Zum Inhalt springen

ADB:Latour, Maximilian Graf Baillet de

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Latour, Maximilian Graf Baillet de“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 15–16, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Latour,_Maximilian_Graf_Baillet_de&oldid=- (Version vom 6. Oktober 2024, 16:48 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Latomus, Johann
Band 18 (1883), S. 15–16 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Maximilian Baillet von Latour in der Wikipedia
Maximilian Baillet von Latour in Wikidata
GND-Nummer 119019124
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|18|15|16|Latour, Maximilian Graf Baillet de|Adolf Schinzl|ADB:Latour, Maximilian Graf Baillet de}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119019124}}    

Latour: Maximilian, Graf Baillet von L., k. k. General der Cavallerie, aus einem alten niederländischen Geschlechte, geb. 1737 auf dem nächst Virton gelegenen Familienschlosse Latour, war ein durch Regententreue, kriegerische Begabung, festen beharrlichen Willen und gewandte Truppenführung hervorragender Militär. Er diente 1755–1782, vom Fähnrich bis zum Obersten im k. k. Infanterieregimente Salm-Salm, jetzt Nr. 14, nahm in den Reihen dieser Truppe an den Kämpfen des 7jährigen Krieges Theil und focht schon am 18. Juni 1757 bei Kollin mit solcher Bravour, daß hierfür dessen vorzugsweise Ernennung zum Grenadierhauptmann erfolgte. – 1782 zum Generalmajor befördert, erntete er als Commandant von Wieliczka für sein militärisch-politisch kluges Verhalten an der damaligen Landesgrenze in einem eigenhändigen Schreiben Kaiser Josephs II. vollste Anerkennung. – 1787 traf ihn die Bestimmung nach den österreichischen Niederlanden, 1788 erhob ihn kaiserliches Vertrauen auf den Posten des Landmarschalls im Luxemburgischen. Kräftig und entschieden für des Landes Wohl eintretend, gelang es ihm 1789 das gesinnungstüchtige Luxemburg mit wenigen Truppen und einem Theile der einheimischen Landwehr gegen die Absichten der aufrührerischen Belgier zu decken und Luxemburg dem Kaiser zu erhalten. Noch in diesem Jahre avancirte L. zum Feldmarschall-Lieutenant und Inhaber des Dragonerregiments, jetzt Nr. 14. Der L. hiemit gegebene größere Wirkungskreis förderte seine Leistungsfähigkeit; er lenkte 1790 bei der Vorrückung nach Belgien eine große Zahl Kämpfe stets mit Umsicht und Erfolg und wurde, nachdem er Namur, Mons, le Gand, Bourges, Ostende unterworfen, mit dem Ritterkreuze des schwer zu erringenden Militär-Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet, sowie zum Commandanten in Flandern ernannt. – 1792 stand L. schon wieder im Feuer; er befehligte den rechten Flügel der kaiserlichen Truppen, nahm Launoy, Orchies, St. Amand, ermöglichte so die Belagerung von Lille, entriß Dumouriez’ Magazine und vollführte nach der Schlacht bei Jemappes, an welcher er nicht betheiligt gewesen, mit seinen sehr zerstreut postirt gewesenen Truppen ohne irgend einen Verlust den geschickt geleiteten Rückzug bis zur Vereinigung mit Clerfayt. Nicht minder verdienstvoll war Latour’s Antheil als Commandant des rechten Flügels der kaiserlichen Armee im Feldzuge 1793, während welchem er namentlich durch den Sieg bei Roermond am 1. März die Franzosen bis zum Rückzuge nach Tirlemont veranlaßte, deren Magazine nahm, später die Verbindung Namur’s mit Dumouriez unterbrach und durch die Blockirung von Maubeuge die Belagerung von Valenciennes deckte. – 1794 fiel dem durch glühenden Eifer und noch sich steigernde Thatkraft hervorleuchtenden L. die Ehre der Erstürmung des befestigten Lagers bei Landrecy am 20. April zu; scharfen Blick und kühnes Handeln bewies er ferner als Colonnenführer bei Charleroi am 3. und 16. Juni; bei Fleurus am 26. Juni endlich führte er mit überwältigendem Erfolge das erste Infanterietreffen gegen den Feind. Beispiellos unerschütterlich in Pflicht und Treue blieb L., als die ihm vom Gegner angekündigte Zerstörung seines Stammschlosses zur Ausführung kam. Die Verleihung des Commandeurkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens ehrte öffentlich sein Wirken. In dem nun folgenden Feldzuge 1795, als die Besetzung Mannheims durch die Franzosen einen Durchbruch der Stellung am Rhein und Neckar möglich machte, warf L. überlegen manövrirend die Republikaner in einer Reihe von Gefechten bis hinter die Queich und dann an den Pfriem, nahm Worms, vertrieb trotz Abrathens von diesem gefährlichen Unternehmen Pichegru aus seiner günstigen Position am Frankenthalbache, und nöthigte durch den Sieg bei Frankenthal am 14. November den Gegner zum Rückzug bis hinter den Speierbach. Nachdem er noch im December die Absicht der Franzosen [16] verhinderte, über Kaiserslautern die Verbindung zu nehmen, erhob ihn das Capitel des Militär-Maria-Theresien-Ordens in Würdigung seiner Kühnheit und Intelligenz zum Großkreuz dieses Ordens. – 1796 übernahm L. unter Erzherzog Karl die durch Absendung von Truppen nach Italien geschwächte Armee Wurmser’s, mit welcher er nach vergeblichen Versuchen des Widerstandes bis an den Neckar weichen mußte; unverzagt stellte er sich immer wieder dem Gegner und bewies bei Biberach am 2. October, als er von den an Zahl übermächtigen Franzosen geschlagen worden war, welch’ wirksamen Einfluß er auf die Disciplin und den Geist seiner Truppe zu nehmen wußte. Seine hierauf mit Nachdruck und bewundernswerther Vorsicht mitten im Winter während 7 Wochen geleitete Belagerung Kehl’s errang ihm das schwer verdiente, kaiserliche Lob. Nach der Kapitulation Kehl’s am 10. Januar 1797 führte L. das Commando der Rheinarmee bis zum Frieden von Campo Formio, worauf er zum commandirenden General in Mähren und Schlesien und 1805 zum Hofkriegsraths-Präsidenten ernannt wurde. Leider konnte dieser kriegserfahrene, pflichttreue und selbstverleugnend ausdauernde General nur kurze Zeit in diesem Wirkungskreise für das Wohl des Heeres thätig sein, denn er starb bereits am 22. Juli 1806.

Wurzbach, Biographisches Lexikon d. Kaiserth. Oesterreich, 1. Bd., Wien 1856. Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresien-Orden etc., Wien 1857. Die Hofkriegsraths-Präsid. und Kriegsminister d. k. k. Arm., Wien 1874. Ritter von Rittersberg, Biographien der ausgezeichnetsten Feldherren d. k. k. österr. Armee, Prag 1828. Schweigerd, Oesterreichs Helden und Heerführer, 3. Bd., Wien 1854. Guillaume, Hist. des régim. nationaux des Pays-Bas etc. Bruxelles 1877. Oesterr. milit. Zeitschrift, Wien, Jahrg. 1811. 1812. 1813. 1818. 1820. 1827. 1831–1833. 1835. 1845. EH. Carl, Feldzug von 1794 und 1795 (Streffl. öst. milit. Ztschr.), Wien 1862. EH. Carl, Grundsätze der Strategie etc. (Streffl. öst. milit. Ztschr., Wien 1862.) Gräffer, Kurze Geschichte der k. k. Regimenter etc., 2. Bd. Wien 1801.