ADB:Ohm, Martin

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Artikel „Ohm, Martin“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 203–204, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ohm,_Martin&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 06:59 Uhr UTC)
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Ohm: Martin O., Mathematiker, geb. am 6. Mai 1792 zu Erlangen, † am 1. April 1872 zu Berlin. Jüngerer Bruder des Physikers Georg Simon O. (s. o.) wetteiferte er mit diesem an Berühmtheit, nur freilich mit dem erheblichen Unterschiede, daß während das Ohm’sche Gesetz das Andenken des Einen für die ferne Zukunft sicher stellt, der Andere das Schwinden seines Ruhmes selbst erlebte. [204] Die anfangs stetig ansteigende Laufbahn, welche O. durchlief, der 1811 als Privatdocent der Mathematik in Erlangen sich habilitirte, 1817 als Oberlehrer an das Gymnasium zu Thorn berufen wurde, 1821 neuerdings den Lehrstuhl einer Hochschule und zwar in Berlin als Privatdocent bestieg, um 1824 ebenda zum außerordentlichen, 1839 zum ordentlichen Universitätsprofessor befördert zu werden, womit er Professuren an der Bauschule, an der Artillerie- und Ingenieurschule, an der allgemeinen Kriegsschule vereinigte, hat etwa mit Ende der vierziger Jahre ihren Höhepunkt erreicht. Damals war O. so sehr der allgemeine Lehrer, so bekannt und geschätzt in weitesten der Wissenschaft fremden Kreisen, daß er 1849 von einem berliner Wahlkreise ins preußische Abgeordnetenhaus entsandt wurde, dem er 3 Jahre lang als Mitglied der rechten Seite angehörte. Die Männer der Wissenschaft hatten damals bereits über seine mathematischen Leistungen den Uebergang zur Tagesordnung vollzogen, während die letzten Theile seines 9bändigen Werkes: „Versuch eines vollkommen consequenten Systems der Mathematik“ (Nürnberg 1822–52, Bd. 1–3 in 2. Auflage ebenda 1853–54) noch im Erscheinen begriffen waren. Es wäre ungerecht zu leugnen, daß O. in diesem Werke und in zahlreichen anderen Büchern eine an sich lobenswerthe Folgerichtigkeit anstrebte. Leider war die Auffassung der Analysis als eines rein formalen Rechnens, ein absichtliches Zurückweisen aller der wichtigen Untersuchungen über Reihenconverganz, sofern es um allgemeine Ergebnisse und nicht um Sonderfälle sich handelte, eine vornehme Geringschätzung der bahnbrechenden Leistungen seiner Fachgenossen Jacobi, Abel, Dirichlet u. s. w. die Grundlage, auf welche O. sein System aufbaute, und sobald man die Unbeständigkeit dieser Grundlage erkannte, mußte das auf ihr hergestellte Gebäude zusammenbrechen.

Die Schriften Ohm’s vergl. bei Poggendorff, Biogr.-literar. Handwörterb. zur Geschichte der exacten Wissenschaften, Bd. II, S. 318.