Zum Inhalt springen

ADB:Pennink, Cord

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Pennink, Cord“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 358–360, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pennink,_Cord&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 19:49 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Penninc
Nächster>>>
Penshorn, David
Band 25 (1887), S. 358–360 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Januar 2019, suchen)
Cord Pennink in Wikidata
GND-Nummer 13874145X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|25|358|360|Pennink, Cord|Otto Beneke|ADB:Pennink, Cord}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=13874145X}}    

Pennink: Cord P., Obrist und Ritter. – Ohne Zweifel würden die in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts fallenden Schicksale und Thaten dieses ehrbaren Kriegsmanns das anziehende Zeit- und Charaktergemälde eines der letzten Landsknechtführer gewähren, wenn genauere Daten über ihn vorlägen. Die Andeutungen, welche die Inschrift seines Grabdenkmals in Hamburg kundgab, veranlaßten den Archivar Lappenberg zu eingehenden Nachforschungen, deren Ergebnisse jedoch, obschon sie aus gleichzeitigen deutschen, dänischen, englischen u. a. Quellenwerken geflossen sind, keineswegs genügen. Wir wissen nicht einmal, wann und wo er geboren, vermuthen aber, in Niedersachsen, etwa gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Daß er einem vornehmen Geschlechte entsprossen sei, wie die Grabschrift angiebt, dürfte als eine gewöhnliche Höflichkeitsfloskel aufzufassen sein. Unter welchen Fahnen er das Kriegshandwerk erlernt, ist unbekannt. Er wird zuerst genannt unter den deutschen Hauptleuten, welche der Dänenkönig Christiern II. für den Krieg gegen Schweden geworben, das gegen seine Tyrannei unter Gustav Wasa aufgestanden war. P. scheint sodann dem entthronten Könige um 1523 nach Holland gefolgt zu sein, aber dessen Dienst quittirt zu haben, als Christierns fernere Politik seinen Grundsätzen nicht entsprach. Er trat vielmehr in die Dienste der Nachfolger des Königs, Friedrichs II. und Christian III. Letzterem half er in der sog. Grafenfehde die Schlacht bei Assens auf Fühnen (1535) gewinnen und stand in dessen Kriegsdienst noch 1536 vor Kopenhagen. Um 1540–42 finden wir ihn als Anführer eines deutschen Reitergeschwaders, welches Christian III. dem Könige Franz I. von Frankreich zuschickte; dies nöthigte P., seine Waffen gegen Deutschlands Kaiser, Karl V., in den Niederlanden zu tragen, was ihm des Kaisers Ungnade zuzog. Denn, als er nach dem Frieden (1544) seinen Wohnsitz in Celle nehmen wollte, bestimmte der Kaiser den Herzog von Braunschweig-Lüneburg, dies nicht zu dulden. P. kam nun nach Hamburg, wo er Grundeigenthum erwarb und sich häuslich niederließ. Bald darauf aber (1545) begehrte Heinrich VIII., Englands König, Pennink’s Dienste, wogegen sich einige Rathgeber des Königs erhoben, welche P. verdächtigten, jedoch erfolglos, denn der „Capitain Courtpennyk“, wie man ihn in England nannte, erhielt seine Bestallung und zugleich die Ritterwürde. Auch seine Aussöhnung mit dem Kaiser vermittelte Heinrich VIII. P. erhielt nun den Auftrag, etwa 4000 Landsknechte in Deutschland anzuwerben zu einem gegen Schottland gerichteten Kriegszug. Nach dessen Beendigung zog P. wieder nach Hamburg, woselbst ihn nun (1546) der Senat als Obristen in Bestallung nahm, eine Anstellung, die der Schmalkaldische Krieg veranlaßte. [359] Zunächst zog er mit einer Söldnertruppe nach Magdeburg, zur Unterstützung dieser Stadt gegen Herzog Moritz. Im Vorjahr 1547 stellte P. mit andern Abgeordneten der protestantischen Stände Niedersachsens den Feldzugsplan fest gegen die Expedition der katholischen Partei unter dem Herzog Erich v. Braunschweig und dem Obristen von Wrisberg, welche mit etwa 29,000 Mann die Bundesstadt Bremen belagerten und hart bedrängten. Hamburg hatte zwar bereits durch Sendung einer Kriegsflotte