ADB:Murhard, Friedrich

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Artikel „Murhard, Friedrich“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 62–63, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Murhard,_Friedrich&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 23:37 Uhr UTC)
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Murhard: Friedrich Wilhelm August M., Mathematiker, später Journalist und Staatsrechtsforscher, geb. den 7. December 1779 (nach Anderen 1778) in Cassel, † ebenda den 29. November 1853. Durch Joh. Matth. Matsko vortrefflich vorbereitet ging M. 1795 nach Göttingen, um unter Kästner Mathematik zu studiren. Bereits 1796 wurde er Magister und hielt Vorlesungen, 1797 ernannte ihn die Königl. Societät der Wissenschaften in Göttingen zum Assessor. Er war in jenen Anfangsjahren ein ungemein fleißiger Schriftsteller über mathematische (auch historisch-mathematische) Dinge, daneben auch über Sprachwissenschaft und über politische Geschichte. Seine „Bibliotheca mathematica oder Litteratur der mathematischen Wissenschaften“ erschien 1797–1805 [63] in fünf Theilen und wird noch gegenwärtig mit Erfolg zu Rathe gezogen. Zwischen diese Veröffentlichung fällt eine große Reise nach dem Orient 1798 bis 1799. Von ihr zurückgekehrt, blieb er als Privatgelehrter in Cassel, seine Reiseeindrücke insbesondere in seinem 3 Bände starken „Gemälde von Constantinopel“ (1804) und in dem zweibändigen „Gemälde des griechischen Archipelagus“ (1807 bis 1808) verarbeitend; doch war dazwischen wieder das Jahr 1806 einer Reise durch Deutschland, Frankreich und die Niederlande gewidmet. 1808 trat er in die Dienste der westfälischen Regierung, wurde Redacteur des Westfälischen Moniteurs, Bibliothekar am Museum in Cassel und Präfect des Departement der Fulda. Als Kurfürst Wilhelm I. 1813 zurückkehrte, verließ M. Cassel und nahm seinen Wohnsitz in Frankfurt a. M. Von dieser Zeit beginnt seine staatsrechtlich-journalistische Thätigkeit. Er soll der Verfasser der unter dem Namen Dr. Schreiber veröffentlichten Drucksachen über den westfälischen Domänenverkauf gewesen sein. 1817 war M. Redacteur der Europäischen Zeitung in Bern, die aber bald unterdrückt wurde. Wieder in Frankfurt wohnhaft, wurde er 1824 bei einem Abstecher nach Hanau verhaftet unter dem Verdachte an Drohbriefen betheiligt zu sein, welche dem Kurfürsten von Hessen, sowie der Gräfin Reichenbach 1823 zugeschickt worden waren. Nach siebenmonatlicher Untersuchungshaft wurde er in Freiheit gesetzt, einige Jahre darauf durch ein förmliches gerichtliches Urtheil für nichtschuldig erklärt. Nun zog er wieder nach Cassel, das er nur auf wiederholten größeren Reisen verließ. Wie er schon seit 1821 die von Posselt begonnenen Europäische Annalen unter dem Titel „Allgemeine politische Annalen“ fortgesetzt hatte, gab er seit 1842 zwölf Bände eines „Recueil général des traités“ heraus, die Fortsetzung des von Martens begonnenen Recueil des traités. Seine „Grundlage des jetzigen Staatsrechts des Kurfürstenthums Hessen“ erschien in 2 Bänden 1834–35. Eine Abhandlung über Staatsgerichtshöfe im Staatslexikon zog M. 1844 neuerdings politische Verfolgungen zu, denen erst die Amnestie des Jahres 1848 ein Ende machte.

Gersdorf, Leipziger Repertorium 1854, Th. 2, S. 317. – Poggendorff, Biographisch-litterarisches Handwörterbuch II, 241. (Augsb.) Allg. Zeitung 1863. Beil. 73.