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ADB:Heinrich der Ältere

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Artikel „Heinrich der Aeltere, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel“ von Ferdinand Spehr in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 491–492, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinrich_der_%C3%84ltere&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 17:36 Uhr UTC)
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Heinrich der Aeltere, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, Sohn des Herzogs Wilhelm des Jüngeren und Großsohn des Herzogs Wilhelm des Siegreichen, geb. am 24. Juni 1463, † 1514, hatte den rastlosen Geist und unruhigen Sinn des Großvaters ererbt, den kriegerische Erziehung frühzeitig erwachen ließ. Von Jugend auf war sein Bestreben dahin gerichtet, die Macht der Städte zu brechen und die landesherrliche Gewalt zu heben. Bereits im J. 1479 stritt er gegen die Bürger von Einbeck. In der Fehde seines Vaters mit der Stadt Hildesheim, welche durch einige Hansestädte unterstützt wurde, kämpfte er nicht glücklich, da er den verbündeten Städten nicht gewachsen war, doch wurden die wehrlosen Flecken und Dörfer schonungslos niedergebrannt und das flache Land verwüstet. Als H. im August des J. 1486 sich mit Katharina, Tochter des Herzogs Erich II. von Pommern verheirathet hatte, begleiteten 800 wohlgerüstete Reiter die Neuvermählten nach Wolfenbüttel zurück. Mit Hülfe dieser stattlichen Schaar glaubte H. die Stadt Hannover für ihren der Nachbarstadt Hildesheim geleisteten Beistand züchtigen zu können. Der Anschlag mißlang jedoch und H. schloß mit Hannover Frieden, ohne irgend einen Erfolg errungen zu haben. Was er in offenem Kampfe nicht erreicht hatte, suchte er auf anderem Wege zu erlangen, aber auch der Versuch, sich der Stadt durch List zu bemächtigen, wurde vereitelt und H. mußte zum zweiten Male unverrichteter Sache von Hannover abziehen. – Im J. 1491 theilte der altersmüde Herzog Wilhelm seine Länder zwischen seine Söhne Erich und H. und behielt sich nur das Fürstenthum Göttingen einstweilen bevor. H. theilte, Erich wählte. Letzterer erhielt Calenberg, Holzminden, Ottenstein und später noch Göttingen, H. das Fürstenthum Wolfenbüttel, die Bergwerke im Rammelsberge, Harzburg, Greene, Homburg, Eberstein, Fürstenberg etc. – Schon im folgenden Jahre entstand zwischen H. und der Stadt Braunschweig ein verderblicher Streit. Der Herzog nahm verschiedene Güter, welche die Stadt in früheren Jahren von den Herzögen auf rechtmäßige Weise erworben zu haben behauptete, in Anspruch und verlangte deren Herausgabe. Ein Versuch zwischen beiden Theilen eine Einigung zu erzielen, führte nicht zu einem befriedigenden Ende. Es entstand ein langwieriger Kampf, in welchem die Uebermacht anscheinend auf Heinrichs Seite war, welcher aber doch damit endete, daß die Stadt Braunschweig siegreich aus der Fehde hervorging. Acht Monate lang hielt sie eine Belagerung aus, die neunte und schwerste, welche sie erlebt hat, aber die Schlacht bei dem Dorfe Blekenstedt am 13. Febr. 1493, in welcher H. von den verbündeten Städten vollständig geschlagen und die Belagerung von Braunschweig durch die glücklich ausgeführte Zufuhr gebrochen wurde, bahnte schließlich einen Vergleich zwischen H. und der Stadt an. Derselbe wurde am Mittwoch nach Frohnleichnam im J. 1494 geschlossen. Einige