder von Karl Herm. (s. u.), geb. zu Hamburg am 20. Novbr. 1811, † am 6. Juli 1863, erhielt seine kaufmännische Bildung auf der Handelsschule zu Bremen und im väterlichen Geschäft. Im J. 1831 ging er nach Antwerpen, von dort nach Liverpool und Rio de Janeiro und kehrte 1836 nach Hamburg zurück, wo er nunmehr als Theilhaber in das Geschäft seines Vaters eintrat. Nachdem er zunächst mehrere städtische Ehrenämter bekleidet hatte, ward er im J. 1848 zum Mitglied des deutschen Parlaments gewählt. Hier vertrat er den Freihandelsstandpunkt, während er im Uebrigen der Partei der äußersten Rechten angehörte. Bei der Kaiserwahl stimmte er für den König von Preußen und gehörte auch zu den Mitgliedern der Deputation, welche berufen war dem König die Kaiserwürde anzutragen. Nachdem in Folge der ablehnenden Antwort des Königs und des seitdem immer mehr sich geltend machenden Verfalls des Parlaments das Ministerium Gagern zurückgetreten war, ließ M. sich bestimmen, in das Ministerium Detmold-Grävell als Finanzminister einzutreten, in der ausgesprochenen Meinung, damit dem Gemeinwohl einen Dienst zu leisten, indem beim Nichtzustandekommen eines Ministeriums der Reichsverweser zurückgetreten und damit die Centralgewalt ohne Ersatz und ohne daß die Folgen eines solchen Schrittes abzusehen waren, zusammengefallen wäre. In dem einmal übernommenen Amte harrte er bis zum Ende der Centralgewalt aus und gehörte zu denjenigen Ministern, welche dem Erzherzog bei Uebergabe der Geschäfte an die provisorische Centralcommission zur Seite standen. Er kehrte dann mit dem Ende des Jahres 1849 in die Heimath zurück, um das undankbare und allseitig angefeindete Amt eines Reichministers wieder gegen die hochgeachtete Stellung zu vertauschen, welche er als Theilhaber eines der größten deutschen Handelshäuser an der Hamburgischen Börse und im Welthandel einnahm. Neben seiner privaten Thätigkeit nahmen ihn nach seiner Rückkehr gemeinnützige Bestrebungen der verschiedensten Art in Anspruch, und bald konnte es kein irgendwie bedeutsames Unternehmen in seiner Vaterstadt geben, welches nicht mit seinem Namen verknüpft war. Eine seltene Energie des Geistes und eine alle Gemüther gewinnende Persönlichkeit ließen ihn alle Schwierigkeiten überwinden, welche seinen vielfachen Plänen und Projecten unbesiegbar gegenüber zu stehen schienen. Indem er jeder Sache eine volksthümliche und eine gewissermaßen vornehme Seite zu verleihen wußte, bannte er die verschiedenartigsten Personen an seine Unternehmungen und führte sie gemeinsam mit diesen in kühnem Wagen durch. Namentlich ist die internationale landwirthschaftliche Ausstellung von 1863, welche für die deutsche Landwirthschaft und für den Handel mit landwirthschaftlichen Gegenständen epochemachend werden sollte, vornehmlich sein Werk gewesen. Ebenso ist er der Gründer des zoologischen Gartens in Hamburg, der Urheber des Vereins zur Rettung Schiffbrüchiger und Förderer vieler commercieller, künstlerischer und wissenschaftlicher Institute gewesen. Als im J. 1857 die verhängnißvolle Handelskrisis über Hamburg hereinbrach, war er einer der ersten, welche den Kopf wieder erhoben, und seiner Thatkraft und Energie verdankte man es nicht zum Wenigsten, daß das gegenseitige Vertrauen wieder erweckt und manche anfänglich für unvermeidlich gehaltenen Folgen abgewendet wurden. Auch ist es seinem Einfluß mit zuzuschreiben, daß die rettenden zehn Millionen aus Wien eintrafen, mit deren Hülfe manches wankende Handlungshaus gestützt werden konnte. Seinen aus der Frankfurter Periode herrührenden österreichischen Sympathien blieb M. auch [399] später treu, nachdem er im J. 1853 zum österreichischen Generalconsul ernannt und später, bei Eröffnung der Kaiserin-Elisabeth-Bahn, vom Kaiser von Oesterreich in den erblichen Adelsstand erhoben worden war. Trotz dieser seiner politischen Richtung, welche viele seiner Mitbürger nicht theilten, und trotz seiner Adelserhebung, welche sogar in weitesten Kreisen ungern gesehen wurde, blieb die allgemeine Verehrung für M. dieselbe und, als er kurz vor Eröffnung der landwirthschaftlichen Ausstellung plötzlich aus diesem Leben abgerufen wurde, starb er entschieden als der populärste Mann seiner Vaterstadt. Manche Projecte sind mit ihm ins Grab gesunken, und schon der Umstand, daß viele von ihnen unausgeführt geblieben sind, bestätigt, was bei seinem Tode vielfach ausgesprochen wurde, daß M. in gewisser Beziehung unersetzt bleiben werde.

B.