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ADB:Pollio, Symphorian

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Artikel „Pollio, Symphorian“ von Richard Otto Zoepffel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 395, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pollio,_Symphorian&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 21:24 Uhr UTC)
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Pollio: Symphorian P., einer der Straßburger Reformatoren, hieß ursprünglich Altbiesser, wurde vom Volke „Herr Zymprian“ genannt. Er war zu Straßburg geboren und begegnet uns zum ersten Male im Jahre 1507 als Priester an der Straßburger Stiftskirche St. Stephan und Mitarbeiter Wimphelings. Später wurde er Leutpriester zu St. Martin in Straßburg. Obwohl sein Lebenswandel ein überaus anstößiger war, erwählte ihn doch das Domcapitel zum Münsterprediger, in der Erwartung, daß der beliebte Volksredner von der Kanzel gegen die Reformation eifern werde. Kaum aber hatte P. sein neues Amt angetreten, so wurde er ein eifriger Verkündiger der neuen Lehre. Als solcher hat er – wie Johannes Sturm berichtet – „den Mehrerntheil seiner alten Bekannten an sich gezogen und durch sein Exempel von ihrem alten Leben abzutreten bewegt und bekehret“. Als sich nun das Straßburger Domcapitel in der auf P. gesetzten Hoffnung getäuscht sah, nahm es ihm die Stelle als Münsterprediger und versetzte ihn zurück an die Martinskirche. Nachdem P., von seinem Gewissen gedrungen, mit seiner Köchin, seiner langjährigen Concubine, in die Ehe getreten war (1524), suchte ihn das Domcapitel auch von der Martinskirche zu verdrängen. Vorerst stellte jedoch der von der Gunst des Volkes getragene Reformator seine Predigten nicht ein, sondern setzte kühn seinen Namen unter die Bittschriften, welche die der evangelischen Lehre zugethanen Prädicanten 1524 an den Rath um Abhaltung einer Disputation und um Abstellung der kirchlichen Mißbräuche richteten. Wie aufgeregt das Wesen Pollio’s, wie stürmisch sein Vorgehen war, zeigt seine an die Gemeinde gerichtete Aufforderung, „auf das Chor zu laufen und die Pfaffen todtzuschlagen“. Als 1529 die baufällige Martinskirche abgebrochen wurde, kam der greise P. als Pfarrer in die vor der Stadt gelegene Kirche zu den guten Leuten. Das Jahr seines Todes läßt sich nicht feststellen. P. hat sich auch als Dichter evangelischer Kirchenlieder in Straßburg einen Namen gemacht.

Johannes Sturm, Commonitio oder Erinnerungsschrift, Neustadt a. d. H. 1581, S. 10 f. – Schadaei Münsterbüchlein, S. 90. – Röhrich, Geschichte der Reformation im Elsaß, 1. Liefrg., 1. Theil, Straßburg 1830. – Jung, Geschichte der Reformation der Kirche in Straßburg, 1. Bd., Straßburg 1880. – J. W. Baum, Capito und Butzer, Elberfeld 1860. – A. Baum, Magistrat und Reformation in Straßburg bis 1529, Straßburg 1887.