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ADB:Nostitz-Jänkendorf, Karl Graf von

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Artikel „Nostitz, Karl“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 33–34, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nostitz-J%C3%A4nkendorf,_Karl_Graf_von&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 07:19 Uhr UTC)
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Nostitz: Johann Karl Georg, in Rußland Gregor Iwanowitsch genannt, von N. aus dem Hause Ullersdorf, russischer Generallieutenant und Generaladjutant, ward am 10. Juni 1781 zu Dresden geboren. Die Ehe seiner Eltern war keine glückliche; das Mißverhältniß, welches zwischen ihnen bestand, warf seine Schatten auf des Sohnes Kindheit; das unstete Leben, welches aus demselben folgte, störte seinen Bildungsgang. Trotzdem konnte er die Universität Halle beziehen und, als das Urbild des Hallenser Renommisten, klopfte er an König Friedrich Wilhelm III. Thür zu Potsdam, um Eingang in die preußische Armee zu erlangen. Seiner Beharrlichkeit glückte es, sein Vorhaben durchzusetzen. Er kam als Cornet zu den Gensdarmen in Berlin, dem tonangebenden Reiterregimente. Wie er ein ausgelassener burschikoser Student gewesen war, so ward er bald der wildesten einer unter jenen Cavallerieofficieren, welche damals in Berlins öffentlichem Leben eine gewisse Rolle spielten. Bald aber wandte er sich daneben dem Studium der Kriegswissenschaften zu, deren Betriebe eben jetzt Scharnhorst neue Anregung gegeben hatte. In beiden Richtungen paßte es, daß er Adjutant des Prinzen Louis Ferdinand wurde. Diesen begleitete er in den Krieg von 1806; in seinem letzten Augenblicke war er bei ihm, vergeblich bemühte er sich, den Franzosen den Leichnam zu entreißen. Er entkam später glücklich über die Oder und nahm tapfer Theil an dem Feldzuge des Jahres 1807 in Preußen. Durch eine unglückliche Verbindung, welche er kurz vor Ausbruch des Krieges geschlossen hatte, war ihm die Heimath verleidet; Schulden hatten ihn veranlaßt, eine Heirath einzugehen, welche ihn in die Fremde trieb. Er wandte sich zunächst nach Oesterreich, beschäftigte sich 1809 mit der Bildung einer Fränkischen Legion, welche nicht über die Anfänge hinauskam, ward dann Major bei Merveldt-Ulanen und machte 1812 den Krieg gegen Rußland mit. Während dieser Zeit nahm er an den Bestrebungen zur Abschüttelung [34] des fremdherrlichen Joches lebhaften Theil; er stand mit Gneisenau, Tettenborn, Gentz, Gruner, Varnhagen in Verkehr. 1813 trat er in russische Dienste, kam in den Generalstab der russisch-deutschen Legion, mit welcher er am Kriege an der unteren Elbe, in Holstein und den Niederlanden theil nahm, und ward nach Beendigung desselben der Suite des Kaisers zugetheilt, mit welcher er in Paris und später beim Congreß in Wien war; seine geistreichen Aufzeichnungen über den letzteren sind von großem Interesse. Als die Legion in den preußischen Dienst übertrat, blieb er im russischen, rückte 1815 zum zweiten Male in Frankreich ein und verblieb dort mit dem zu den Occupationstruppen gehörenden Woronzow’schen Corps bis 1818, jetzt ein Cavallerieregiment commandirend. In dieser Zeit trat er zum Staatsrath Merian in ein näheres Verhältniß, von welchem die unten angegebene Quelle für diese Lebensskizze Zeugniß ablegt. Im Jahre 1824 verheirathete er sich zum zweiten Male, jetzt unter glücklichern Verhältnissen, mit einer Russin; 1828 machte er als General den Türkenkrieg mit, wo sein Name besonders bei Kurtepe im Kampfe gegen Omer Brione genannt wird, 1831 focht er an der Spitze einer Gardecavallerie-Division gegen die Polen. Am 4. April wurde er freilich, mit einer Recognoscirungsabtheilung bei Roznan über den Narew gegangen, von Uminski geschlagen, that sich dann aber bei Skrzynecki’s Verfolgung hervor und ward für Auszeichnung bei Ostrolenka, wo eine Schwadron seiner Garde-Ulanen ein Bataillon des berühmten 4. Regiments niederhieb, Generallieutenant. Beim Sturme auf Warschau wurde er im Reiterkampfe schwer verwundet. Er erhielt dann das Commando der 6. Ulanen-Division und starb zu Wisiliewka am 19. August 1838.

Aus Karl von Nostitz’s Leben und Briefwechsel. Auch ein Lebensbild aus den Befreiungskriegen. Dresden und Leipzig 1848.