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ADB:Pesne, Antoine

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Artikel „Pesne, Anton“ von Franz Weinitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 430–432, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pesne,_Antoine&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 23:47 Uhr UTC)
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Pesne: Anton (Antoine) P., Bildniß- und Geschichtsmaler, wurde geboren zu Paris am 23. Mai 1683. Den ersten Unterricht in der Kunst erhielt er von seinem Vater Thomas P., einem Bildnißmaler von geringer Bedeutung, Neffen des durch seine Blätter nach N. Poussin bekannten Kupferstechers Jean P., und weiterhin durch seinen Großohm, den Geschichtsmaler Charles de La Fosse. Nachdem ihm 1703 von der Pariser Akademie der erste Preis in der Malerei zuerkannt worden, ging er um 1706 zu seiner ferneren Ausbildung nach Rom, Neapel und Venedig, wo er sich dem Studium der großen Meister widmete und bei längerem Aufenthalte in letzter Stadt angeblich unter dem persönlichen Einfluß des Malers Andrea Celesti stand. Den ersten namhaften Auftrag zu einem Bildnisse ertheilte ihm 1707 der Freiherr von Kniphausen in Venedig. Dieses Gemälde gab die Veranlassung, daß König Friedrich I. von Preußen zu Anfang des Jahres 1711 an Stelle des eben verstorbenen Aug. Terwesten P. als Hofmaler nach Berlin berief. Gegen die Mitte des Jahres traf er mit seiner jungen Frau, einer Tochter des Blumen- [431] und Früchtemalers J. B. Gayot Dubuisson aus Italien dort ein. Auch die beiden folgenden Könige von Preußen wandten dem Künstler ihre dauernde Gunst zu. In die Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. fällt die Reise (1723 bis 1724?) Pesne’s nach England. Er scheint seinen Weg über Paris genommen und hier das Bildniß des späteren Directors der französischen Akademie in Rom, des Malers N. Vleughels gemalt zu haben, welches ihm die Mitgliedschaft der Pariser Akademie eintrug. In London, wo sich P. nur kurze Zeit aufhielt, malte er die mit geringem Beifall aufgenommenen Bildnisse einiger Mitglieder des königlichen Hauses.

P. war in erster Linie Bildnißmaler: die königliche Familie, die Hofgesellschaft und sonstige hervorragende Persönlichkeiten Berlins sind durch ihn dargestellt worden. In den königlichen Schlössern zu Berlin, Potsdam und Charlottenburg befinden sich zahlreiche Oelbilder seiner Hand, in letzterem Schlosse das bekannte Bild Pesne’s, welches uns Friedrich den Großen als dreijähriges Kind mit einer Trommel neben seiner Schwester Wilhelmine zeigt (gest. von D. Cunego und F. Eichens). Die königliche Gemäldegalerie in Berlin bewahrt drei Bilder des Meisters: neben der Oelskizze zu dem sehr gerühmten, jetzt verschollenen Bilde des Herrn von Erlach mit seiner Familie, das interessante Bildniß Friedrichs des Großen aus dem Jahre 1739, und ferner das trefflich durchgeführte Gemälde, welches den Kupferstecher G. F. Schmidt nebst Gattin darstellt. Die Dresdener Galerie weist sieben Gemälde von P. auf, unter diesen das Selbstbildniß des Künstlers v. J. 1728 (gest. von G. F. Schmidt 1752). Die Mehrzahl seiner Bildnisse ist von verschiedenen gleichzeitigen und späteren Kupferstechern wiedergegeben worden (vgl. A. Apell, Handbuch für Kupferstichsammler). Auch als Historienmaler war P. mit Erfolg thätig. In den genannten Schlössern, sowie im Schlosse zu Rheinsberg befinden sich von ihm mehrere Wand- und Deckengemälde mit allegorischen und mythologischen Darstellungen. Sein letztes unvollendetes Werk ist das im Marmorsaal des Neuen Palais bei Potsdam aufgestellte, den Raub der Helena darstellende große Oelgemälde. Der bedeutendste unter seinen zahlreichen Schülern, Bernhard Rode, führte dasselbe nach dem Tode des Meisters zu Ende.

Von seinen Zeitgenossen in Deutschland ist P. als einer der größten Künstler gepriesen worden. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts hatte Berlin keinen Maler aufzuweisen, der ihm, zumal im Porträtfach, gleich zu schätzen war. Die meisten Maler, welche nach ihm dort thätig waren, sind seine Schüler gewesen und lassen seinen Einfluß erkennen. Die Kraft seiner Farbengebung, in welcher seine Bewunderer die venetianische Farbenpracht wiedererkennen wollten, trug ihm zu seiner Zeit allgemeine Anerkennung ein. Hieraus erklärt sich, daß Friedrich der Große als Kronprinz P. in einem begeisterten Gedichte mit Lob überhäufte (Oeuvres de Frédéric le Grand T. XIV). Die künstlerische Bedeutung der großen französischen Bildnißmaler unter König Ludwig XIV. erreicht P. indessen nicht. Seinen Gemälden ist aber schon durch die dargestellten Persönlichkeiten ein bleibender geschichtlichen Werth gesichert. P. starb als Director der königlichen Akademie der Künste am 5. August 1757 zu Berlin.

Vgl. Nachrichten von Künstlern und Kunst-Sachen. Leipzig 1768. – F. Nicolai, Beschreibung der Kgl. Residenzstädte Berlin u. Potsdam … Berlin 1786. – F. Nicolai, Nachrichten von den Baumeistern … Berlin 1786. – Fiorillo, Geschichte der zeichnenden Künste, Göttingen 1805. – Füßli, Allg. Künstler-Lexicon. – Nagler, Neues Allg. Künstler-Lexicon. – Dussieux, Les artistes français à l’etranger. Paris 1856. – A. Jal, Dict. critique de Biographie et d’Historie. Paris 1872. – Kgl. Museen zu [432] Berlin. Beschreib. Verzeichniß d. Gemälde 1883. – E. Bellier de la Chavignetie und L. Auvray, Dict. général des artistes de l’école française. Paris 1885.