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ADB:Mulberg, Johannes

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Artikel „Mulberg, Johannes“ von Herman Haupt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 493–494, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mulberg,_Johannes&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 21:00 Uhr UTC)
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Mulberg: Johannes M., hervorragendes Mitglied des Dominicanerordens, † 1414. Johann von Mulberg (auch Maulberg, Muelberg, Muellberger genannt) war um 1350 als Sohn eines Klein-Baseler Schuhflickers geboren, dessen Handwerk auch der Sohn bis zum zwanzigsten Jahre trieb. Erst dann trat er in den Predigerorden und hat an der Einführung der Ordensreform in einer Reihe von süddeutschen Dominicanerklöstern hervorragenden Antheil genommen. Im J. 1395 wird er als Prior des Würzburger Klosters von der reformfeindlichen Partei verjagt, 1399 begegnet er als Prior des Colmarer Klosters, seit 1400 wieder in Basel. Hier eröffnete er einen überaus heftigen Kampf gegen die dortigen Beginen und Begharden, der auch in den benachbarten Diöcesen (Konstanz, Speyer, Lausanne, Straßburg) Wellen schlug. Trotz des heftigen Widerspruchs des Franziskanerordens setzte M. im J. 1405 die Schließung der Baseler Beginen- und Begharden-Häuser durch. Als die Franziskaner an Innocenz VII. appellirt hatten, begab sich M. im Herbste 1405 an den päpstlichen Hof, wo er bis 1411 verweilte. Bei seiner Rückkehr beauftragte ihn Papst Gregor XII., in Deutschland als Prediger für die Beseitigung des Schismas zu wirken. Nach Angabe seines Ordensgenossen Nider galt M. damals für den bedeutendsten Volksprediger seiner Zeit. In Basel wurde der Rath durch die Predigten, welche M. gegen die herrschenden Volkslaster hielt, zum Erlaß von strengen Sittenmandaten veranlaßt. Mulberg’s Predigten schonten aber auch die sittlichen Schwächen der Geistlichkeit nicht und stellten ihr in prophetischen Gesichten strenges Strafgericht in Aussicht. Dieser leidenschaftliche Reformeifer Mulberg’s mag wesentlich dazu beigetragen haben, daß man ihm in Basel, wo Johann XXIII. als Papst anerkannt war, wegen seines Festhaltenes an der Obedienz Gregor’s XII. als Ketzer und Schismatiker vor Gericht stellte und aus der Stadt vertrieb. Im J. 1414 starb er im Kloster Maulbronn, in weiten Kreisen im Ansehen eines gottgesandten Propheten stehend. Eine Anzahl seiner theologischen Schriften und Predigten sowie Streitschriften Mulberg’s gegen die Baseler Beginen sind in Baseler Handschriften erhalten. Ein unter dem Namen Mulberg’s gehender „Liber contra beginas et beghardos“ ist von Mosheim, eine von M. veranstaltete Sammlung von Abhandlungen und kirchlichen Verordnungen gegen die Beginen und Begharden von dem Unterzeichneten im Auszug bekannt gemacht worden.

[494] J. L. v. Mosheim, De beghardis et beguinabus (Lips. 1790), S. 455, 554 ff. — W. Boehm, Friedrich Reiser's Reformation des K. Sigmund (Leipzig 1876), S. 145 ff. — H. Haupt, Beiträge zur Geschichte der Secte vom freien Geiste und des Beghardenthums, in der Zeitschrift für Kirchengeschichte Bd. VII (1885), S. 511. — Ders., Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. XIII, S. 566 und die dort citirte Litteratur.