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ADB:Meysenbug, Wilhelm Freiherr von

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Artikel „Meysenbug, Wilhelm Freiherr Rivalier von“ von Friedrich von Weech in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 660–661, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meysenbug,_Wilhelm_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 08:14 Uhr UTC)
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Meysenbug: Wilhelm Freiherr Rivalier v. M., großherzoglich badischer Staatsminister, geb. 11. Juli 1813 zu Kassel, † 14. Februar 1866 zu Karlsruhe. Aus einer in Folge des Widerrufes des Edicts von Nantes aus Frankreich vertriebenen Familie stammend, hatte Meysenbug’s Vater vom Kurfürsten von Hessen den Beinamen „von Meysenbug“, dessen althessische Träger ausgestorben waren, erhalten. Der Sohn machte sich, nach vollendeten Studien zu Berlin und Heidelberg, in Baden ansässig, ergriff die diplomatische Laufbahn und wurde 1842 Legationssecretär in Stuttgart, 1843 in Wien. 1846 als Legationsrath nach Karlsruhe zurückgekehrt, wurde M. 1849 nach Berlin geschickt, um das militärische Einschreiten Preußens gegen die badische Revolution herbeizuführen und über Badens Beitritt zum Dreikönigsbündniß zu verhandeln. Im gleichen Jahre zum badischen Bevollmächtigten im Verwaltungsrath der verbündeten Regierungen zu Berlin ernannt und 1851 als Gesandter am preußischen Hofe beglaubigt, wurde M. 1856 als Staatsminister des großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten an die Spitze des badischen Ministeriums [661] berufen. Während M. 1849 und in den unmittelbar darauf folgenden Jahren dem Gedanken einer Neugestaltung Deutschlands unter Preußens Führung huldigte und von derselben eine Verwirklichung seiner conservativen Tendenzen erwartete, ging er als Minister um so entschiedener in das österreichische Lager über, als seine kirchenpolitischen Ansichten in demselben den erwünschten Halt zu finden schienen. An die österreichische Politik sich anlehnend, bekämpfte er leidenschaftlich den Anspruch Preußens auf Theilnahme an der Besetzung der Bundesfestung Rastatt. Hinsichtlich seiner Haltung in dem Streite zwischen der Staatsgewalt und der bischöflichen Curie in Freiburg, der, als er Minister wurde, schon entbrannt war, ließ er sich, obwol Protestant, allerdings von sehr orthodoxer Observanz, völlig von den extremsten Anhängern der Curie leiten. Schon von Berlin aus zu Verhandlungen mit dem päpstlichen Nuntius Viale Prela nach Wien geschickt, gerieth er in vollkommene Abhängigkeit von dem Einflusse dieses Prälaten, des Fürsten Metternich und seines eigenen Bruders, der Referent für die deutschen Angelegenheiten im österreichischen Ministerium war. Die Linie, die M. von seinem Eintritt in das badische Ministerium an einschlug, führte schließlich mit Nothwendigkeit zum Abschlusse des Concordates mit dem päpstlichen Stuhle, welches wesentliche Hoheitsrechte des Staates aufgab. Bekanntlich führte der mit den Landständen ausgebrochene Streit über die staatsrechtliche Verpflichtung der Regierung, die Zustimmung der Kammern zu dem Concordat nachzusuchen, in welchem M. sich gegen das Zustimmungsrecht der Stände aussprach, zum Rücktritt des Ministeriums, dem am 7. April 1860 die Proclamation des Großherzogs folgte, welche eine neue liberale Aera für das Großherzogthum Baden inaugurirte. Von da an trat M. bis an seinen Tod, der ohne vorausgegangene Krankheit plötzlich erfolgte, nicht mehr aus tiefster Zurückgezogenheit heraus. Dem feingebildeten, im Umgang wohlwollenden und liebenswürdigen Manne fehlte zum Staatsmanne die Festigkeit und Zuverlässigkeit des Charakters, auf der, insbesondere in den engeren Verhältnissen eines Mittelstaates, welche die menschlichen Eigenschaften in der Politik lebhafter in den Vordergrund stellen, als das im Großstaate der Fall ist, der bestimmende Einfluß auf Untergebene und Gegner beruht.

Badische Biographien II, 78.