ADB:Nagel, Christian Heinrich von

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Artikel „Nagel, Christian Heinrich von“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 214, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nagel,_Christian_Heinrich_von&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 14:29 Uhr UTC)
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Nagel: Christian Heinrich v. N., Mathematiker, geb. am 28. Februar 1803 zu Stuttgart, † am 26. October 1882 zu Ulm. Nagel’s Vater war ein armer Schneider, der den Sohn sicherlich zu seinem eigenen Handwerke erzogen haben würde, wenn nicht der Großvater von mütterlicher Seite, ein Privatlehrer Huntzinger, der dem Knaben den ersten Unterricht ertheilte, und neben diesem Professor Wekherlin, ein guter Kunde des Vaters, dafür eingetreten wären, daß er studiren durfte, und zwar, wie es in unbemittelten Ständen ziemlich selbstverständlich war, als Theologe. Schon auf dem Seminar in Blaubeuren, welches 1817 ihn aufnahm, entwickelte sich bei N. eine solche Liebhaberei zur Geometrie, daß ihm 1821 beim Uebertritt in das Tübinger Stift vom Ephorus geradezu die Weisung ertheilt wurde, neben dem Studium der Theologie das der Mathematik mit Eifer fortzusetzen. Dieser Anordnung folgte N. unter der Leitung von Bohnenberger und Riecke; Pfleiderer, der seinem geometrischen Geiste vorzugsweise zugesagt haben würde, war während der Sommerferien 1821 gestorben. N. bestand sein theologisches Examen mit der Note 1a, wurde Vicar in Kirchentellinsfurt, später in Hengen, erhielt aber damals schon einen Antrag, eine mathematische Lehrstelle in Oldenburg anzunehmen. Diesen lehnte er zwar ab, folgte dagegen einer Aufforderung, sich um die Mathematikerstelle am Lyceum in Tübingen zu bewerben, welche er sodann 1827 erhielt. Gleichzeitig habilitirte er sich an der Universität und hielt Vorlesungen über euklidische Geometrie und über mathematische und physikalische Geographie. 1830 meldete sich N., wieder in Folge einer erhaltenen Aufforderung, zur eben frei geworderen Mathematikerstelle am Gymnasium in Ulm, in welche er am 1. November eintrat. 1844 wollte die nassauische Regierung ihn an die Spitze der in Wiesbaden gegründeten Realschule stellen. Diesen Verlust abzuwehren wurde er nun in Ulm zum Rector des Realinstitutes ernannt, an welchem er seither gewirkt hatte. 1875 trat er in den Ruhestand. Die wissenschaftliche Bedeutung Nagel’s beruht auf einer zahlentheoretischen Schrift „Theorie der periodischen Decimalbrüche“ (1845) und auf einigen geometrischen Werken elementarer Natur, aber über das gewöhnlich Gebotene sich weit erhebend, wie z. B. seine „Geometrische Analysis“. Die Nagel’schen Punkte des Dreieckes bewahren sein Andenken. Auch pädagogisch hat N. sich mannigfache Verdienste namentlich um die Hebung der Realschule erworben. In der Streitfrage, was diese Anstalt anstreben solle, gehörte er zuerst jener äußersten Richtung an, welche den sprachlichen Unterricht vollständig in den Hintergrund gedrängt wissen wollte; später jedoch bekehrte er sich zu einer Mittelstellung.

O. Krimmel, Nekrolog des k. würtemb. Oberstudienraths Dr. Christian Heinrich v. Nagel. Tübingen 1884.