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ADB:Oberrauch, Herculanus

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Artikel „Oberrauch, Herculanus“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 106, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Oberrauch,_Herculanus&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 02:19 Uhr UTC)
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Oberrauch: Herculanus O., katholischer Theologe, geb. am 5. December 1728 zu Sarnthal in Tirol, † am 22. October 1808 zu Schwaz. O. machte seine Studien zu Innsbruck, trat am 4. Mai 1750 in den Franciscanerorden, legte 1751 die Gelübde ab, hörte 1751–53 nochmals zu Bozen Philosophie, wurde am 23. October 1753 zum Priester geweiht, hörte dann nochmals bis 1756 Theologie und Kirchenrecht und wurde 1757 Repetitor der Theologie in dem Kloster zu Innsbruck. Nachdem er einige Jahre in verschiedenen tirolischen Klöstern Philosophie und Kirchenrecht gelehrt hatte, wurde er 1766 Professor der Moraltheologie an der Universität zu Innsbruck; er blieb dieses bis 1782. Wiederholt wurde er von seinen Ordensbrüdern zum Definitor gewählt. Die letzten Jahre verlebte er in dem Kloster zu Schwaz. Er war ein eifriger und viel beschäftigter Seelsorger und dabei ein fruchtbarer Schriftsteller. Sein Hauptwerk sind die „Institutiones justitiae christianae sive theologia moralis“, Innsbruck 1774–75, 4 Bde. Dieses Werk wurde in Klüpfel’s Nova Bibliotheca Friburgensis (1775, I, 168) ungünstig beurtheilt; O. vertheidigte sich in den „Vindiciae moralis theologiae contra recensentem Friburgensem“, 1775. Zwanzig Jahre nach dem Erscheinen, 1796, wurde das Werk in Rom in den Index gesetzt. Mehrere Bischöfe gaben der allgemeinen Verwunderung über dieses Verbot in Rom Ausdruck; sie erhielten von dem Cardinal Borgia die wunderliche Antwort: das Verbot sei erfolgt in Erwägung, daß die beanstandeten Sätze nicht von allen immer im katholischen Sinne ausgelegt werden würden. Als das Verbot bekannt wurde, war gerade in Bamberg mit bischöflicher Gutheißung der Druck einer zweiten Auflage begonnen worden. O. wollte denselben einstellen lassen; der Verleger ließ aber das Werk unter dem Titel „Theologia moralis“ 1797–98 in acht Bänden erscheinen. Diese Ausgabe wurde nicht verboten. Ein apologetisches Werk gab O. unter dem Titel „Theon und Amyntas oder Gespräche über Religion und Gerechtigkeit“, 1776–88 in 4 Bänden heraus (3. Auflage 1804). Eine Stelle darin wurde in der Augsburger „Kritik über gewisse Kritiker“ (1794, S. 89, 337) scharf angegriffen, von O. in dem Schriftchen „Vom Stande der Zernichtung an den Augsburger Kritiker“, 1794, vertheidigt. Die anderen Schriften von O. sind meist ascetischen Inhalts und weniger bedeutend. Er soll 16 ungedruckte lateinische Schriften hinterlassen haben.

Theophilus Nelk (d. i. P. A. A. Waibel), Des tirolischen Priesters und Professors Herculan Oberrauch Lebensbeschreibung, 2. Aufl., München 1834. – Felder-Waitzenegger, Lexikon II, 27. – Schäfler, Handlexikon III, 346. – Reusch, Index II, 999.