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ADB:Mittendorff, Christoph Gustav

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Artikel „Mittendorff, Christoph Gustav“ von Karl Janicke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 23, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mittendorff,_Christoph_Gustav&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 08:10 Uhr UTC)
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Mittendorff: Christoph Gustav M., Historiker, geb. zu Hannover am 12. Aug. 1822, besuchte das dortige Lyceum und ging Ostern 1841 nach Göttingen, um hier Theologie zu studiren. Bald aber verließ er dieses Studium, um sich ganz der Geschichte zu widmen. Er hörte die Vorlesungen von Havemann und Schaumann, studirte dann eine kurze Zeit in Berlin, wo Ranke und Grimm seine Lehrer waren, und kehrte Michaelis 1843 nach Hannover zurück. Pfingsten 1844 promovirte er in Göttingen und erhielt bald darauf Zutritt zum Königlichen Archiv in Hannover, zunächst um für den Landschaftsdirector von Hodenberg Urkunden für dessen Urkundenbücher zur Geschichte der Hannoverschen Klöster abzuschreiben. Bald darauf wurde ihm die Benutzung des Archivs gestattet zur Ausarbeitung einer Geschichte Herzog Erichs II. von Calenberg. Durch einen holländischen Gelehrten wurde er auf die reichen Quellen zur Geschichte des 16. Jahrhunderts im Brüsseler Archiv aufmerksam gemacht. Von der Hannoverschen Regierung erhielt er eine Unterstützung, die ihm den Aufenthalt in Brüssel auf die Dauer von fünf Monaten ermöglichte. Im December 1845 wurden ihm weiter die Mittel zur Verfügung gestellt, seine Studien zur Geschichte Herzog Erichs II. in Brüssel fortzusetzen. Hier starb er am 4. Mai 1847, nachdem er schon im November 1846 einen Blutsturz überstanden hatte. Die Arbeiten Mittendorff’s gehören ausschließlich der Geschichte seiner hannoverschen Heimat an und sind in dem Archiv bezw. der Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen veröffentlicht. Sie beruhen auf gewissenhaften Studien, doch sind sie nicht frei von einer gewissen einseitigen Tendenz zu Gunsten des welfischen Fürstenhauses. Schon als Student ließ er 1843 eine Abhandlung über den Lüneburgischen Prälatenkrieg erscheinen, zwei Jahre später den Aufsatz: „Herzog Christians von Braunschweig, postulirten Bischofs von Halberstadt, Wirksamkeit während des dreißigjährigen Krieges“. In dem gleichfalls publicirten Vortrage: „Herzog Heinrich der Aeltere im Kampfe mit der Stadt Hannover 1486 und Ueberfall der Stadt am 24. November 1490“ weist er den historischen Kern der durch Blumenhagens Novelle bekannt gewordenen Sage von „Hannovers Spartanern“ nach. Als Frucht seiner Studien über die Geschichte des 16. Jahrhunderts veröffentlichte er 1846 den Aufsatz: „Verbindung der Herzöge Ernst, Wolfgang und Philipp zu Grubenhagen mit Philipp II., König von Spanien 1556–1593“, wozu 1849 aus seinem Nachlasse noch ein Nachtrag erschien: „Documente aus dem Staatsarchiv zu Wien zur Geschichte der Herzöge zu Grubenhagen: Ernst, Wolfgang und Philipp“; es sind dies auf diese drei Fürsten bezügliche Auszüge aus Briefen König Philipps II., Margarethens von Parma und des Herzogs von Alba. – Die Hauptarbeit seines Lebens, die Geschichte Herzog Erichs II. von Calenberg, wozu er in den Archiven zu Hannover, Wolfenbüttel und Brüssel umfangreiche Studien gemacht hatte, vollendete er nicht mehr.