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ADB:Petersen, Christian

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Artikel „Petersen, Christian“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 500–502, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Petersen,_Christian&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 11:44 Uhr UTC)
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Petersen: Christian P., Philologe und Bibliothekar, 1802–1872. In Kiel am 17. Jan. 1802 als der Sohn des Glasermeisters Joachim Heinrich P. geboren, erhielt er seine Schulbildung auf der Bürgerschule und seit 1816 auf der Gelehrtenschule seiner Vaterstadt, studirte dann von Ostern 1821 an zuerst in Kiel, von Michaelis 1823 bis Ostern 1825 in Berlin, dann wieder bis Michaelis 1825 in Kiel Alterthumswissenschaft und erlangte am 14. December [501] 1825 daselbst durch seine Vorlesung (Cleanthis in Jovem hymnus, quem denuo recognovit…) die Facultas legendi. Die akademische Lehrthätigkeit trat er jedoch noch nicht gleich an, sondern übernahm zunächst zu Neujahr 1826 eine Lehrerstelle am Köhncke’schen Erziehungsinstitute in Nienstädten bei Altona. Von hier aus kam er mit den gelehrten Kreisen Hamburgs in Berührung, deren Aufmerksamkeit vornehmlich durch seine beiden Schriften über die stoische Philosophie (Inauguraldissertation: „Stoicorum, inprimis Chrysippi de categoriis …“ und „Philosophiae Chrisippeae fundamente“, beide 1827) auf ihn gelenkt war; namentlich gewann der damalige Syndicus Karl Sieveking lebhaftes Interesse für den jungen Gelehrten und veranlaßte ihn Ostern 1828, statt nach Kiel behufs der Habilitirung zurückzukehren, die seit Gurlitt’s Tode (14. Juni 1827) frei gewordenen philologischen Vorlesungen am hamburgischen akademischen Gymnasium zu übernehmen. Damit war über die Zukunft Petersen’s entschieden; er übernahm von Michaelis 1828 an im weitesten Umfange diese neue Thätigkeit, mit der er seit 1831 noch die Stelle eines Registrators an der Stadtbibliothek verband; 1832 wurde er zum zweiten Bibliothekar, daneben im October 1833 zum Professor der classischen Philologie am akademischen Gymnasium ernannt; 1844 wurde er zunächst provisorisch, seit 1851 definitiv alleiniger Stadtbibliothekar. In dieser umfangreichen Thätigkeit als Lehrer und Bibliothekar verblieb er bis an seinen Tod am 15. Januar 1872. – Die Hamburger Bibliothek hat gelegentlich der durch den Neubau von 1840 veranlaßten Neugestaltung wesentlich durch ihn ihre jetzige Ordnung erhalten, durch deren Darlegung in dem ausführlichen Berichte über die neuen Gebäude („Ansichten und Baurisse … und Plan für die künftige Aufstellung der Stadtbibliothek“ von J. G. C. Lehmann und C. Petersen; 1840) er eine für Neueinrichtung großer Bibliotheken überaus lehrreiche und nach mancher Rücksicht mustergültige Anleitung gegeben hat. Die Geschichte der Hamburger Bibliothek hatte er schon 1838 in ausführlicher Darstellung in einem eigenen Buche behandelt. Seine wissenschaftlichen Studien, deren Ergebnisse er meist in den Indices scholarum des akademischen Gymnasiums niederlegte, bewegten sich anfangs auf dem bereits oben erwähnten Gebiete der griechischen Litteratur („Cleanthis Stoici hymnus“ 1830, „Phaedri Epecurei … de natura deorum fragmentum“ 1833, „Hippocratis Coi de aëre, aquis et locis liber“ 1833, „Hippocratis nomine quae circumferuntur scripta“ 1839), wendeten sich später aber auch der Philosophie zu („Johannis Saresberiensis entheticus de dogmate philosophorum nunc primum editus et commentariis instructus“ 1843) und richteten sich zuletzt fast ausschließlich auf griechische Mythologie und Kunst, auch auf deutsche Sagen- und Götterlehre. Von seinen zahlreichen Arbeiten in dieser Richtung sind die bedeutendsten: „Zur Geschichte der Religion und Kunst bei den Griechen“ 1845; „Der geheime Gottesdienst bei den Griechen“ 1848; „Der Hausgottesdienst bei den Griechen“ 1851; „Das Zwölfgötter-System der Griechen“ 1853 u. 1868; „Die Feste der Pallas Athene und der Fries des Parthenon“ 1855; „Die Geburtstagsfeier bei den Griechen“ 1858; „Das Gymnasium der Griechen“ 1858; „Der delphische Festcyclus des Apollon und des Dionysos“ 1859; „Der Niobiden-Mythus“ 1860; „Die Pferdeköpfe auf den Bauernhäusern in Norddeutschland“ 1860; „Die Donnerbesen“ 1862; „Hufeisen und Roßtrappen“ 1865; ferner die umfangreiche Arbeit „Griechische Mythologie und Religion“ in Ersch u. Grubers Encyclopädie Sect. I, Bd. 82, S. 1–380.

Nachruf von J. (M. Isler) im Hamb. Correspondenten von 1872. – Hamb. Schriftsteller-Lexicon, Bd. VI, S. 32–41. – Lexicon der schlesw.-holst. Schriftsteller von Alberti I, Bd. 2, S. 184–190, und II, Bd. 2, [502] S. 125; nebst Mittheilungen der Familie. – Vollständige Verzeichnisse der Schriften Petersen’s finden sich in den beiden Schriftsteller-Lexicis.