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ADB:Prueschenk, Zacharias von

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Artikel „Prueschenk, Zacharias von“ von Johann August Ritter von Eisenhart in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 676–677, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Prueschenk,_Zacharias_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 15:23 Uhr UTC)
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Prüschenk: Zacharias P. v. Lindenhofen (auch Prüeschenck v. Lindenhoven), herzoglich sächsischer Geheimrath und Regierungs-Präsident; geb. am 19. Januar 1610 in Sulzbach, † 1679 zu Jena. Das Haus P. ist eines der ältesten adeligen Häuser in Oesterreich, das schon 1069 blühte, und aus welchem später die jetzigen Grafen v. Hardegg hervorgingen. Es theilte sich zu Anfang des 13. Jahrh. in zwei Zweige, von denen der zweite zu Freistein in Oberösterreich saß. Freistein wurde 1333 gegen Lindenhofen in der Oberpfalz erworben und nannten sich die Glieder dieses Zweiges, auch nach dem 1615 erfolgten Wiederverkaufe Lindenhofens – „Prüschenk ab Lindenhofen“. Nach der Veräußerung Lindenhofens wandten sich Sprossen dieses Zweiges wieder nach Oesterreich, Andere nach Sulzbach, Nürnberg oder Hessen. Zu den Sprossen dieses zweiten Zweiges gehörten auch die Vorfahren unseres Zacharias, dessen Vater, Sebastian – mit Katharina Pöder v. Pöderstein verheirathet – kurpfälzischer Rath, Landrentmeister des Fürstenthums Neuburg und Director des Zoll- und Mauthwesens war. Zacharias besuchte das Gymnasium zu Neuburg; als dort in Folge der Gegenreformation die protestantischen Lehrer von den öffentlichen Schulen entfernt wurden, erhielt Zacharias von Nicolaus Kirchmeyer, früherem Professor der Beredsamkeit und Dichtkunst, dann von dem ehemaligen Gymnasialrector Johann Mancus Privatunterricht; 1628 ging er zur Erlernung der Rechtswissenschaft nach Altorf, 1630 nach Jena. 1631 besuchte er seine Eltern in Nürnberg, welche er in sehr dürftigen Verhältnissen traf, da sein Vater um der Religion willen seine Aemter niederlegen, und das Land verlassen mußte, daher ohne gesichertes Einkommen in Nürnberg lebte. 1632 hielt Zach. P. seine Gradualdisputation, wurde jedoch erst am 19. Januar 1635 zum Doctor der Rechte promovirt, gegen den ausgesprochenen Willen seines Vaters, welcher der Meinung huldigte, „daß Edelmann und Doctor keine anständige Verbindung machten“. Im nämlichen Jahre erhielt P. zu Jena ein Professorat der Rechte sammt der Stelle eines Beisitzers am Hofgerichte und der Juristenfacultät, und wurde 1639 nebenbei zum wirklichen Rath bei der Wittwe des Herzogs Friedrich Wilhelm zu Altenburg ernannt, welche unfern Jena auf dem Schlosse Dornburg residirte. Im nächsten Jahre (1640) trat er unter Beibehaltung des Seniorates der Jenenser Rechtsfacultät und des Beisitzes am gemeinschaftlichen Hofgerichte, als Rath in herzoglich Weimaranische Dienste. 1644 erwählte ihn die damals hochangesehene „fruchtbringende Gesellschaft“ (auch Palmenorden genannt), welche auf Anregung des Fürsten Ludwig v. Köthen am 24. August 1617 in Weimar gestiftet worden war, unter dem Beinamen des „Fördernden“ zu ihrem Mitgliede; 1645 wurde er zum wirklichen Geheimrath und Statthalter des Fürstenthums Eisenach befördert, in Folge dessen er dort seinen Wohnsitz nahm. Von 1652–54 hielt er sich als Gesandter des Weimaraner Hofes am Reichstage zu Regensburg auf; nach der Rückkunft bot ihm durch Vermittlung des gelehrten Hermann Conring Herzog[WS 1] Enno Ludwig von Ostfriesland die Stelle eines Kanzlers an. P. schlug indeß das Anerbieten im [677] Hinblick auf die mannigfachen Gnadenbeweise des sächsischen Hofes aus, nachdem er früher ähnliche Auszeichnungen von Seite Schwarzburgs, Gothas und des Kurfürsten von Mainz dankend abgelehnt hatte. Die letzten Jahre verlebte P. zu Jena als geheimer Rath und Regierungspräsident bei Herzog Bernhard[WS 2], welcher ihm beiläufig 1673 diese Aemter verliehen hatte, die P. bis zu seinem 1679 erfolgten Tode bekleidete. Trotz der Amtsgeschäfte war P. auch schriftstellerisch thätig, indem er mehrere juristische Dissertationen und Abhandlungen verfaßte, wovon in Jugler’s Beiträgen Bd. 3, S. 213–217 ein erschöpfendes Verzeichniß. Indeß sind seine litterarischen Leistungen nicht hervorragend, und werden von seiner staatsmännischen Wirksamkeit weit überwogen. – P. war dreimal verheirathet. Die erste kinderlose Ehe mit der Tochter des sächsischen Leibmedicus Wilhelm Roman v. Muckershausen wurde schon nach zwei Jahren 1635 durch den Tod gelöst. Aus der zweiten Ehe, welche er 1636 mit der Tochter des gefeierten Rechtslehrers Friedrich Hortleder in Jena abschloß, gingen elf Kinder hervor. Als dritte Gattin wählte er Levika v. Kanpen, die Wittwe des Obersten v. Eisenberg. P. erwarb das Lehengut Berka im Fürstenthum Eisenach, welches längere Zeit im Besitze seiner Nachkommen blieb. – Unter seinen Söhnen ist Christian Friedrich P. namhaft zu machen, der zuerst sächsischer Hofrath, zuletzt (um 1672) Amtshauptmann zu Ichtershausen im Fürstenthum Gotha war, und 1678 in politischen Angelegenheiten an den König v. Dänemark abgeordnet wurde. Er gab 1659 zu Frankfurt in 12° unter dem Namen Lepidus Philalethes Gannio den „Academicus somnians“ heraus, eine „artige Spottschrift“, welche 1720 wieder aufgelegt wurde. Er zeigte sich selbst in einem Briefe, (den Struv mit einigen andern Christian Friedrich’s in den act. litter. Fasc. 8, S. 68 ff. veröffentlichte,) und der an seinen Vater gerichtet ist, als Verfasser derselben an. –

Kneschke, Adels-Lexikon, Bd. VII, S. 266 u. 67. – Jöcher’s Gel.-Lexikon III, 1795, u. Rotermund, Bd. 6, S. 991–993. – Jugler, Beiträge zur jurist. Biogr. Bd. III, S. 207–218.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Enno Ludwig Cirksena (1632–1660) war nicht Herzog, sondern 1. Fürst von Ostfriesland.
  2. Bernhard von Sachsen-Jena (1638–1678).