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ADB:Neser, Johann

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Artikel „Neser, Johann“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 441–442, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neser,_Johann&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 15:27 Uhr UTC)
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Neser: Johann N., ein Componist des 16. Jahrhunderts, über dessen Lebensumstände die Musiklexika viel Falsches und Verdrehtes mittheilen. Mir liegen zwei Druckwerke vor, die uns über N. so ziemlich orientiren und denen zufolge Gerber in seinem Lexikon dem Thatbestande noch am nächsten kommt, während Fétis und die übrigen durch willkürliche mißverständliche Zusätze von der Wahrheit weit abgehen. Der älteste mir vorliegende Druck aus der Ritterakademie von Liegnitz trägt die Jahreszahl 1581 und erschien in Wittenberg. Er enthält zwei Hochzeitsgesänge zu Ehren des Herrn Dr. Hieron. Hippolit Hildesheim und der Jungfrau Katharina Bugenhagen, componirt von „Johann Neser W.“ und Joh. Wesalius. Da solche Gelegenheitsgesänge stets am Orte selbst gedruckt wurden, so kann man wol annehmen, daß sich beide Componisten, die sich auf dem Titel Freunde der Brautleute nennen (ab amicis), wahrscheinlich ihrer Studien halber in Wittenberg aufhielten. N. setzt seinem Namen ein W bei, welches auf seinen Geburtsort Windsbach, Stadt im Landgericht Heilsbronn des baierischen Kreises Mittelfranken, hindeutet. Fétis’ Angabe des Geburtsjahres Neser’s um 1570 kann daher unmöglich richtig sein; es muß weit früher angesetzt werden, mindestens um 1561; ferner liegt der Ort Windsbach nicht in der Provinz Brandenburg, sondern gehörte in den Besitz des Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach. Ebenso falsch ist es N. nach Heilbronn zu versetzen, wie wir gleich sehen werden, denn nachdem er als neunjähriger Knabe in der Kapelle Georg Friedrichs als Sängerknabe gedient, ließ ihn der Markgraf [442] auf seine Kosten ausbilden und darauf wurde er in Heilsbronn in Mittelfranken angestellt. Der zweite Druck befindet sich in der Stadtbibliothek in Breslau und rührt aus dem Jahre 1596 her. Hier nennt sich N. Magister der Musik in Heilsbronn, und da er auf dem Titel den Wenzel Gurckfelder, Professor am Gymnasium zu Heilsbronn, als seinen Collegen bezeichnet, so bekleidete er also dort die Gesanglehrer- und Cantorstelle. Schließlich gibt uns auch noch die Fortsetzung des Titels die Gewißheit, daß er wirklich in Wittenberg einst studirt hat, denn er nennt den Professor Friedrich Taubmann in Wittenberg seinen ehemaligen Lehrer. Die Sammlung, „Cantiones“ betitelt, enthält drei lateinische und einen deutschen mehrstimmigen Gesang von fünf bis acht Stimmen. Eine Sammlung Hymnen, die Gerber und Fétis vom Jahre 1619, der letztere sogar noch in einer Ausgabe von 1681, die für die Culmbacher Schule herausgegeben wurde, anzeigen, ist mir bis jetzt nicht vorgekommen. Dem Titel nach können es nur einstimmige Gesänge sein, da nur von Melodieen gesprochen wird, die N. componirt hat. Die Ausgabe von 1681 kann natürlich nur nach seinem Tode erschienen sein. Hiernach wurde also N. nicht erst 1600, wie Gerber schreibt, in Heilsbronn angestellt, sondern schon einige Jahre früher. Da keiner seiner Gesänge in Partitur vorliegt, so ist vorläufig ein Urtheil über seine Leistungen als Componist ausgeschlossen; es muß weiterer Nachforschung vorbehalten bleiben.