Zum Inhalt springen

ADB:Pilgrim (Erzbischof von Köln)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Piligrim, Erzbischof von Köln“ von Leonard Korth in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 129–131, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pilgrim_(Erzbischof_von_K%C3%B6ln)&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 02:06 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 26 (1888), S. 129–131 (Quelle).
Pilgrim von Köln bei Wikisource
Pilgrim von Köln in der Wikipedia
Pilgrim von Köln in Wikidata
GND-Nummer 135958814
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|26|129|131|Piligrim, Erzbischof von Köln|Leonard Korth|ADB:Pilgrim (Erzbischof von Köln)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=135958814}}    

Piligrim, Erzbischof von Köln. – Die Abstammung Piligrim’s aus dem Hause der baierischen Pfalzgrafen, durch die er auch seinen bedeutenderen Zeitgenossen, Kaiser Heinrich II. und Erzbischof Aribo von Mainz, verwandtschaftlich nahe stand, darf als erwiesen gelten, dagegen kann seine Geburt nur mit annähernder Sicherheit etwa in das Jahr 985 gesetzt werden. Vielleicht in Salzburg für den geistlichen Stand vorgebildet, begegnet er schon früh in der Umgebung des Hofes. 1016 ist er zuerst als Kanzler für Italien thätig. Um dieselbe Zeit scheint ihn die Gunst Heinrichs II. zu bevorzugter Stellung unter dem Clerus des jungen Bisthums Bamberg erhoben zu haben. In das Jahr [130] 1017 fällt dann der Beginn seiner politischen Thätigkeit. Auf dem Allstedter Reichstage erschien unter der Führung Bischofs Heinrich von Parma eine Gesandtschaft, welche hülfesuchend die bedenkliche Lage der Dinge in Oberitalien schilderte. Mit ausgedehnten Vollmachten versehen, begleitete P. nun die Boten über die Alpen zurück. Wir sind wenig über den Gang seiner diplomatischen Wirksamkeit unterrichtet, doch läßt sich ein Erfolg wohl feststellen, denn als der Kanzler im October oder November wieder deutschen Boden betrat, hatten die italienischen Verhältnisse bereits zu Gunsten der kaiserlichen Partei sich gewendet. Hieraus erklärt es sich, daß er Ostern 1020 bei dem Besuche des Papstes Benedict in Bamberg unter den Angesehensten des Reiches erscheint. Er war damals Dompropst: der volle Lohn fiel ihm schon im nächsten Jahre zu. Am Krankenlager des Erzbischofs Heribert wurde er zu dessen Nachfolger bestimmt. Der Kölner Kirchenfürst starb am 16. März 1021, am 29. Juni wurde dann P. im Dome geweiht. Für seinen Sprengel vermochte er jedoch zunächst kaum thätig zu sein. Im italienischen Feldzuge des Jahres 1022 ließ ihn der Kaiser ein Drittel des Heeres gegen Montecassino und Capua führen. Die kriegerischen Erfolge des Erzbischofs waren glänzender noch als ehedem seine diplomatischen: Montecassino und Capua fielen in seine Hände, Fürst Gandulf und der Sohn Waimars von Salerno gaben sich ihm gefangen. So ist die Zeit kurz nach dem Siege der kaiserlichen Sache jenseits der Alpen als der Höhepunkt in Piligrim’s Leben zu bezeichnen. In der kirchlichen Bewegung jener Tage wird er durch seinen Verwandten Aribo von Mainz an selbständigem Geiste und fester Gesinnung weit überragt, jedoch weist ihm die Gunst Heinrichs II. auch hier die wichtigsten Aufgaben zu. An den Besprechungen über die Kirchenreform im cluniacensischen Geiste, welche der Kaiser im August 1023 mit König Robert von Frankreich