ADB:Papencordt, Felix

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Artikel „Papencordt, Felix“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 140–141, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Papencordt,_Felix&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 01:39 Uhr UTC)
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Papencordt: Felix P., Geschichtsschreiber. Geb. im J. 1811 zu Paderborn, erhielt er nächste Ausbildung an dem Gymnasium seiner Vaterstadt und bezog sodann die Universität Bonn. Hier trat er in nähere Beziehungen zu B. Niebuhr, der seit dem J. 1823 von Rom an dem Sitze der rheinischen Hochschule seinen Aufenthalt genommen hatte und in einer freien Stellung zur Universität vielbesuchte Vorträge hielt. Dieser Verkehr Papencordt’s mit dem ausgezeichneten Geschichtsschreiber erweckte in ihm eine Vorliebe zu historischen Studien, die für seine Zukunft entscheidend wurde. Als er Bonn mit München vertauschte, gewann es unter dem Einflusse Schellings allerdings den Anschein, als sollte die Philosophie ihn seinen historischen Neigungen abtrünnig machen, und zwar in dem Grade, daß, nachdem er von München nach Berlin übergezogen war und er sich hier die philosophische Doctorwürde erwarb, dies durch eine Abhandlung über Demokrit und die atomistische Philosophie geschah. Gleichwohl trug zuletzt die ältere Vorliebe für die Geschichte unter Ranke’s Einwirkung den Sieg über die Nebenbuhlerin davon. P. entschloß sich jetzt, der Muse der Geschichte treu zu bleiben und seine Kraft bald möglichst an einem würdigen Stoff zu versuchen. Ein solcher bot sich in einer Preisaufgabe, welche im J. 1833 die Pariser Akademie der Inschriften gestellt hatte; sie galt der Geschichte Nordafrika’s unter der Herrschaft der Vandalen. Zur Erforschung des Mittelalters hatte er sich ja von Anfang an hingezogen gefühlt. Seine Anstrengung wurde mit dem glücklichsten Erfolg gekrönt; es wurde seiner Arbeit der Preis zuerkannt. Noch im J. 1837 ließ er sie in deutscher Bearbeitung u. d. T.: „Geschichte der vandalischen Herrschaft in Afrika“ erscheinen und erntete für diese seine erste wissenschaftliche Leistung den lauten Beifall der Fachmänner. Dieser sein erster Erfolg hatte ihm zugleich die Mittel eröffnet, einen längst gehegten Wunsch auszuführen und zur Fortsetzung und Erweiterung seiner Studien einen längeren Aufenthalt in Rom zu nehmen; es war ihm, der von Haus aus dem katholischen Bekenntnisse angehörte, durch die Domherrn von Ermland ein Stipendium des Collegiums Preukkianum verwilligt worden. Damit hängt [141] es zusammen, daß er, dem Wortlaut der Statuten jener Stiftung entsprechend, in dem Kloster S. Andrea delle fratte Wohnung nahm. Dieser römische Aufenthalt Papencordt’s ist für die weitere Richtung seiner historischen Arbeiten maßgebend geworden. Er hat damals den Plan gefaßt, eine Geschichte Roms im Mittelalter zu schreiben und seine ganze Kraft auf die Lösung dieser großen Aufgabe zu vereinigen. Der Aufenthalt in Rom, der mehrere Jahre dauerte und den er für seinen hohen Zweck gewissenhaft ausnutzte, hatte ihn in jeder Beziehung gefördert und seinen Geist gereift. Er war in fruchtbare Berührung mit vorzüglichen Männern gekommen, u. a. mit Bunsen, und seine edle Persönlichkeit hatte überall den gewinnendsten Eindruck gemacht. So kehrte er im J. 1840 mit reicher Ausbeute nach Berlin zurück. Die Laufbahn, die er verfolgen wollte, hatte er jetzt gewählt: es war die des forschenden Gelehrten, aber auch zugleich des akademischen Lehrers. Eben jetzt erschien, als Frucht seiner Reise und als Vorläufer seines geplanten umfassenden Werkes, seine Monographie über Cola di Rienzi, den römischen Volkstribun, und wurde mit unverkürzter Anerkennung aufgenommen. Und nun schien sich seine Zukunft so ganz nach seinen Wünschen gestalten zu wollen. Er wurde im Frühjahr 1841 zum außerordentlichen Professor (der Geschichte) an der Universität Bonn ernannt. Seine wissenschaftlichen Leistungen, seine vortreffliche Persönlichkeit hatten diese Beförderung bewirkt. Indeß, es war ihm nicht bestimmt, aus der Zeit der Saat in die der Ernte einzutreten. Anfangs April verließ er Berlin, um den erwünschten Wirkungskreis anzutreten; aber auf der Reise ereilte ihn am 27. April zu Warburg in Westfalen der Tod und schnitt ein hoffnungsreiches Leben plötzlich unbarmherzig ab. Der Zustand der Gesundheit Papencordt’s hatte freilich seine Freunde schon längst ein zu frühes Ende befürchten lassen. Er aber hat der Nachwelt einen reinen Namen und fest begründete Hoffnungen hinterlassen. Sein gediegenes größeres Werk über die Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter hat im J. 1855 C. Höfler aus seinem Nachlaß herausgegeben.

S. Preußische Staatszeitung, Jahrgang 1841, Nr. 116. – Neuer Nekrolog der Deutschen, 19. Jahrgang (1841), 1. Th., S. 428–429.