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ADB:Pannasch, Anton

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Artikel „Pannasch, Anton“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 122–123, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pannasch,_Anton&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 21:36 Uhr UTC)
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Pannasch: Anton P., dramatischer Schriftsteller, geboren in Brüssel am 25. Januar 1789. P. gehört wegen seiner eigenthümlichen Lebensschicksale sowie infolge seiner zweifellos hohen Begabung auf dem Gebiete der dramatischen Poesie zu den interessantesten Persönlichkeiten des vormärzlichen Oesterreich. Sein Vater war Officier gewesen und stand bei der Geburt des Sohnes im Dienste des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen zu Brüssel. Es machte nicht wenig Aufsehen als er, der Protestant war, eine Wienerin, welche er vorher nicht gesehen hatte, ja deren Wahl er einem nach Wien reisenden Freunde überließ, im Procurationswege heirathete, eine Ehe, deren Geschichte die gewandte Feder des Sohnes in dessen Memoiren (veröffentlicht in Frankls Sonntagsblättern und Bäuerle’s Theaterzeitung vom J. 1844) schilderte. Anton P. kam, bald nachdem in Brüssel die Revolution ausgebrochen, wobei der kurz zuvor geborene Knabe das Bürgerrecht von Brüssel erhielt, mit seiner Mutter nach Wien, wohin der Vater schon vorausgezogen war. Er erhielt daselbst eine treffliche Ausbildung und kam sodann in die k. k. Militärakademie nach Wiener Neustadt, woselbst er sich neben seinen militärischen Studien mit der Lectüre der neuen Dichter, insbesondere Klopstock’s, Goethe’s und Schiller’s beschäftigte und sogar schon einige Dramen schrieb, welche in der Akademie selbst zur Aufführung gelangten. [123] 1809 wurde P. Officier in der k. k. Armee, wurde dem achten Armeecorps zugetheilt und zeichnete sich bei den Kämpfen in Polen durch Muth und Tapferkeit aus, nicht minder später in Ungarn gegen die im Lande arg hausenden Räuberschaaren. Nach kurzem Aufenthalt in Wien führte P. das Waffenhandwerk wieder in den Kampf, wobei er im J. 1813 dem Generalstab zugetheilt war und auch an dem Einzuge der Alliirten in Paris mit Theil nahm. Später finden wir ihn noch bei der Niederwerfung der Revolution in Neapel kriegerisch thätig, er wurde 1826 Hauptmann im Regimente Erzherzog Karl, 1836 Major, 1841 Oberstlieutenant. Nach seiner Versetzung in den Ruhestand 1844 wurde sein Name im Jahre 1848 viel genannt, nachdem er zum Obersten der Nationalgarde gewählt und ernannt worden war. Doch bekleidete er diese Stelle nur kurze Zeit, da er den ordnungslosen Geist, welcher in der Nationalgarde eingerissen war, verabscheute. Genaue Daten von hohem Interesse, warum er diese Oberstenstelle niedergelegt enthält das Vorwort zu dem fachmännisch jedoch eigenthümlich abgefaßten „Exercier-Reglement für die Nationalgarde (besser Volkswehr)“ Wien 1849, welches P. herausgab. Er starb am 6. October 1855, nachdem er zuletzt eine Stelle im Archive des Kriegsministeriums zu Wien bekleidet hatte.

Unter seinen militärwissenschaftlichen Werken sind außer dem erwähnten noch zu nennen: „Terrainlehre und Terrainbenutzung“ (1834. 2. Aufl. 1852); „Vorpostendienst“ (1846), sowie einige kleineren Arbeiten und Publicationen in Zeitschriften. Eine Zeit lang redigirte P. die „österreichische militärische Zeitschrift“. Von besonderer Bedeutung erscheinen die Dramen dieses begabten Mannes, welche seit 1817 sämmtlich im Wiener Burgtheater zur Aufführung gelangten. Der Einfluß der classischen Dichter, deren Zeitgenosse er war, macht sich in allen derselben bemerkbar, insbesondere einige historischen Stoffe fanden in ihm einen gewandten Bearbeiter. So vor allem das kräftig entworfene Drama „Czerny Georg“ (1847), welches eine Episode aus der serbischen Revolution behandelt und zur oftmaligen Aufführung gelangte. Kräftiges Leben pulsirt in diesem auch bühnengewandt verfaßten Schauspiele, dessen Heldengestalten mit vortrefflicher Wirksamkeit gezeichnet sind. Dasselbe gilt von den dramatischen Dichtungen „Alboin“ und „Maximilian in Flandern“ (1835), sie gemahnen nicht selten an die Kraft und Derbheit Grabbe’s, besonders „Alboin“, welches Stück über 20 Mal im Burgtheater aufgeführt wurde. Zarter und an die dramatischen Dichtungen Friedrich Halms erinnernd zeigt sich das lyrische Drama „Clemence-Isaure“ (1835), welches im J. 1837 zur ersten Aufführung gelangte und zur Zeit der Troubadours in Toulouse spielt. Eine prägnante Charakteristik bieten schon die älteren Dramen „Der Findling“ und „die Grafen Montalto“, beide enthalten im „Theater von Pannasch“ (1826). Der Vollständigkeit wegen seien noch die Schauspiele „die Christnacht“ (1837) und „Johnsons Tod“ (1839), die Lustspiele „die Wette“ (1839) und „der Erbgraf“ (1845), sowie die „Erinnerungen an Italien in Briefen und vermischten Gedichten“ (1826), endlich ein reichhaltiger Nachlaß bemerkenswerther dramatischer Producte erwähnt. Alle diese Werke lassen es bedauern, daß der Name und die Werke von P. nicht auch heute noch und in weiteren litterarischen Kreisen bekannt geblieben sind.

Wurzbach, biograph. Lexikon, XXI. – Autobiographische Arbeiten. – Goedeke, Grundriß. Bd. 3. S. 849.