ADB:Neunherz, Johannes
Olearius und Carpzov Theologie studirte. Hier wurde er am 21. November 1674 Baccalaureus und am 27. Januar 1676 Magister. Nach Beendigung seiner Studien berief ihn gegen Ende des Jahres 1678 der Rath von Lauban als Hilfsprediger für den dortigen kranken Pfarrer M. Hansdorf und im Februar 1681 erhielt er von den Herren v. Tschirnhausen die Pfarrstelle zu Kieslingswalde. Von hier kam er 1696 als Pfarrer nach Geibsdorf, nahe bei Lauban, 1706 als zweiter Diakonus an die Pfarr- und [550] Hauptkirche zu Lauban und 1709 als Oberpfarrer nach Hirschberg in Schlesien, wo er im Juni d. J. den Grundstein für die neu zu erbauende evangelische Gnadenkirche zum Kreuz Christi legen durfte. Hier feierte er 1731 sein 50jähriges Amtsjubiläum und starb am 26. November 1737. – N. war ein fruchtbarer Dichter geistlicher Lieder, der in Weise’s Manier schon während seiner Studienzeit zu dichten angefangen und deshalb in Leipzig um 1675 von Dr. Scherzer den Auftrag bekommen hatte, statt seiner, wie es der Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen wünschte, die ganze Bibel in Lieder zu setzen und dabei in jeden Gesang ein ganzes Buch zu bringen; er lieferte davon acht Probelieder. Auch in mancherlei Gelegenheitsgedichten und Oden bei frohen und traurigen Veranlassungen versuchte er sich. Von seinen zahlreichen Gedichten beförderte N. selber folgende Sammlungen zum Druck: „Evangelische Hertz-Ermunterung oder Musicalische Texte auf die Sonn- und Festtage“ (1698); „Evangelische Sabbathfreude“ (1690); „Tröstliche und zur Uebung der Gottseligkeit dienliche Andachten über alle Sonn- und Festtäglichen Evangelien“ (1717). Obwol seinen Gedichten die edlere Würde des Ausdrucks fehlt, ja in ihnen häufig Redewendungen und Ausdrücke des gemeinen Lebens und überhaupt unschickliche Bilder mit unterlaufen, so sind doch viele derselben in schlesische Gesangbücher aufgenommen worden.
Neunherz: Johannes N. wurde am 16. August 1653 zu Waltersdorf bei Kupferberg in Schlesien geboren, wo sein Vater Weber und Handelsmann war. Dieser siedelte, als die Glaubensbedrückung der Evangelischen immer unerträglicher wurde, 1666 nach Lauban in der Oberlausitz über, wo der Sohn, der bis dahin seine Schulbildung in Schmiedeberg genossen, drei Jahre lang das Lyceum besuchte. Nachdem er dann noch seit 1670 drei Jahre auf dem Magdalenengymnasium in Breslau zugebracht hatte, bezog er im Juni 1673 die Universität Leipzig, wo er unter- Koch, Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs, 5. Bd. S. 450 (Stuttg. 1868).