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ADB:Micrander, Georg Adolf Freiherr von

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Artikel „Micrander, Georg Adolf Freiherr von“ von Ernst Friedländer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 701–703, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Micrander,_Georg_Adolf_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 14:42 Uhr UTC)
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Micrander: Georg Adolf Freiherr v. M., ist im J. 1640 geboren. Seine Vorfahren waren in landgräflich- und fürstlich-hessischen Diensten Raths- und Oberamtmänner, der Großvater hat unter K. Rudolf II. und Matthias als Oberstlieutenant gedient, sein Vater Wilhelm war kaiserlicher Oberst unter Ferdinand III. und Leopold, und hat sich namentlich 1643, als der schwedische General Torstenson gegen Brünn gezogen war, „stanthafftig widersetzt“. Ueber die Jugendzeit Georg Adolf’s konnte ermittelt werden, daß er zuerst in schwedischen Diensten eine Compagnie commandirt hat, 1663 in kaiserliche Dienste getreten ist, daß er eine Freicompagnie angenommen, an der Spitze derselben in Ungarn gegen die Türken gefochten und „zu der Generalität Vergnügen commendiret hat“. Im J. 1667 dient er „auf des Geh. Rathes und Kriegspräsidenten Fürsten v. Gonzaga Empfehlung unter dessen Vetters Principe de Bozolo in dem für die Krone Spanien und den mailändischen Staat errichteten deutschen Regiment, wo er eine Compagnie hat, deren Oberstlieutenant er 1673 wird.“ Als ihn dann der Kurfürst von Brandenburg in seine Dienste nehmen [702] wollte, hat ihn der Kaiser entlassen, und wir finden ihn 1674 und 1675 als Oberst mit dem Auftrage, im Halberstädtischen und Magdeburgischen eine „Esquadron zu Fuß“ zu 4 Compagnien und zu je 125 Mann zu werben. Im März 1675 hat er die Escadron vollzählig, so daß sie gemustert und in Eid und Pflicht genommen werden konnte. Er erhält dazu aus dem Zeughause in Berlin im Februar 166 neue Piken und je 344 neue Musketen, Bandeliers und Schweinsfedern (d. h. Saufänger, Spieße), ferner im April 32 neue kurze Gewehre für die Unterofficiere, und jede Compagnie bekam eine Fahne. Nachgehends hat er dazu so viel werben lassen, daß ein ganzes Regiment zu Fuß aus 8 Compagnien bestehend, daraus formirt wurde, und am 18. Juli 1677 ernannte ihn der Kurfürst zum Oberst dieses Regiments. Als während dessen der Große Kurfürst nach der Schlacht bei Fehrbellin Schwedisch-Pommern besetzt und Stralsund eingenommen hatte, rückte er vor Greifswald, den einzigen Ort Pommerns, der sich noch nicht in seiner Gewalt befand. Nach dreijähriger Einschließung und endlicher Belagerung und Beschießung ergab sich die Stadt am 8. November 1678, und nachdem der Kurfürst am 10. November eingerückt war, wurde M., welcher seit dem 4. Februar desselben Jahres Commandant von Anklam war, (am 14. Nov.) erster Commandant der Stadt und behielt diese Stellung so lange, als Greifswald überhaupt von den Brandenburgern besetzt blieb, fast genau ein Jahr, bis zum 2. November 1679. An diesem Tage wurde M. Commandant von Frankfurt a/O. Dazwischen war er „zu allerhand legationibus gebraucht, z. B. vom fürstlichen Hause Anhalt an den Kaiser und an die schwedische Generalität und mehrere fürstliche Höfe, wobei er seine Dexterität, gutte Vernunft und Bescheidenheit zu seinem Lobe hat verspüren lassen.