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ADB:Oelschlegel, Johann Lohelius

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Artikel „Oelschlegel, Johann Lohelius“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 321–322, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Oelschlegel,_Johann_Lohelius&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 20:54 Uhr UTC)
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Oelschlegel: Johann Lohelius Oe., Tonkünstler, geb. am 31. December 1724 im Dorfe Loschau bei Dux in Böhmen, † zu Prag 1788, erhielt seine humanistische und musikalische Vorbildung an der Jesuitenresidenz Mariaschein, wo er auch entsprechend seiner Neigung und erlangten Fertigkeit im Orgelspiel zum Organisten der Institutskirche bestellt wurde. In der Folgezeit übergegangen nach Prag, versah er Organistendienst in der Kleinseitner Dominicaner- und der Malteserkirche. Die ihm dadurch aufgenöthigte Concurrenz mit tüchtigen Fachcollegen dürfte ihn schließlich veranlaßt haben sich eines Rückhalts zu versichern für das Nachholen des fühlbar gewordenen Abgangs gründlicher Theorie. Wol in diesem Sinne trat Oe. 1747 in das kunstfreundliche Prämonstratenserstift am Strahow als Novize ein. Denn kaum der theologischen Studien ledig und mit der Priesterweihe versehen, griff er zurück auf sein ursprüngliches Vorhaben, nahm Unterricht beim bewährten Contrapunctisten Franz Joh. Habermann und erwarb sich zugleich Fertigkeit im Partiturlesen. Da ihm mittlerweile auch die Chorregentschaft der Stiftskirche übertragen wurde, kam der Gewinn an Theorie sogleich wieder der Praxis zu gute, wie zunächst schon zahlreiche, gute Compositionen und die zu Ruf gelangte Figuralmusik der Kirche nachweisbar machen. Eines nur stand dem angestrebten Aufschwunge noch hindernd im Wege – die mangelhafte Orgel! Und den besten Beweis von der Oe. innewohnenden geistigen Energie gibt die Thatsache, daß er durch unablässiges, fünfzehnjähriges Mühen und Schaffen die ihm anvertraute Orgel überbaute und zu einem berühmt gewordenen Riesenwerke gestaltete. Bezeichnend ist die Aussage seines Biographen und Mitbruders Dlabacz. „Nachdem er das ganze Werk verfertigt hatte und noch eine Mutation, die man Menschenstimme zu nennen pflegte, herstellen wollte, wurde er von einer langwierigen Krankheit überfallen und starb zu Prag in seinem Stifte“ … Sein Nachlaß besteht in einer „Beschreibung“ der von ihm erbauten großen Orgel in der Metropolitan- und St. Niklaskirche, 1786 erschienen; einer zweiten, in Handschrift hinterlassenen Beschreibung desselben 1774 in Stand gesetzten Orgelwerkes, „nebst beigefügtem Unterricht an den Orgelmacher, wie und wo beizukommen, wenn in der Zeit einige Mängel sich ereigneten“. An Musikalien hinterließ er sieben Oratorien, von 1756–1761 geschrieben, sämmtlich in der Stiftskirche aufgeführt; eines davon, das vierte, 1760 gedruckt; zwei Varianten der „Operetta Natalitia“, die erstere 1760 „in Gegenwart der königlich kursächsischen Prinzen Joseph und Friedrich im Stifte Strahow gespielt worden“. Außer einer „Pastoralmesse“, „Missa de Requiem“ [322] und „Kleinen Messe“, einem „Te Deum laudamus“, „Salve Regina“, schrieb der überaus fleißige Componist noch eine größere Zahl Motetten, Offertorien, Arien, Duetten, Hymnen und Responsorien, von welchen ein Mehrtheil in steter Verwendung blieb. Das Porträt Oelschlegel’s findet sich im 12. Bande der Riegger’schen „Böhmischen Statistik“ vor.

Dlabacz, Allg. Künstl.-Lex. f. Böhm. – Gräfer und Czikann, Oesterr. Nat.-Encykl. – Meusel, Lex. – Gerber, Biogr. Lex. d. Tonkünstler.