ADB:Oischinger, Johann Nepomuk Paul

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Artikel „Oischinger, Johann Nepomuk Paul“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 210, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Oischinger,_Johann_Nepomuk_Paul&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 15:55 Uhr UTC)
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Oischinger: Johann Nepomuk Paul O., katholischer Theologe und Philosoph, geb. am 13. Mai 1817 zu Wittmannsberg in Baiern, † am 11. December 1876 zu München. O. lebte, nachdem er zu München Philosophie und Theologie studirt hatte, Doctor der Philosophie und am 14. Juli 1841 zu Regensburg Priester geworden war, ohne Anstellung, vielfach kränkelnd, in München, mit Studien und Schriftstellern beschäftigt, in den ersten Jahren in anregendem Verkehr mit strebsamen jungen Leuten, später mehr und mehr vereinsamt. Das Ziel seiner schriftstellerischen Thätigkeit war die Begründung einer neuen christlichen Philosophie und eine wissenschaftliche Darstellung des katholischen Lehrbegriffs mit Ausscheidung der von ihm für irrig gehaltenen mittelalterlich-scholastischen Elemente. Schon 1843 gab er einen „Grundriß zu einem neuen System der Philosophie“ heraus, 1849 eine Abhandlung „Philosophie und Religion“, mit einer Vorrede von F. A. Staudenmaier, 1852 „System der christlichen Philosophie“, eine erweiterte Umarbeitung der ersten Schrift, dazu 1854 „Apologie der christlichen Philosophie gegen Dr. Denzinger“ (Professor der Dogmatik in Würzburg). Von dem 1858 begonnenen, auf 10 Bände berechneten „System der christlichen Glaubenslehre“ sind nur zwei Bände erschienen. In den meisten seiner Schriften, die eine große Belesenheit in der philosophischen und theologischen Litteratur bekunden, aber in weiteren Kreisen wenig Beachtung gefunden haben, polemisirt O. einerseits gegen andere Philosophen, auch gegen den katholischen Philosophen Anton Günther: „Die Günther’sche Philosophie“, 1852 (vgl. P. Knoodt, A. Günther, 2. Bd., S. 144, 204, 285, 445), – andererseits gegen die scholastische Theologie des Mittelalters: „Die christliche Trinitätslehre“, 1850; „Die speculative Theologie des h. Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, in den Grundsätzen systematisch entwickelt“, 1858 (diese Schrift, keine andere von O., wurde in Rom in den Index gesetzt); „Commentarii theologici, quibus quaestiones de theologia scholastica explanantur“, 1860; „Die Einheitslehre der göttlichen Trinität“, 1862; „Die christliche und scholastische Theologie, oder die christlichen Grunddogmen nach den Symbolen, Concilien und Vätern der Kirche entwickelt, sowie gegen die abweichenden Lehren der Scholastiker vertheidigt. Der Gesammtkirche, insbesondere dem ökumenischen Concil vorgelegt und gewidmet“, 1869. Verhältnißmäßig am günstigsten wurde aufgenommen: „Speculative Entwickelung der Hauptsysteme der neueren Philosophie von Descartes bis Hegel“, 1853–54, zwei Bände. O. übersetzte auch, wahrscheinlich hauptsächlich um sich seinen Lebensunterhalt zu sichern, eine Reihe von Schriften aus dem Lateinischen (Thomas von Aquin’s Goldene Kette zu den Evangelien, 7 Bände, desselben Predigten, Beda’s Homilieen, 3 Bände), Französischen (Gousset’s Moraltheologie, Schriften von Badoire und Prat) und Italienischen (Leben des h. Paul vom Kreuze).

Schäfler, Handlexikon III, 366. – Deutscher Merkur 1876, 433.