ADB:Prohaska, Johann Freiherr von
[629] ist es ferner zuzuschreiben, daß er Ende 1787 als Oberlieutenant zu dem neugebildeten Pioniercorps versetzt wurde, mit welchem er 1788 unter Feldmarschall Freiherr Laudon gegen die Türken thätig war. Im J. 1789 kam er als Generalstabsofficier zu den Truppen an der mährisch-schlesischen Grenze, 1790 wurde er zum Hauptmann, 1793 zum Major befördert. Anscheinend schon 1792 befand sich P. unter den Befehlen des Generalquartiermeisters Feldmarschalllieutenant Freiherrn v. Beaulieu in den Niederlanden, von 1793 an findet sich sein Name bereits wiederholt unter den wegen eifriger und tapferer Verwendung Angerühmten. Ganz besonders gilt dies bezüglich seiner Theilnahme an dem Angriffe auf die an Landrecy, Guise und St. Quentin gestützte und verschanzte Kantonnirungslinie des Feindes am 17. April 1794, wobei er die Durchführung des Sturmes auf das befestigte Dorf Catillon leitete, dann rücksichtlich der scharfen Gefechte von Landrecy am 24. und 26. April 1794, in welch’ letzterem Kampfe er die Absicht des Gegners, Landrecy zu besetzen, vereitelte und endlich im Hinblick auf seine Ausdauer und Umsicht während der unausgesetzt beunruhigten Vertheidigung der Stellung am Wallfluße, 9. bis 26. Januar 1795. P. wurde denn auch insbesondere „wegen oft erprobter Tapferkeit, Einsicht und unermüdeter Thätigkeit“ der Gnade des Kaisers empfohlen, welcher ihn im Februar 1796 zum Oberstlieutenant beförderte und in gleichem Jahre dessen Betheilung mit dem Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens nebst dem Anrechte auf die Freiherrnwürde bestätigte. Im Juni 1796 erhielt P. die Stelle des Generalstabschefs beim Armeecorps des Feldzeugmeisters Grafen Latour. Nach den Worten der Gefechtsrelationen hat nun P. „durch klugen Rath und weitere Mitwirkung den rühmlichsten Antheil an den ehrenvollen Ergebnissen des Tages von Friedberg“ am 24. August 1796 genommen und weiterhin „mit rastloser und herzhafter Anstrengung zur Herstellung der Ordnung im Kampfe bei Bischofsheim“ am 21. April 1797 beigetragen. Nicht mindere Zufriedenheit erwarb sich P. bald hierauf für die Wahl und Verschanzung einer Vertheidigungsstellung am Schwarzwalde, mittelst welcher alle vom Rheine und aus den Thalgebieten des Neckar und der Nagold kommenden Uebergänge geschirmt und eine entsprechende Basis zum Wiedervorschreiten geschaffen wurde. An dem Feldzuge 1799 nahm er nur geringen Antheil, denn er kam als Generalstabschef beim Corps des Feldmarschalllieutenants Grafen Bellegarde schon am 20. Juni an der Bormida infolge einer bedeutenden Verwundung außer Gefecht. Beim Ausbruche des Krieges 1800 wurde dem Obersten P. auf Ansuchen des königlich großbritannischen Armeeministers Wickham die Aufsicht und Leitung beim Aufgebote der pfalzbaierischen Subsidientruppen übertragen, und seine Schlagfertigmachung dieser Abtheilungen mehrfacher Auszeichnungen würdig befunden. Auch an dem Feldzuge 1805 hat P. als Generalmajor beim Generalstabe der Armee in Italien mitgewirkt; später commandirte er eine Infanteriebrigade in Salzburg, 1809 war er anfangs Generalstabschef bei der Armee in Deutschland; vom Mai dieses Jahres an Feldmarschalllieutenant und Commandant einer Grenadierdivision bei der Hauptarmee. Mit dieser hat P. in der Schlacht bei Wagram am 6. Juli dem feindlichen Sturme auf Aderklaa kräftigen Widerstand geleistet und ist es ihm gelungen bis in die Höhe von Süßenbrunn vorzurücken, um sich dort mit dem von Stammersdorf anmarschirenden 3. Armeecorps in Verbindung zu setzen. Nach Beendigung des Feldzuges nahm er bis 1812 als Inspector der Infanterie in Mähren besten Einfluß auf die Ergänzung und Ausbildung der Truppen, 1812 befand er sich bei der Reservearmee in Galizien, 1813 bei den Heeresabtheilungen an der böhmischen Grenze. Dort wurde er Verweser des Armee-Generalcommandos und nach der Ueberschreitung des Rheins zum Generalintendanten ernannt. In letzterer, sehr schwierigen und verantwortlichen [630] Stellung hat P. 1814 und 1815 die Verpflegung des sich weit ausbreitenden Heeres und den Nachschub sämmtlicher Armeebedürfnisse mit solcher Umsicht und Sicherheit geleitet, daß er hierfür nicht nur vom Kaiser, sondern auch von andern Regenten durch Verleihung hoher Orden ausgezeichnet wurde. Unmittelbar nach Beendigung trat er in den Hofkriegsrath, 1816 wurde er zum Chef des General-Quartiermeisterstabes ernannt, als welcher er bis an sein Lebensende besonders dadurch Anerkennenswerthes leistete, daß er die auf Grund langjähriger Kriegserfahrung nothwendig gewordenen Besserungen im Heereswesen angemessen anzubahnen suchte. Wie der vorstehenden Skizze zu entnehmen, verdankte P. sein Emporkommen nur seinen Verdiensten um Heer und Staat, ihn kennzeichnen überdies stets geübtes Wohlwollen und eine jederzeit zu Rath und That geneigte Bereitwilligkeit.
Prohaska: Johann Freiherr v. P., k. k. Feldmarschalllieutenant, Chef des General-Quartiermeisterstabes, Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens, Inhaber des k. k. Infanterieregiments Nr. 38, geboren am 3. Juli 1760 zu Wien, † ebendaselbst am 24. April 1823, entstammte einer Bürgerfamilie und stand in keinem Verwandtschaftsverhältnisse zum General der Cavallerie Franz Freiherr Prohaska v. Guelphenburg. Wie berichtet wird, soll P. namentlich eine gute mathematische Ausbildung erhalten haben, weshalb er sich auch am 8. März 1779 als Kanonier dem im wissenschaftlichen Rufe stehenden Artilleriecorps einreihen ließ. Bei diesem avancirte er in Rücksicht auf seine besondere Verwendbarkeit gegen den sonst üblichen Gebrauch schon nach 5 Jahren am 4. April 1784 zum Unterlieutenant. Seinen Kenntnissen und seiner Tüchtigkeit- Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterr. 23. Th. Wien 1872. – Ritter v. Rittersberg, Biogr. d. Feldh. d. k. k. österr. Armee. Prag 1828. – Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresien-Orden etc. Wien 1857. – Schels’ oesterr. milit. Zeitschr. 1. Bd. Wien 1824.