ADB:Heinrich II. (Erzbischof von Bremen)
Gerhard und Moritz zu gemeinsamer Abwehr; doch hatte er bald mit Gerhard selbst zu kämpfen. Wie alle Schwarzburger ein muthiger kriegerischer, energischer Mann, lag er im Interesse seiner Stifter fast jedes Jahr im Felde. Im Thronstreit König Christians I. von Dänemark mit Gerhard um Schleswig-Holstein zwang Heinrichs Zug gegen Delmenhorst, im Interesse der freien Straße, 1465 den Grafen zur Aufgabe seiner Eroberungen in Schleswig und so indirect zum Vergleiche von Kiel. Durch die Wahl in Münster wurde H. einer der mächtigsten norddeutschen Herren, und verlegte dahin laut Vertrag seine Residenz, da es für thätiges Eingreifen im Reiche auch günstiger lag als Bremen, wo er seit 1469–78 seinen Bruder Günther XXXVII. als Statthalter hatte, namentlich um den Landfrieden zu wahren und die Fehden der Ritter niederzuhalten, was auch gelang. Ebenso hatte derselbe die Mittel des Erzbisthums für die Kriege flüssig zu machen. Die Münsterischen Verhältnisse drängten ihn zum Eingreifen in die ostfriesischen Wirren, wie die Bremer in die Oldenburger; ganz besonders führte ihn Münster aber in den Kampf gegen Karl den Kühnen von Burgund. Da dieser wie die Oldenburger und die ostfriesischen neuen Grafen namentlich darauf ausging, die Städte und freien Bauerschaften niederzuwerfen, führte ihn seine Gegnerschaft umgekehrt und gegen den Zug der Zeit zur Vereinigung mit den Bauerlanden und den Städten. Als Christian von Dänemark und Graf Gerhard in Trier bei Karl dem Kühnen und Kaiser Friedrich diplomatisch thätig waren, und ersterer sich Dithmarschen als „herrenlos“ verleihen ließ, protestierten die Dithmarschen als Unterthanen des Bremer Erzbischofs, und als die Dänen anfingen zum Heerzuge dorthin zu rüsten, ließ sich H. seine Rechte an das Land 1476 durch Papst Sixtus IV. bestätigen. Die Angriffe Karls auf die Rheinlande ließen H. 1473 zum Kölner Kriege und Entsatz von Neuß stark rüsten, doch war er nicht vom Kaiser zum Heerführer ernannt. Aber die Städte von Westfalen und Niedersachsen schlossen ihm ihre starken Contingente an, selbst Lübeck 500 Mann; als der Kaiser letztere unter das Reichsbanner nahm, führte H. noch immer 8000 Streitbare. Seine Haufen waren es, die wie er selbst durchaus schlagen wollten und fast den Vertrag und Waffenstillstand gebrochen hätten. [506] Widerwillig zogen sie heim. Gerhard von Oldenburg hatte sich inzwischen Delmenhorst’s bemächtigt, das seinem Neffen Graf Jacob gehörte, hatte die Friesen angegriffen und schädigte zu Lande die Straßen nach den Niederlanden, wie den Seehandel durch Begünstigung des Seeraubs. Die Lübecker spotteten, er sei auf der Reise hungrig geworden und wolle sich an friesischen Kühen sättigen. Nach 1473 legte sich H. deshalb mit Hamburger und Lübecker Hülfe vor Delmenhorst, zwang Jacob zur Anerkennung der Lehnspflicht, nahm im Bunde mit der Gräfin Theda von Ostfriesland einige Burgen und die Friesen belagerten Oldenburg, ein kaiserlicher Befehl schaffte Ruhe. Aber schon 1475 hatte Gerhard den Bischof mit den Bremern unter Bürgermeister Bernhard Balleer wieder ins Feld gelockt, wo die letzteren auf dem Rückwege bei Moorriem durch die Unklugheit ihres Hauptmanns Erp Bicker (von Luneberg) eine bedrohliche Niederlage, die s. g. „Bremer Taufe“, erlitten. 