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ADB:Olshausen, Detlev

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Artikel „Olshausen, Detlev“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 322–323, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Olshausen,_Detlev&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:01 Uhr UTC)
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Olshausen: Detlef Johann Wilhelm O., praktischer Geistlicher. Er war geboren am 30. März 1766 zu Nordheim im Hannöverschen. Den Vater, Acciseinnehmer daselbst, hat er früh verloren. Vorbereitet von einem Landpfarrer bezog er im 16. Lebensjahre das Gymnasium in Altona, wo besonders die Lehrer Dusch und Henrici auf ihn Einfluß übten. 1784 ging er nach Göttingen, um Theologie zu studiren. Weil seine Mittel sehr beschränkt waren, mußte er nach vollendetem Triennium eine Hauslehrerstelle annehmen. Als Hauslehrer lebte er erst in der Nähe Leipzigs, dann in Hamburg und zuletzt in Kopenhagen. Hier bestand er 1791 das theologische Examen und promovirte dann zum Doctor der Philosophie (Diss. inaug.: „De immortalitate hominum sublata doctrina de animi simplicitate certa“). Die Kantische Philosophie hatte ihn stark beschäftigt und als Frucht dieser Studien veröffentlichte er zugleich „Prolegomena zu einer Kritik aller sogenannten Beweise für und wider Offenbarung. Ein Versuch“, Kopenhagen 1791. In diesem Werk finden sich ähnliche Ideen wie später Fichte sie in seiner Kritik der Offenbarung mitgetheilt hat. Bald darauf erschien von O. „De usu rationis in religione revelata“, 1792. In Kopenhagen lebte er in angenehmem Verkehr mit Männern, wie Münter, Adler, Schmidt-Phiseldeck, Christiani u. a. Doch durfte er das ihm 1794 angetragene Diakonat in Oldesloe nicht ausschlagen. In einem Brande 1798 verlor er hier all sein Hab und Gut und namentlich auch seine ganze Bibliothek, was für ihn ein schmerzlicher Verlust war. Noch in diesem Jahre ward er nach Hohenfelde versetzt und folgte weiter 1801 einem Ruf als Hauptprediger nach Glückstadt. Hier fand er seinen Jugendfreund, den Präsidenten Seidel, vor und lebte in inniger Freundschaft mit seinem Collegen Dr. Wolfrath. Nur der Tod seiner geliebten Gattin geb. Hoyer 1804 trübte sein Leben; ohnehin litt er an Anlage zur Hypochondrie. In dieser Veranlassung übersetzte er Seneca’s Trostschreiben an Polybius nebst einigen seiner interessantesten Briefe an Lucilius aus dem Lateinischen mit Anmerkungen (1806) und gab zugleich eine „Sammlung auserlesener Stellen aus den sämmtlichen philosophischen Schriften des Lucius Annäus Seneca“ (1807) sowie „Erklärende Anmerkungen zu dieser Sammlung“ (1808) heraus. Die Beschäftigung mit diesem Philosophen hatte ihn zerstreut und gefesselt und es folgte eine Uebersetzung der sämmtlichen Briefe des L. A. Seneca, 1811, 2 Bde. 1806 ging er eine zweite Ehe ein. 1811 wurde er in Anerkennung seiner Verdienste zum Ritter des Danebrogordens ernannt. Bei der Belagerung Glückstadt’s 1813/14 erlitt er aber auch wieder Verluste. 1815 folgte er dem Ruf als Superintendent des Fürstenthums Lübeck nach Eutin. Hier hat er eine reich gesegnete Wirksamkeit gehabt und namentlich durch eine neue Organisation des Schulwesens sich Verdienste erworben. In Schröter und Klein’s Oppositionsschrift 1818 hat er selbst Nachricht gegeben von einigen neuen das Kirchenwesen betreffenden Einrichtungen im Fürstenthum Lübeck. In den letzten Jahren war er leidend. Er starb hier am 14. Januar 1823 und erreichte also kaum ein Alter von 57 Jahren. Als Früchte seiner philosophischen Studien veröffentlichte er eine Reihe von Abhandlungen in Zeitschriften, z. B. in Eggers’[WS 1] deutschem Magazin November und December 1791: „Religion und Tugend“; Februar [323] 1793: „Kann denn wirklich der Determinismus mit der Moral bestehen“; März 1794: „Ueber die Anwendung philosophischer Systeme auf positive Religionssysteme“; Februar 1795: „Vertraute Briefe als Beitrag zur Menschenkenntniß“. In Christiani’s Beiträgen zur Veredlung der Menschheit I, 1 ff.: „Briefe über die menschliche Seele“; II, 2: „Ueber die Aufklärung“. In Beneken’s[WS 2] Philosophie der Lüneburger Heide II, 1: „Ein Beitrag zur Philosophie des Lebens“ und in dessen Niedersächsischer Zeitschrift I. In d. schleswig-holstein. Provinzialberichten 1823: „Beiträge zur praktischen Philosophie“. Auch verfaßte er einen vielgebrauchten „Leitfaden zum Unterricht in der Erfahrungsseelenlehre“, 1800. Zur praktischen Theologie hat er viele Beiträge geliefert. Er setzte das von Wolfrath begründete „Homiletische Handbuch“ fort, 2. Jahrgang 1803/4 in 4 Bänden, 3. Jahrg. 1805/6 in 4 Bänden, dann „Homiletisches Handbuch über Episteln und freie Texte“, 1799/1803, 3 Jahrg. in 4 Bdn.; „Gelegenheitsreden“, 1806/9, 2 Bde. Mit Funk und Venturini „Predigten über die ganze Pflichtenlehre“, 1798/1805, 8 Bde. Schon 1796 hatte er ein „Lehrbuch der Moral und Religion für die gebildetere Jugend“ verfaßt, davon 1799 eine 2. Auflage erschien. 1811 erschien „Leitfaden zum Unterricht in der christlichen Religion für Bürger- und Landschulen“, 1814 3. Aufl. Bei der durch die Adler’sche Kirchenagende veranlaßten Berathung betheiligte auch er sich durch die Schrift „Ueber die neueste Schleswig-Holsteinische Kirchenagende zur Belehrung und Berichtigung für Laien“, 1797; „Religionsvorträge für die Fastenzeit“, 1809. In der Theologie hielt er sich zu dem derzeit herrschenden rationalistischen Standpunkt. – Auch für das Schulwesen war er besonders thätig, in Veranlassung der von Adler entworfenen Schleswig-Holsteinischen Schulordnung vom 24. August 1814 schrieb er „Bemerkungen über verschiedene das Schulwesen betreffende Gegenstände“, 1815, und „Ueber die ascetischen Uebungen“, Prov.-Ber. 1815, 6. Neben seinen Lehrbüchern für Seelenlehre und Religion verfaßte er noch ein vielgebrauchtes Lehrbuch der Geographie „Leitfaden zum ersten Unterricht in der Geographie“, 1812, 4. Aufl. 1827. Schon 1796 hatte er P. Jones’ geographisch-statistisches Handbuch aus dem Englischen übersetzt.

Schlesw.-Holst. Prov.-Ber. 1823, 2; 1825, 4. – Nekrolog d. Dtsch. 1823, 1. – Neues Staatsbürgerl. Magazin X, S. 475. – Kordes, Lübker-Schröder, Alberti, Schriftstellerlexika s. v.H. Döring, D. gelehrten Theologen Deutschlands 1833, III, 36.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Egger’s
  2. Vorlage: Beneke’s