BLKÖ:Oppenheim (auch Oppenheimer), David

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 75. (Quelle)
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Oppenheim (auch Oppenheimer), David (israelitischer Gelehrter, geb. im Jahre 1664, gest. zu Prag 23. September 1736). Ein Neffe des berühmten Wiener Hoffactors Samuel Oppenheim[WS 1], den Prinz Eugen mit seinem Vertrauen beehrte und ihn nichts Geringeres als „Retter in der Kriegsnoth“ nannte, dessen Haus aber (am Bauernmarkte, heute Nr. 1) der Wiener Pöbel, von einem Haufen Schusterjungen angeführt und von den Rauchfangkehrern wirksam unterstützt. in einer Weise stürmte und plünderte, daß die wildeste Kriegshorde schlimmer nicht hätte wirthschaften können. Erst die Militärwache von der kais. Burg machte dem Krawall ein Ende, über die Rädelsführer wurde noch in derselben Nacht Standrecht gehalten und wurden zwei Rauchfangkehrergesellen nebst einem Schwertfeger an den Fenstern des verwüsteten Hauses aufgehenkt. Samuel Oppenheim spielte in der Eugen’schen Periode eine hervorragende Rolle in Wien und wäre eine actenmäßige Darstellung des Lebens dieses berühmten Juden, des Stifters des Wiener jüdischen Spitals, in vieler Hinsicht dankenswerth und gewiß ein wichtiger Beitrag zur Finanzgeschichte Oesterreichs in den ersten Jahrzehenden des 18. Jahrhunderts.. – Sein Neffe David hatte seine erste Erziehung zu Nikolsburg in Mähren erhalten, wo er auch den Grund zu seiner rabbinischen Gelehrsamkeit legte. Im Jahre 1686 wurde er Rabbiner zu Břež in Lithauen, im September 1690 zu Nikolsburg in Mähren; im Jahre 1702 in Prag zum Oberrabbiner und Schulrector gewählt, wurde er von Kaiser Leopold I. im Jahre 1705 in seinem Amte bestätigt. Im Jahre 1713 wurde O. Landesrabbiner über eine Hälfte Böhmens, im Jahre 1718 über ganz Böhmen und in diesen Aemtern von Kaiser Joseph I. und Kaiser Karl VI. bestätigt. O. war ein bedeutender Talmudist, jedoch ist der größte Theil seiner talmudischen Arbeiten Handschrift geblieben. Sämmtlich zählt sie mit bibliographischer Genauigkeit auf Dr. Julius Fürst in seiner „Bibliotheca judaica. Bibliographisches Handbuch, umfassend die Druckwerke der jüdischen Literatur, einschließlich der über Juden und Judenthum veröffentlichten Schriften“ (Leipzig 1863, Wilh. Engelmann, gr. 8°.) Bd. III, S. 50. Oppenheim war ein außerordentlicher Bibliophile, seine Bibliothek enthielt die kostbarsten Bücher und Manuscripte der hebräischen Literatur, welche durch eigene Agenten in allen Welttheilen aufgekauft wurden. Sie enthielt 7000 Bände und etwa 1000 Handschriften und kam nach mancherlei Schicksalen in den Dreißiger-Jahren zum Bedauern aller deutschen Orientalisten durch Kauf in den Besitz der Oxforder Universität. Diese Bibliothek bildet selbst schon den Gegenstand einer kleinen Literatur, denn außer einem Anonymus haben Isr. Bresselau, Eis. Metz und Jac. Goldenthal besondere Kataloge derselben herausgegeben, und mehrere Sprachforscher, wie L. Zunz, Ant. Theod. Hartmann u. A. über sie geschrieben [vergleiche das Nähere in der obgenannten „Bibliotheca judaica“ von Dr. Julius Fürst, S. 50, Anmerkung, und S. 51]. Oppenheim muß großartige Reichthümer besessen haben, wie dieß nicht nur aus der Anschaffung seiner Bücher und Handschriften, sondern überdieß aus einer Stelle seiner Grabschrift zu schließen, welche berichtet: „daß die Verzehntung seines Vermögens, die er nach Vorschrift an die Armen und an die Gemeinde entrichtete, mehr als fünfzigtausend [76] Reichsthaler betrug. Noch muß bemerkt werden, daß, wie Pelzel berichtet, Oppenheim seine Bibliothek wegen der Strenge der Prager Censur in Hannover aufstellen mußte. Als Rabbiner war O. im hohen Grade duldsam. Der im Jahre 1714 als Sabbathianer verketzerte und verfolgte Nehemias Chajun fand bei ihm und bei einem seiner Söhne freundliche Aufnahme, physische und moralische Unterstützung. Als O. später in den allgemeinen erbitterten Kampf gegen Chajun mit hineingezogen wurde, verweigerte er seine Mitfertigung unter den Bannstrahl, den im Jahre 1725 Jonathan Eibenschütz vereint mit mehreren anderen Rabbinern gegen die erwähnte Secte schleuderte und O. scheint überhaupt jedes directe Einschreiten gegen Chajun vermieden zu haben.

Frankl (Ludw. Aug.), Inschriften des alten jüdischen Friedhofes in Wien. Ein Beitrag zur Alterthumskunde Oesterreichs, S. XV u. 52 [über Samuel Oppenheim]. – Pelzel (Franz Martin), Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrten und Künstler nebst kurzen Nachrichten von ihrem Leben und Wirken (Prag 1773, Wolfgang Gerle, 8°.) Theil I, S. 121 [nach diesem wäre O. 40 Jahre alt gestorben, das ist unrichtig, er starb im Alter von 72 Jahren]. – Koppelmann Lieben. Gal-Ed. Grabsteinschriften des Prager isr. alten Friedhofes, mit biographischen Notizen (Prag 1856, 16°.) S. 42, Nr. 80 u. S. 30. – Porträt. Unterschrift: David Ben Abraham Oppenheimer. Kleinhard del. Baltzer sc. (8°.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Samuel Oppenheimer (Wikipedia).