1476 erzwang indessen H. den Frieden von Quackenbrück. Als 1480 aber der Oldenburger See- und Landraub wieder begann, erreichte H. die kaiserliche Acht wider Gerhard und zog mit Hamburger und Lübecker Hülfe vor das wichtige Delmenhorst und vor Oldenburg. Bremen scheute den neuen Kampf, auch die Stände gestatteten nur Werbungen, die Heinrichs Bruder Heinrich XXX., Inhaber von Pfründen zu Rudolstadt, Köln, Mainz, Jechaburg und Magdeburg, der 1466–79 Mainzer Provisor von Erfurt und dem Eichsfeld gewesen war, anstellte. Das verlorene Oldenburgische Erbe rettete die Vermittelung der Stadt und des Capitels zu Münster und des Grafen von Tecklenburg. Gerhard musste abdanken und das Land verlassen, seine Söhne Adolf und Johann übernahmen Oldenburg. Aber Delmenhorst, vor dem der Provisor Heinrich fiel, mußte sich am Mai 1483 ergeben und die Grafschaft wurde als münstersche Kriegseroberung Münster zugegelegt. Noch 1489 zwang H. die Oldenburger Grafen ihren zurückgekehrten Vater aus dem Lande zu weisen, dafür verbanden sie sich 1492 mit ihrem Feinde Graf Edzard dem Großen von Ostfriesland gegen den Bischof, auch mit anderen ostfriesischen Häuptlingen, während H. 1493, am 25. Mai, für Bremen mit Barthold von Verden ein Landfriedensbündniß dieser Stifter auf 20 Jahre abschloß. In der In- und Kniphäuser Fehde rettete H. 1494 den ihm verbundenen Häuptling Hero Omken von Jever durch einen Einfall ins Rheider-Land und kämpfte sogar 1495 im Bunde mit Johann von Oldenburg gegen Graf Edzard bis die Stadt Bremen die Fehde vertrug. Das Stift Bremen hat noch lange über Verschuldung in Folge der vielen Kriege geklagt. Mit der Reformation der Klöster, die er anstrebte, kam er nicht weit; bekannt ist, wie 1483 in Hamburg der Versuch mit Kloster Harvestehude scheiterte. Er ist in Münster, der Provisor Heinrich im Dom zu Bremen begraben. In den Bremer Unruhen 1464 hielt er mehr zur Bürgerschaft als zum Rathe. 1478 wollte Christian von Dänemark ihm seine Ansprüche auf Dithmarschen für 24,000 Fl. verkaufen, was H. ablehnte. 1478 erkannte Friedrich III. das Land als bremisch an.
Heinrich II., Erzbischof von Bremen 1463, zugleich Bischof von Münster 7. December 1466, † am 24. December 1496; nannte sich seit der Münsterer Wahl Administrator von Bremen. Er war am 13. November 1440 als zweiter Sohn Heinrichs XXVIII. von Schwarzburg-Blankenburg geboren, hieß selbst als Graf Heinrich XXIX., von seinen sieben Brüdern führten noch drei den Namen Heinrich, vier Günther; er selbst heißt auch „der Grüne“. 1449 wurde er Propst von Jechaburg, 1451 Canonicus in Würzburg, 1453 in Köln. Durch den Einfluß des Dompropstes und Corrector bullarum des Papstes Johannes Rhode († 1477) wurde er zum Bremer Erzbischof gewählt; doch geschah der ihm zugeschriebene Zug gegen Delmenhorst und die Versöhnung der hadernden Grafen von Oldenburg 1463 noch durch seinen Vorgänger. Gegen ihn dagegen verbanden sich sofort die beiden Grafen- Eine zusammenhängende Schilderung seines Lebens ist nicht vorhanden, wegen der Kriege vergl. v. Halem, Geschichte des Herzogthums Oldenburg, Th. I., ferner die Landsknechtlieder bei v. Liliencron, hist. Volkslieder II, S. 44 f., 170 f., 333. (Spangenberg’s) Chronik von Verden. Wegen seiner Dithmarscher Schritte vergl. L. Schleker, die dänisch-dithmarschen (!) Streitigkeiten, Rostock 1875 (Dissert.).