Zum Inhalt springen

ADB:Luther von Braunschweig

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Luther von Braunschweig“ von Karl Lohmeyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 275–276, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Luther_von_Braunschweig&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 07:46 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Braune, Anton von
Band 3 (1876), S. 275–276 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Luther von Braunschweig in der Wikipedia
Luther von Braunschweig in Wikidata
GND-Nummer 102507589
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|3|275|276|Luther von Braunschweig|Karl Lohmeyer|ADB:Luther von Braunschweig}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=102507589}}    

Braunschweig: Luther, Herzog von B., ein Sohn Herzog Albrechts des Großen[1], etwa seit 1280 Bruder des deutschen Ordens, seit 1314 oberster Trapils[1] und Komtur zu Christburg, am 17. Februar 1331 zum Hochmeister gewähet[1], [276] gestorben gleich nach Ostern (wahrscheinlich 18. April) 1335, bestattet in dem Chore des neuen, aber nicht durch ihn, sondern durch den Bischof von Samland erbauten Domes zu Königsberg. Den Angelpunkt der auswärtigen Politik seiner kurzen hochmeisterlichen Regierung bilden die Verhältnisse mit Polen, die sich an die Erwerbung des von Polen gleichfalls beanspruchten Pommerellen anknüpften. Bei Luthers Wahl befand man sich noch in dem im October des vorhergegangenen Jahres geschlossenen Waffenstillstande, die Könige Karl von Ungarn und Johann von Böhmen sollten durch schiedsrichterliches Urtheil den Zwiespalt um Pommerellen und das ebenfalls umstrittene Land Dobrzin für immer beilegen. Da der Waffenstillstand ablief, ohne daß es zu einer gütlichen Entscheidung kam, und da auf keiner von beiden Seiten ernster Wille zum Frieden, zum Nachgeben vorhanden war, so brach der Kampf im Sommer 1331 wieder aus. In diesem Jahre noch wurde Großpolen von einem starken Ordensheere zwei Monate lang unter fürchterlichen Verwüstungen durchzogen, eine Diversion des Böhmenkönigs zu Gunsten des Ordens kam zu spät; im folgenden Jahre wurde Kujawien angefallen; dieses aber beschlossen die Ritter vorläufig zu behaupten, um sich schließlich durch seine Herausgabe den älteren Besitz zu wahren; sie erbauten Burgen im Lande und setzten Beamte ein. Gleich darauf rückte der König Wladislaw Lokietek bis an die Drewenz, um ins Kulmerland einzubrechen; obgleich ihm jetzt der Hochmeister selbst mit starker Macht entgegentrat, erfolgte kein Kampf, da die Vermittlung „frommer und ehrenwerther Männer“ eine neue Waffenruhe und ein neues Compromiß auf die beiden Könige zu Wege brachte. Der Tod des Königs Wladislaw, die Nachfolge seines friedlicher gesinnten Sohnes Kasimir, sowie auf der anderen Seite das hohe Alter des Hochmeisters verhinderten den Wiederausbruch des Kampfes, und obwol der schiedsrichterliche Austrag auch jetzt noch ausblieb, wurde der Waffenstillstand immer wieder verlängert. – Der Heidenkampf gegen die Littauer ruhte unter L. v. B. bis auf eine vereinzelte kleine Unternehmung ganz. – Einen besonderen, ihm allein unter den Hochmeistern eigenthümlichen Ruhm hat sich L. v. B. dadurch erworben, daß er nicht blos ein Gönner und Förderer der deutschen Dichtkunst war, sondern selbst ausübender Dichter, und das „zu einer Zeit, wo im Süden Deutschlands die Dichtkunst nur noch ein kümmerliches Dasein fristete, ja fast zu völliger Bedeutungslosigkeit herabgesunken war“. Er verfaßte unter anderem Unbekannten eine gereimte Bearbeitung der Legende von der h. Barbara, die leider auch verloren gegangen ist, er veranlaßte eine noch vorhandene gereimte Uebersetzung des Propheten Daniel, und auf seine ausdrückliche Bitte begann der Ordenspriester Nicolaus von Jeroschin seine Umarbeitung der lateinischen Ordenschronik Peters von Dusburg in eine deutsche Reimchronik. Welche bedeutende Wirkung in Preußen dieser Anstoß gehabt hat, dafür zeugt deutlich die verhältnißmäßig große Anzahl von Handschriften deutscher Dichtwerke, theils fremder, theils einheimischer, die sich aus jener Zeit her bis jetzt erhalten hat. Auch als Liebhaber des Kirchengesanges wird der Meister gerühmt, und als Beförderer des Schulwesens zeigen ihn mehrere Urkunden.

Die Quellen im ersten und zweiten Bande der Scriptores rerum Prussicarum.J. Voigt, Geschichte Preußens IV. S. 478–519; – Fr. Pfeiffer, Die Deutschordenschronik des Nicolaus von Jeroschin (1854), S. XXIV–XXXI der Einleitung. – Steffenhagen, Zur Geschichte der deutschen Poesie in Preußen im 14. Jahrhundert, in: Neue Preuß. Provinzialblätter 1861. II.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. a b c S. 275. Z. 3 v. u. l.: Albrechts des Großen – Trapier – gewählt st. Albrechts der Großen – Trapils – gewähet. [Bd. 3, S. 795]