der Stadt früher verpfändete Aemter wurden dem Herzoge abgetreten, die beiden wichtigsten aber, Vechelde und Asseburg, verblieben der Stadt, welche außerdem noch 20 000 Gulden zahlte, wogegen der Herzog derselben die Bestätigung sämmtlicher erworbener Privilegien ertheilte; Braunschweig bekam ungefähr die Güter zugesichert, über welche der Streit entstanden war. – Von nun an herrschte im Lande Braunschweig Ruhe, aber der unruhige Sinn des Herzogs fand außerhalb seines Landes Stoff zu neuen Kriegszügen. Der Erzbischof Heinrich von Bremen, ein geborener Graf von Schwarzburg, hatte das Hochstift durch ungeregelten Haushalt und schlechte Verwaltung tief geschädigt. Nach seinem Tode wählte das Bremer Domcapitel den Dompropst [492] Johannes Rode zum Erzbischof. Viele Ritter, welche vom Stifte Lehne trugen, wollten einem Oberherrn aus bürgerlichem Stande nicht huldigen; es entstanden Streitigkeiten, welche den Erzbischof Johannes Rode veranlaßten, auswärts Hülfe zu suchen. Er ernannte den erstgeborenen Sohn des Herzogs H., Christoph, welcher bis dahin das Stift zu Verden verwaltet, zum Coadjutor des Erzbisthums. Nun brach H. im Jahre 1501 nach Friesland auf, um Rode’s Feinde, vor allen die Butjadinger, welche ihre alten Freiheiten wieder zu erringen strebten, zu züchtigen. Aber auch hier entschied das Glück der Waffen gegen den Herzog. Hinter Morästen und Deichen verschanzt, schlugen die Butjadinger alle Angriffe des Herzogs ab, der unverrichteter Sache mit großem Verluste wieder abziehen mußte. Als Erzbischof Rode am 4. Decbr. 1511 zu Bremervörde gestorben und Christoph in den Besitz des erzbischöflichen Stuhles gelangt war, nahm H. den Kampf wieder auf. Durch die gemachte bittere Erfahrung gewarnt, hatte H. den Winter abgewartet, in welchem die hartgefrorenen Moräste und Sümpfe für seine Schwerbewaffneten zu überschreiten waren. Mit einem etwa 7000 Krieger zählenden Heere brach H. zur Unterwerfung der Butjadinger auf. Tapfer wehrten sich diese, doch mußten sie der Uebermacht weichen, sich unterwerfen und die alten Freiheiten aufgeben. Nun zog H. auch gegen die übrigen Friesen, welche sich der Herrschaft des Erzbischofs zu entziehen trachteten. Auch diese würden dem Andringen Heinrichs nicht haben widerstehen können, wenn nicht dieser, die eigentliche Triebfeder und Seele des Kampfes, von seinem Schicksale erreicht wäre. Die Braunschweiger lagen vor dem festen Schlosse Leerort und beabsichtigten einen Sturm auf die Feste. H. war ausgeritten, um die schwächsten Stellen zu erspähen; da traf ihn am Juni 1514 eine aus der belagerten Burg abgeschossene Kugel am Kopfe, so daß er auf der Stelle den Tod fand. – H. war ein kriegerischer strenger Fürst, hohen Sinnes, kühn, ein Feind müssiger Ruhe, im Schlachtgewühl ungestüm, aber im Rathe umsichtig und berechnend. Von seiner Gemahlin Katharina, welche im J. 1526 starb, hatte er sechs Söhne, von denen Christoph, Franz, Georg und Erich den geistlichen Stand erwählten, Heinrich dem er von Jugend auf die Liebe zum Kriegshandwerke eingeflößt, sein Nachfolger wurde und Wilhelm durch langwierige Gefangenschaft durch seinen Bruder Heinrich gezwungen wurde, das Recht der Erstgeburt anzuerkennen. Von den drei Töchtern heirathete Katharina den Herzog Magnus II. von Sachsen-Lauenburg, die beiden anderen Elisabeth und Ursula waren Aebtissinnen der Klöster Steterburg und Ribnitz.

Steger, Haus der Welfen. – Havemann, Thl. I.