Bremens Wasserseite gedeckt und die Zufuhr von Lebensmitteln gesichert, doch galt es nun, das Belagerungsheer zu Lande zu besiegen und Bremen, sowie das ganze protestantische Niedersachsen von den Unterdrückungsversuchen der katholischen Partei zu befreien. Unter dem Oberbefehl des Grafen v. Mansfeld kam bei dem Hoya’schen Städtchen Drakenburg an der Weser ein stattliches Bundesheer zusammen, dem sich die Belagerungsarmee gegenüberstellte. Das Hamburger Contingent (8 Fähnlein Fußvolk nebst 7 Geschützen und 1 Fähnlein Reiter) rückte in die Schlachtlinie unter seinem Obristen, Ritter Cord P., dem auch die Contingente anderer Bundesstädte unterstellt waren. In der am 24. Mai 1547 daselbst gelieferten blutigen Schlacht wurde die katholische Armada aufs Haupt und in die Flucht geschlagen, eine Victoria der protestantischen Sache, welche dem wohlangelegten und tapfer ausgeführten Seitenangriff des Pennink’schen Corps zu verdanken war, und demselben wie seinem kriegskundigen Feldobristen zu großer Ehre gereichte. Bremen war wie Niedersachsen gerettet. P. zog wieder zurück nach Hamburg. Aber noch gönnte der greise Held sich keine Ruhe. Denn noch einmal ließ er sich bewegen, einer königl. Berufung in den englischen Kriegsdienst zu folgen, wozu er vom Hamburger Rathe Urlaub erhielt, der ihm auf sein briefliches Ansuchen 1550 und 1551 verlängert wurde. (In diesen Briefen unterzeichnet er seinen Namen hochdeutsch: „Chunrad Pfenning, Obrister und Ritter“.) Nachdem er zu Berwick in England die Rüstungen zu einem abermaligen Kriege gegen Schottland vollendet, vielleicht auch an demselben theilgenommen, kehrte er nach Hamburg zurück, um nunmehr auszuruhen, vermuthlich auf einem ländlichen Gehöfte in Hamm bei Hamburg, welches seiner Ehefrau Anna (deren Familiennamen wir nicht kennen) Eigenthum war. Als der alte Kriegsmann sein Ende herannahen fühlte, verehrte er (1554) der Stadt Hamburg einen namhaften Beitrag zu den Kosten eines neuen Festungswerks beim Steinthor. Dann wappnete er sich mit geistlicher Rüstung und verschied am 5. Februar 1555. Er wurde hierauf mit großem Gepränge in seinem Grabgewölbe in der St. Jacobikirche feierlich bestattet. Seine Wittwe ließ ihm daselbst ein Marmordenkmal errichten, dessen Inschrift in lateinischen Distichen der gleichzeitige Dichter und Rathssecretär Ritzenberg verfaßt hatte. Ansprechender lautet in ihren einfachen treuherzigen Reimen eine zu derselben Zeit entstandene deutsche Uebertragung, welche uns aufbewahrt ist. Sie charakterisirt den „alten Herrn Cord Pennink lieb und werth im ganzen Sachsenlande hochgeehrt“ – als einen ehrbaren, tugendsamen, treuen Kriegs- und Rittersmann, dessen Tapferkeit und Kriegskunst in vielen Schlachten Dänemark, Schweden, Brabant, Frankreich, England, Schottland, und zumal Niedersachsen erfahren haben, dem er, durch den Sieg bei Drakenburg, den Friedensstand gesichert. Hervorgehoben wird, daß er, „dess’ man so wenig Acht hat“, niemals wider Gottes Macht in einen Krieg gezogen sei, und stets fromm nach Gottes Wort gelebt habe, wie Cornelius der Centurio, den die heilige Schrift preist. – Dies Epitaph, welches 1617 auf Kosten der Jacobikirche restaurirt wurde, und noch 1663 vorhanden gewesen sein muß, ist seitdem spurlos verschwunden, vielleicht erst zu Anfang des jetzigen Jahrhunderts, als man in Hamburg mit den Alterthümern der Kirche vandalisch aufräumte. Von Pennink’s Wittwe Anna [360] wissen wir noch, daß sie, einige Jahre nach seinem Tode, einen seiner Kriegsgenossen, den Hanmburger Hauptmann Nickel Plate heirathete, nach dessen Ableben (1568) sie ihr Gehöfte in Hamm verkaufte.

Lappenberg, „der Obrist Cort Pennink“ im 5. Bande der Zeitschrift des Vereins für Hamb. Geschichte, S. 32–45. – Die gleichzeitigen Hamb. Chroniken in niederdeutscher Sprache herausg. von Lappenberg. – Die lateinische und deutsche Inschrift ist gedruckt in Lossius: Epitaphia principum (1580) S. 125. Die lateinische in Anckelmann's Hamb. Inscriptionen (1663).