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ADB:Oppenheimer, David

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Artikel „Oppenheimer, David“ von Adolf Brüll in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 399–400, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Oppenheimer,_David&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 10:53 Uhr UTC)
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Oppenheimer: David O., jüdischer Theologe und Bibliophile, geb. 1664 in Worms, † am 12. September 1736 in Prag. O. war der Sohn eines reichen Mannes aus hochangesehener Familie. Als Jüngling gehörte er zu den Schülern des gelehrten Rabbiners Gerson Ulif in Metz, dessen litterarischer Nachlaß später unter seiner Mitwirkung veröffentlicht wurde. Seit 1686 versah er rabbinische Aemter und wurde (1690) als sechsundzwanzigjähriger Mann zum [400] mährischen Landesrabbiner erwählt. Im J. 1702 folgte er einem Rufe als Oberrabbiner nach Prag, welche Stellung durch die 1718 erfolgte durch ein kaiserliches Decret bestätigte Wahl zum Landesrabbiner von Böhmen noch erhöht wurde. O. besaß eine ausgebreitete Belesenheit in dem jüdisch-theologischen Schriftthume, er schrieb auch verschiedene Werke, Auslegungen zur Bibel, Commentarien zum Talmud, Rechtsgutachten und Collectaneen zur Ritualistik; aber seine Bedeutung liegt weder in seinem schriftstellerischen Schaffen, von dessen Productionen auch nur Weniges in die Oeffentlichkeit gelangt ist, noch in seinem rabbinischen Wirken, sondern in seiner Thätigkeit als Mäcen der jüdischen Litteratur und als Bibliophile. Fast alle die zahlreichen Werke, die das 18. Jahrhundert auf diesem Gebiete hervorgebracht hat, begleitete er mit empfehlenden Approbationen und unterstützte die Autoren mit namhaften Beiträgen zu den Druckkosten. Der große Reichthum, den er besaß und von welchem er den zehnten Theil (50000 Thlr.) zu wohlthätigen Zwecken verwendete, diente ihm auch dazu, eine Bibliothek der hebräischen Litteratur anzulegen, die Alles, was an gedruckten und handschriftlichen Werken zu ihr gehörte, in sich fassen sollte. Er sendete zu diesem Zwecke viele Agenten aus, benutzte zu demselben die weitverzweigten Verbindungen, die das große Oppenheimer’sche Geschäftshaus in Wien im Auslande unterhielt, zahlte für Bücher, die er nicht besaß, die höchsten Preise und soll sogar Besitzer von Büchern, die ihm dieselben nicht verkaufen wollten, mit dem Banne bedroht haben. Da er die nach antichristlichen Stellen fahndende österreichische Censur fürchtete, ließ er die Bibliothek in Hannover im Hause seines Schwiegervaters, des Hoffactors Cohen, aufstellen. Nach Oppenheimer’s Tode wurde bald an den Verkauf dieser über 7000 Druckwerke und 1000 Handschriften enthaltenden Bibliothek, deren Werth auf 60000 Thlr. geschätzt wurde, gedacht, doch mußte sie, da die Kauflust vor solchen Summen zurückschreckte, bis zum Jahre 1826 in Kisten verpackt bleiben. Drei Jahre nachher wurde sie um den Preis von 9000 Thlrn. für die Bibliothek in Oxford erworben, wo sie sich noch jetzt befindet.

Wolf, bibliotheca hebraea I, p. 290, III, p. 178/9. – De Rossi, historisches Wörterbuch der jüd. Schriftsteller (deutsche Uebers.) S. 252. – Hock in Gal-Ed, Grabsteininschriften des Prager Friedhofs S. 42. – Carmoly, revue orientale III, p. 245. – Podiebrad, Alterthümer der Prager Josephstadt, 2. Aufl. S. 78. – Steinschneider in Serapeum 20 S. 321 ff. – Wiener in Frankel’s Monatsschrift 1864, S. 170. – Landshut, Amude ha-Aboda p. 58. – Wurzbach, biogr. Lexikon 21, S. 75.