Zum Inhalt springen

ADB:Monnier, Anton Ritter von Le

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Monnier, Anton Ritter von Le“ von Cäsar Barazetti in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 172–173, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Monnier,_Anton_Ritter_von_Le&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 23:26 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Monschein, Joseph
Band 22 (1885), S. 172–173 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Anton von Le Monnier in der Wikipedia
Anton von Le Monnier in Wikidata
GND-Nummer 13742986X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|22|172|173|Monnier, Anton Ritter von Le|Cäsar Barazetti|ADB:Monnier, Anton Ritter von Le}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=13742986X}}    

Le Monnier: Anton, Ritter von Le M., ausgezeichneter österreichischer Beamter und Polizeiorganisator, wurde am 21. December 1819 zu Frankfurt a. M. im Bundespalais geboren als der Sohn des kaiserlich österreichischen Cabinetsofficials und Legationssecretärs Franz Le M., welcher selbst einer altbelgischen in Wien ansässigen Beamtenfamilie angehörte. Die vorzüglichen Dienste des frühe verstorbenen Vaters lohnte Kaiser Franz an dem Sohne Anton Le M. Dieser wurde auf kaiserliche Anordnung und Kosten in dem Löwenburg’schen Convicte zu Wien aufs Sorgfältigste erzogen. Nachdem Le M. seine juristisch-politischen Studien zurückgelegt hatte, trat er in den Staatsdienst und wurde am 17. Mai 1843 bei der Wiener Polizeidirection als Conceptspraktikant beeidigt. Im J. 1847 wurde er zum Hofkanzlisten der obersten Polizei- und Censurhofstelle ernannt. Vom 3. Januar 1849 bis 28. März 1850 war Le M. auf Wunsch des Fürsten Windischgrätz als Armeecommissär für den höheren Polizeidienst bei der operirenden kaiserlichen Armee in Ungarn in außerordentlicher Verwendung und nach Beendigung der Revolution als Kanzleidirector der militärisch-politischen Centralcommission zu Ofen und als Leiter der Commission zur Regelung der ungarischen Sicherheitszustände in verschiedenen Städten Ungarns thätig. Haynau’s drakonischem Pacificirungssystem widerstrebend, ließ sich Le M. seiner Stellung entheben und wurde, nachdem er kurze Zeit der Stadthauptmannschaft in Wien zu außerordentlichen Dienstleistungen beigegeben war, am 21. October 1850 provisorisch und am 17. Februar 1851 definitiv zum Polizeiobercommissar in Salzburg und am 10. September 1853 zum Polizeidirector daselbst ernannt. Diese überaus schnelle Carriere erregte damals großes Aufsehen, fand jedoch in den seltenen Fähigkeiten des Mannes und in seinen noch hervorragenderen Leistungen ihre Begründung. Nur ungern sahen die Salzburger ihren Polizeidirector, dem sie das Ehrenbürgerrecht verliehen, scheiden; er wurde am 17. Juli 1860 zum Regierungsrath und Polizeidirector in Brünn ernannt. Auch hier leistete er dem Staate ausgezeichnete Dienste. Er that sich insbesondere hervor während der Internirung der Polen 1863 bis 1865 und während der Arbeiterunruhen. Während des unglücklichen Feldzugs von 1866 wurden Le M. von seiner Regierung wichtige politische Missionen übertragen, welche er zur höchsten Zufriedenheit ausführte, weshalb ihm der eiserne Kronenorden verliehen wurde. Auf Grund dieser Ordensverleihung fand im J. 1870 seine Erhebung in den Ritterstand statt. Am 10. October 1869 ging Le M. im gleichen Range auf Veranlassung des Ministers Dr. Giskra nach Wien, war kurze Zeit Polizeidirectorstellvertreter und wurde am 10. März 1870 nach dem Rücktritte des Polizeidirectors Baron Strobach als Hofrath und Ministerialrath zum Polizeidirector von Wien ernannt. Nun war der Zeitpunkt für Le M. gekommen, seine bereits gereiften Ideen über die Organisirung der Polizei zur Ausführung zu bringen; es begann die Periode der umfassendsten und einschneidendsten Reformen. Auf Grundlage einer neuen Gliederung und zweckentsprechender Ausbildung der Sicherheitswache, die bald ein Elitecorps wurde, erfolgte die scharfe Trennung des Sicherheitsdienstes von dem staatspolizeilichen Dienste und die Errichtung des Detectivcorps. Die Sicherheitswache wurde durch Le M. auf die jetzige Höhe gebracht; in der von ihm durchgeführten Organisation gilt sie thatsächlich als Musterinstitut für die continentalen Staaten und wurde auch vielfach in größeren Städten nachgeahmt. Durch ein Telegraphennetz wurden sämmtliche Commissariate mit der Centrale verbunden; die [173] öffentliche Escortirung der Verhafteten wurde durch Einführung von Zellenwagen beseitigt und die Sorge für die Sicherheit auch auf die nächste Umgebung Wiens ausgedehnt. Die überaus tactvolle Haltung Le Monnier’s im J. 1871 anläßlich der socialdemokratischen Massendemonstration, die Vermittlerrolle, welche ihm während der entsetzlichen Börsenkrisis 1873 zufiel, und welche er zur Erhaltung so mancher Existenz und so manchen Familienglücks durchführte, bilden gleichfalls Denksteine seiner segensreichen Wirksamkeit. Le M. räumte mit den alten, vormärzlichen Polizeianschauungen in weitgehendster Weise auf und erwarb sich durch sein wohlwollendes Wesen die Liebe und Achtung seiner Untergebenen und der gesammten Bevölkerung Wiens. Der Ausspruch Le Monnier’s, den er kurz nach dem Antritt seines Amtes als Wiener Polizeidirector that: „Zur Liebe für die Polizei vermag ich Niemanden zu bewegen, aber daß an die Stelle des bisherigen Hasses und der Mißachtung Achtung trete, dafür will ich sorgen!“ – kennzeichnet die Auffassung seiner Stellung. Er löste vollkommen die ihm gestellte Aufgabe vermöge seiner unwandelbaren Pflichttreue, seiner strengen Gesetzlichkeit und wahren Humanität. Die Wiener Weltausstellung 1873 nahm die Thätigkeit dieses seltenen Mannes im höchsten Grade in Anspruch und es befiel ihn in Folge dessen im Frühjahr 1873 ein leichtes Unwohlsein, welches, da der geistesstarke Mann sich nicht genügend schonte, in eine schwere Lungenentzündung ausartete, an welcher er am 17. Juni 1873 zu Wien verschied. Wenige Tage vor seinem Tode wurde er noch zum Polizeipräsidenten von Wien ernannt. Mit seltener Uebereinstimmung haben Bevölkerung und Presse Wiens die Verdienste Le Monnier’s anerkannt. Unumwunden erklärte die Wiener Presse nach seinem Tod, daß in Le M. das österreichische Beamtenthum eine der hervorragendsten und verfassungstreuesten Zierden, Wien aber den Besten, der je an der Spitze der Polizei gestanden, verloren habe.