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ADB:Mersi, Andreas Ritter von

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Artikel „Mersi, Andreas Dominicus Ritter von“ von Karl Theodor von Inama-Sternegg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 458–459, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mersi,_Andreas_Ritter_von&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 16:00 Uhr UTC)
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Mersi: Andreas Dominicus Ritter v. M., Cameralist, aus einem alten immatriculirten tiroler Adelsgeschlechte, war als Sohn des Vicekreishauptmanns Johann Andreas v. M. am 20. December 1779 zu Innsbruck geboren. Seine Mutter Josefa war die Schwester des bekannten Theatiners Don Ferdinand v. Sterzinger, des eifrigen Bekämpfers des Hexenaberglaubens, der unter dem Kurfürsten Maximilian III. von Baiern Präsident der Akademie der Wissenschaften zu München war. Seine Studien machte M. durchaus mit vorzüglichem Erfolge in seiner Vaterstadt; schon mit 19 Jahren trat er als Docent für Mathematik an der Universität auf und erhielt bereits 1800 die Professur dieses Faches. Vorher schon hatte das Vaterland ernste Anforderungen an den jungen Mann gestellt; mit seinem Vater schloß er sich im J. 1797 dem allgemeinen Landsturme gegen die in Tirol eingebrochenen Franzosen an und ward mit seinem Vater in der Schlacht bei Spinges (2. April) gefangen genommen und seiner Habseligkeiten beraubt. Zu friedlicher gelehrter Beschäftigung zurückgekehrt, wendete M. seine Aufmerksamkeit immer mehr dem öffentlichen Leben zu und trat in Folge dessen im J. 1808 von der philosophischen zur juridischen Facultät über, wo er politische Wissenschaft und Statistik als Nominalfächer übernahm. Doch schon im folgenden Jahre entzogen die kriegerischen Ereignisse M. wieder seinem wissenschaftlichen Berufe. Als die Oesterreicher am 14. April 1809 in Innsbruck eingerückt waren, faßten die Studenten den Entschluß eine Militärcompagnie zu bilden und verlangten ihren beliebten Lehrer M. zum Hauptmann; erst nach längerem Widerstreben ließ er sich, halb genöthigt durch den General Buol, dazu herbei, obgleich für Ausrüstung, Verpflegung und Löhnung der Compagnie in keiner Weise gesorgt war. Bevor die Studentencompagnie zu einer Action kam, war sie auch bereits wieder aufgelöst, nach dem zweiten Abzug der Franzosen aus Innsbruck aber unter dem Andringen Hormayr’s am 23. Juli neuerdings gebildet und M. wieder an ihre Spitze gestellt; doch auch dieses Mal ohne eine nennenswerthe Leistung. Nachdem Tirol noch im selben Jahre wieder in bairische Verwaltung zurückfiel, hatte sich auch M. zunächst über seine Betheiligung an der Erhebung zu rechtfertigen, was ihm auch leicht gelang, da er nur auf höheren Befehl seiner Vorgesetzten die Führung der Studentencompagnie übernommen hatte. So wurde er auch vorerst im Amte belassen, erfuhr aber doch schon im J. 1810 bei der Umwandlung der Universität in ein Lyceum eine Art von Degradation, indem er wieder zum Professor der Elementarmathematik bestimmt wurde, die er auch an den höheren Gynmasialklassen zu lehren hatte. Bei der definitiven Organisation des Lyceums aber wurde M. quiescirt und später als Gymnasialprofessor nach Neuburg an der Donau in Baiern versetzt. Nach der Uebergabe von Nordtirol an Oesterreich (26. Juni 1814) kehrte M. mit vielen [459] anderen in Baiern angestellten Tirolern wieder in die Heimath zurück, zuerst als Gymnasialprofessor in Innsbruck, übernahm aber schon 1815 an dem Lyceum die Lehrkanzel der Physik nebst der Pädagogik, um bald darauf wieder in die juridische Facultät für politische Wissenschaften, Gesetzeskunde und Statistik überzutreten. 1819 übernahm M. dazu auch noch das Bücherrevisionsamt, wofür er 1822 mit dem Titel eines kaiserlichen Raths ausgezeichnet wurde. Außerdem redigirte M. gleich von seinem Wiedereintritte in österreichische Dienste an (1814) bis zum Jahre 1829 den „Tiroler Boten“, das damals angesehenste politisch-litterarische Journal des Landes und betheiligte sich in hervorragender Weise an der Gründung des Landesmuseums „Ferdinandeum“, dessen Zeitschrift ihn 1825 bis 1834 zu ihren Mitherausgebern zählte. Im J. 1842 trat M. in Ruhestand und lebte nun einen großen Theil des Jahres über auf Schloß Lichtenwert (bei Brixlegg in Tirol), das als Erbe seiner Mutter in den Besitz seiner Familie gekommen war. Hier ordnete und ergänzte er das reichhaltige Archiv der Herrschaft und hinterließ eine handschriftliche Geschichte derselben. Am 16. April 1861 starb er in Brixlegg im 82. Lebensjahre; eine einzige Tochter von 10 Kindern seiner Ehe und zwei Enkel überlebten ihn. Obwol er vielseitig litterarisch thätig war, so trat sein Name (mit Ausnahme kleiner Artikel im Tiroler Boten und in der Zeitschrift des Ferdinandeums) doch nicht vor die Oeffentlichkeit; nichtsdestoweniger hat er mit seinen Schriften über das tirolische Steuersystem (worüber er an der Universität Specialcollegien las) großen Beifall bei Theoretikern und Praktikern gefunden und mit seinen reichen historischen Sammlungen die Geschichtsforschung des Landes nicht unerheblich gefördert.

Familienpapiere und persönliche Mittheilungen. Probst, Geschichte der Universität Innsbruck, 1869, passim.