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ADB:Pohlenz, Christian August

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Artikel „Pohlenz, Christian August“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 373–374, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pohlenz,_Christian_August&oldid=- (Version vom 19. November 2024, 17:28 Uhr UTC)
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Pohlenz: Christian August P. wurde am 3. Juli 1790 in Sallgast in der Niederlausitz geboren. Ueber seinen Lebens- und Bildungsgang, welcher sehr einfach gewesen zu sein scheint, berichtet am ausführlichsten A. Dörffel in seiner trefflichen „Geschichte der Gewandhausconcerte zu Leipzig“ (Leipzig 1884, S. 66 flg.). Dort heißt es: Um das Jahr 1814 bezog er die Leipziger Universität, um sich dem Rechtsstudium zu widmen. Mehr als zu diesem fühlte er sich jedoch zu dem Studium der Musik hingezogen, dem er schließlich auch den Vorzug gab. Aus Leipzig scheint er nicht wieder hinausgekommen zu sein. Im J. 1817 erhielt er die Organistenstelle an der Paulinerkirche, im J. 1821 die der Thomaskirche als Nachfolger Friedrich Schneider’s. Er leitete interimistisch das Cantorat an der Thomasschule und die damit verbundene Aufführung der Kirchenmusik nach Schicht’s und nach Weinlig’s Tode; 1823 wurde er Dirigent des Musikvereins, 1827 Dirigent der Singakademie. Im Gewandhausconcert trat er am 11. December 1817 mit einem Concert von Eberl auf, als Dirigent dieses Unternehmens vertrat er Johann Christian Philipp Schulz während dessen Krankheit im J. 1826 und verwaltete das Amt interimistisch bis zum Schluß des Winters 1827. Als Componist wurde er später durch einige gute Treffer von Liedern bekannt, die (wie das „Matrosenlied“, „Der kleine Tambour Veit“) allgemeine Verbreitung fanden. Am hervorragendsten war er jedoch als Gesanglehrer. Als solcher verstand er, die Gesangstalente zu entdecken und sie so gut aus- und durchzubilden, daß er zu bedeutendem Rufe gelangte. Viele seiner Schüler und Schülerinnen, die er der Bühne zugeführt, sind schnell zu glänzenden Erscheinungen geworden, so Eduard Mantius und Louise Schlegel; viele andere, die nicht die Kunst zum Lebensberuf erwählten, hat er doch zu wahrhaft künstlerischen Leistungen erhoben. Für eine Schülerin wird ihm Leipzig besonders dankbar bleiben müssen, die während seiner Directionszeit in die Oeffentlichkeit trat und die der Ruhm seines Namens geworden ist: für Livia Gerhardt.

P. wurde der Nachfolger von Schulz († am 30. Januar 1827) als Director der Gewandhausconcerte in Leipzig. In den beiden ersten Jahren erhielt er von der Direction einen jährlichen Gehalt von 250 Thlrn., wofür er die Gesangsproben abzuhalten und die Vocalmusik im Concerte zu unterhalten und zu leiten hatte; in den übrigen Jahren erhielt er jährlich 300 Thlr. Den Gehalt hatte man anfänglich in Rücksicht darauf zurückgesetzt, daß von nun an nur noch 20 Concerte in jedem Winter gegeben wurden; erhöhte ihn die Direction [374] wieder auf die frühere Summe, wie sie Schulz erhielt, so darf man wohl schließen, daß sie mit P. zufrieden war. Gleichwohl läßt sich aus den Berichten, welche Fink in der Allg. Musik. Zeitung über die Concerte giebt, herauslesen, daß nach und nach die Lage Pohlenzens schwieriger wurde, sei es, daß die Ansprüche des Publicums immer größere wurden, sei es, daß P. doch nicht Energie genug sich erhalten hatte, um sein Amt so auszufüllen, wie die Direction billigerweise beanspruchen konnte. Ausführlicheres über diese Vorgänge bringt Dörffel (a. a. O. S. 67 flg.). Wenn die Concertdirection nicht immer mit Pohlenzens Thätigkeit zufrieden war, so dürfte dies sich weniger auf die Wahl der Compositionen, als auf die Ausführung derselben bezogen haben, die in ihrer Vorbereitung, um stets sicher und im Einzelnen genau zu sein, gewiß einer durchgreifenden Energie bedurfte. Schließlich führten die Verhältnisse am 16. April 1835 zur Kündigung seiner Stellung. Sein Nachfolger wurde F. Mendelssohn-Bartholdy. Unter der Direction von P. fand die 50jährige Jubelfeier des Gewandhausconcertes (24. November 1831) und die erste Aufführung einer Sinfonie in C–dur von R. Wagner am 23. Februar 1832 statt. P. starb in den Frühstunden des 10. März 1847. Am 27. März dirigirte Mendelssohn ein Concert zum Besten der Hinterbliebenen des Verstorbenen.