“ Am 20. April 1682 erhob ihn der Kaiser in den Freiherrnstand, was Kurfürst Friedrich Wilhelm am 29. August dess. Jahres anerkennt. Bald darauf, am 14. Juni 1684 wird Frhr. v. M. Gouverneur der Schanze Friedrichsburg am Pregel, am 21. April 1689 Generalmajor und am 29. April 1699 Gouverneur von Colberg. Hier hatte bis vor Kurzem eine Ritterakademie bestanden, deren Wiederherstellung die pommerschen Stände sehr wünschten. Der König Friedrich I. war der Sache günstig und hatte in dem General v. M., der am 29. Januar 1701 Generallieutenant geworden war und sich durch hohe Bildung auszeichnete, den richtigen Mann für die Neueinrichtung der pommerschen Akademie, deren Stiftung in der Ordre vom 2. April 1703 ausgesprochen wurde. Schon am 28. Juni desselben Jahres konnte M. über die Ausführung des Befehls berichten. Danach wurden zunächst 24 Cadetten aufgenommen, deren Unterhalt, sowie die Besoldung der Lehrer etc. von den pommerschen Ständen bestritten wurde. Als dann im Sommer 1703 auch die Lauenburgische und Bütow’sche Ritterschaft ihre Betheiligung erklärte, konnte M. unter dem 9. August desselben Jahres beim Könige beantragen, die Zahl der Cadetten auf 30 zu erhöhen, was durch königliche Ordre vom 19. August genehmigt wurde. Die Colberg’sche Cadettenakademie wurde sodann am 1. September 1703 förmlich eröffnet. Die 30 uniformirten und bewaffneten Zöglinge gehörten zur Garnison. Während des 12½jährigen Bestehens der Akademie, bis sie mit dem Berliner Cadettenhause verbunden wurde, steigerte sich die Zahl der Cadetten auf 50 bis 60, welche den 5 Compagnien des am 16. April 1704 formirten Micranderschen Bataillons zugetheilt waren. – Im J. 1713 trat M. „wegen zunehmenden Alters“ von der Stellung als Gouverneur von Colberg und Chef der Ritterakademie zurück und erhielt am 16. October desselben Jahres den Abschied, worauf er sich nach Tammendorf, einem seiner Güter bei Frankfurt zurückzog. Dieses Gut und ein anderes, Clebow, waren die Quelle zahlreicher Streitigkeiten und Processe, die ihn u. A. am 24. Februar 1718 zu einer Eingabe an den König veranlaßten, in welcher er in Versen um Gerechtigkeit bat und folgendermaßen [703] schließt: „Hier fällt ein treuer Knecht vor Seinem König nieder, Sucht sein verlohrnes Recht in Seinem König wieder.“ Er unterzeichnet sich als „46jähriger allerunterthänigster, jetzo unschuldigst verfolgter, indes biß in den Todt devotester 79jähriger treuer Knecht und 30jähriger General.“ M. starb im J. 1723. Er war ein Mann von strengster Pflichterfüllung, welche er mit entgegenkommendem Wesen und feinen Umgangsformen zu verbinden wußte, ein wissenschaftlich gebildeter Officier, ein vortrefflicher Zeichner mit wunderschöner Handschrift. Er gehörte der reformirten Kirche an und war vermählt mit Juliane Katharina Christiane v. Klingsporn. Eine Tochter, gleichen Namens als die Mutter, war an den Geh. Rath und Präsidenten, Gesandten am kaiserlichen Hofe, Friedrich Heinrich v. Bartholdi vermählt, eine andere Tochter an Albrecht Gottlob Gans Edlen zu Putlitz. Da M. keine Söhne hinterließ, adoptirte er im Juli 1712 seinen Schwiegersohn Bartholdi unter dem Namen v. Bartholdi Freiherr von Micrander. – Es gibt zwei auf M. geprägte Medaillen.

(König) Biograph. Lexikon III, S. 46; v. Crousaz, Gesch. des königl. preuß. Cadettencorps; Krause, Greifswald und der Große Kurfürst im J. 1676 in der Zeitschr. für preuß. Geschichte und Landeskunde, herausg. von Rößler, XX, S. 373 ff.; Acten des Geheimen Staatsarchivs und der Geheimen Kriegskanzlei; Spieß, Brandenb. Münzbelustigungen III, S. 289 m. Abb.; Gottl. Friedlaender, Die K. Allg. Kriegsschule etc., S. 13.