ADB:Nikolaus von Jeroschin
Luther von Braunschweig, der nicht blos ein Gönner und Förderer der Dichtkunst, sondern selbst ausübender Dichter war, übernahm er die Uebertragung der in lateinischer Sprache abgefaßten „Chronik des Landes Preußen“ seines Zeitgenossen und Ordensbruders Peter von Dusburg in deutsche Reime, um sie so den des Latein unkundigen Brüdern besser zugänglich zu machen. Nachdem ihm bei dem ersten Angriffe der Neid das kaum begonnene Werk zerstört hatte, nahm er auf den Wunsch des nachfolgenden Meisters, Burggraf Dietrich von Altenburg, die Arbeit noch einmal auf und schuf so eine Reimchronik in 27 738 Versen, die „Kronike von Pruzinlant“. Stofflich ist die Chronik nur von geringem Werth, da der Verfasser sich ganz und gar seinem Originale anschließt und höchstens in den letzten Abschnitten aus mündlicher Ueberlieferung oder eigener Anschauung einige sachliche Zusätze gibt, ihr Hauptwerth liegt hauptsächlich auf der formalen Seite, in ihrer Bedeutung für deutsche Sprache und deutsche Metrik. Die Sprache ist der sogenannte mittelhochdeutsche Dialekt, der für die größeren historischen Dichtwerke des 14. Jahrhunderts in gewissem Sinne als die Schriftsprache bezeichnet werden könnte; als Versmaß hat N. die „kurzen Reimpaare“ in Anwendung gebracht, in welchen der einzelne Vers nicht weniger als sechs und nicht mehr als neun Silben zählt. – In der letzteren Beziehung haben den Dichter und sein Werk eingehend behandelt: Pfeiffer in der Einleitung zu seiner Ausgabe der nach dieser Seite wichtigen Stellen daraus, welche unter dem Titel: „Beiträge zur Geschichte der mittelhochdeutschen Sprache und Litteratur. Die Deutschordenschronik des Nicolaus von Jeroschin“, Stuttgart 1854 erschien, ferner Bartsch im ersten Jahrgange von Pfeiffers Germania (1856) und F. Bech im siebenten Jahrgange (1862). Die einzige vollständige Ausgabe lieferte Strehlke im ersten Bande der Scriptores rerum Prussicarum (1861). Zu Vergleichen ist auch Töppen in seiner Einleitung zu Peter von Dusburg (ebendaselbst). – Gleich nach dem Erscheinen des Hauptwerkes fand Johannes Voigt das den Anfang enthaltende Fragment einer ebenfalls von N. in derselben Sprache und Form verfertigten Uebersetzung der Lebensbeschreibung des h. Adalbert, des ersten Preußenapostels, welche dem römischen Mönche Canaparius zugeschrieben wird, und veröffentlichte sie in den Neuen Preußischen Provinzialblättern von 1861 und darnach Strehlke im zweiten Band der Preußischen Geschichtsquellen (1863).
Jeroschin: Nicolaus v. J., Priester des deutschen Ordens und hochmeisterlicher Kaplan von unbekannter Herkunft, Verfasser einer preußischen Reimchronik im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts. Auf Veranlassung des Hochmeisters Herzog