pflog, nahm er hervorragenden Antheil. Die gleiche Angelegenheit führte ihn auch zum dritten Male nach Italien. Länger als zwei Monate scheint er im J. 1024 mit dem Papste als kaiserlicher Bevollmächtigter über das große, nach Pavia einzuberufende Concil verhandelt zu haben. Durch die Würde eines päpstlichen Bibliothekars ausgezeichnet, kehrte er im April nach Deutschland zurück. Es ist natürlich, daß er nunmehr vollends den Anschluß an Aribo vermied, der in immer stärkeren Gegensatz zu Rom getreten war und soeben ein Provinzialconcil nach Höchst beschieden hatte, um gegen die Entziehung des Palliums Einspruch zu erheben. Zugleich aber wurde sein eigenes Ansehen gerade jetzt erschüttert. Mit Heinrich II. war sein größter Gönner geschieden: das Wohlwollen Konrads verscherzte er sofort dadurch, daß er bei der Wahl von Kamba der lothringischen Opposition sich anschloß. Wohl bemühte er sich später eifrig um die Herstellung eines freundlicheren Verhältnisses zum Oberhaupte des Reiches: er vollzog die Krönung Giselas, die Aribo vorzunehmen sich geweigert hatte, er suchte die nach der Wahl in Feindseligkeit verharrende Partei Gozelos von Lothringen zu beseitigen, jedoch zu der Stellung eines persönlichen Vertrauten, wie bei Heinrich II., vermochte er bei dessen Nachfolger nicht zu gelangen. Besonders lebhaft mag er den Wechsel der Dinge bei dem ersten italienischen Zuge Konrads empfunden haben. Er benutzte denn auch den nächsten Anlaß zur Rückkehr in die Heimath, wo insbesondere die Neubesetzung des Utrechter Bischofsstuhles ihn beschäftigte. An dem Nationalconcil, welches Erzbischof Aribo nach der Rückkehr des Kaisers aus Italien im September 1027 in Frankfurt veranstaltete, nahm P. Theil, ohne jedoch irgendwie hervorzutreten. Seine Rolle in der Reichsgeschichte war zu Ende. Kaum darf noch die Verleihung eines Münzprivilegs als besondere Auszeichnung für ihn gelten, ebensowenig, daß die italienische Erzkanzlerwürde ihm zu Theil wurde, nachdem ihr bisheriger Träger, der hartnäckige Mainzer Kirchenfürst, am 6. April 1031 auf [131] der Rückkehr von einer Bußwallfahrt nach Rom gestorben war. Ein letzter Versuch, politischen Einfluß geltend zu machen, war die Unterstützung der fürstlichen Bewegung gegen den Uebergang Kärnthens auf den jüngeren Konrad. Bald nachher wurde P. unerwartet vom Tode ereilt; er starb am 25. August 1036 zu Nimwegen, wo er der Hochzeit des Königs Heinrich mit Gunhilde von Dänemark beigewohnt hatte. Seine Verdienste um das Reich sind sicherlich, so lange ihn die Gunst des Kaisers förderte, nicht gering gewesen. Unter Konrad kam sein Wirken vorwiegend seinem Sprengel zu gute. Dessen ist besonders zu gedenken, daß er am 8. November 1029 die Abtei Brauweiler einweihte und daß ihm Köln selber den Ausbau der Stiftskirche St. Aposteln verdankt. Hier haben denn auch seine Gebeine ihre Ruhestätte gefunden und behalten.

Vgl. Jahrbücher des deutschen Reiches unter Heinrich II. von S. Hirsch, 3. Bd. herausgeg. und vollendet v. Harry Breßlau (Leipzig 1875). – Jahrbücher des deutschen Reichs unter Konrad II. v. H. Breßlau (Leipzig 1879). – Ennen, Gesch. der Stadt Köln, Bd. 1 (Köln u. Neuß 1863). – R. Müller, Erzbischof Aribo v. Mainz (Historische Studien, 3. Heft, Leipzig 1881); ein abgerundetes Lebensbild gibt G. Schnürer, Piligrim, Erzbischof von Köln. Studien zur Gesch. Heinrichs II. und Konrads II. (Münster. Diss. 1883).