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ADB:Putschius, Helias

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Artikel „Putschius, Helias“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 747–748, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Putschius,_Helias&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 16:51 Uhr UTC)
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Putschius: Helias P., eigentlich van Putschen oder Putsch, auch Putz, hervorragender Philologe des 16. und 17. Jahrhunderts. Er war am 6. November 1580 in Antwerpen als der Sohn eines wohlhabenden – aus Augsburg stammenden – Kaufmanns Johannes P. geboren. Die Eltern verlegten der politischen Verhältnisse wegen 1583 den Wohnsitz nach Emden und 1588 nach Stade; von hier aus sandten sie den Sohn nach Hamburg, um Französisch zu lernen. Nach seiner Rückkehr 1593 veranlaßte ein Freund des Hauses, Joh. Phil. Stamler, der später Putschius’ Stiefvater wurde, daß der begabte und eifrige Knabe im Lateinischen unterrichtet wurde. Sein Lehrer war der Rector der Stader Schule, Petrus Carpentarius; als dieser nach Holland ging, um zuerst das Rectorat in Nortwieck, dann in Rotterdam zu übernehmen, folgte ihm P. dorthin. Bei Abschluß seiner Schulstudien 1598 verfaßte er ein Gedicht „In circumcisionem Domini“ welches er seiner Mutter und Stamler widmete. Er begann seine juristischen und philologischen Studien in Leyden, kam hier Scaliger persönlich nahe, siedelte 1601 aber nach Jena über und Ende 1602 oder Anfang 1603 nach Leipzig, wo er im Paulinum wohnte. Obwohl P. sich bereits durch seine 1602 in Leyden erschienene Ausgabe des Sallustius einen Namen gemacht hatte, zwang man ihn in Leipzig doch noch, sich der lästigen und lächerlichen Ceremonie der Deposition zu unterwerfen. – Bald nach seiner Ankunft in Leipzig kam er in Beziehung zu Gottfried Jungermann (s. A. D. B. XIV, 709 ff.), mit dem ihn bald innige Freundschaft verband. Gemeinschaftlich reisten sie Ostern 1603 nach Frankfurt und Heidelberg, wo sie bei Jan. Gruter freundlich aufgenommen wurden; auch 1604 ging P. nach Beendigung der Leipziger Studien und vorübergehendem Aufenthalte in Hamburg und Stade wieder zu längerem Aufenthalte nach Heidelberg. Hier fand er außer bei Gruter namentlich bei Marquard Freher und bei dem französischen Gesandten am kurpfälzischen Hofe, Jaques de Bongars, förderndes Entgegenkommen. De Bongars war ein eifriger Freund historischer und philologischer Studien; aus seiner reichen Bibliothek erhielt P. die handschriftlichen Hilfsmittel zu seiner großen Sammlung der römischen Grammatiker, welche unter dem Titel: „Grammaticae latinae autores antiqui opera Heliae Putschii“ 1605 in Hanau erschien, „ein für das Studium der lateinischen Sprache und [748] ihrer Geschichte epochemachendes Werk, das ihm für alle Zeiten einen Ehrenplatz in der Geschichte der Philologie gesichert hat“ (Bursian). Ein zweiter Band sollte in einem kritischen Commentare die Rechtfertigung seiner Textrecension enthalten; die Fertigstellung verzögerte sich jedoch zuerst durch eine längere Reise, die ihn über München, Ingolstadt, Nürnberg und Altorf nach Hamburg und Stade führte, dann durch die Vorbereitungen zu einer für das Frühjahr 1606 beabsichtigten weiteren wissenschaftlichen Reise nach Frankreich und England. Ehe er dieselbe antreten konnte, starb er am 9. März 1606 im Alter von 25 Jahren; er wurde in der Nicolaikirche in Stade bestattet. – Mit ihm wurden große Hoffnungen begraben. Nach seinem Tode erschienen noch 1607 die „Notae in Jul. Caesarem“; die Sallust-Ausgabe, in welcher er auch die Fragmente der Historien veröffentlicht hatte, wurde noch wiederholt herausgegeben.

Konr. Rittershusius, Vita et mors Heliae Putschii. Hamburg 1608, 4°. Hierin auch Michael Piccart’s Heterosticha in H. P. und eine große Anzahl von poetischen Nachrufen. – Laur. Halenbeck. Ehren- und Trostschrift über dem … Absterben H. Putschii. Hamburg 1608, 4°. – Leben Heliae Putschii in „Leben der berühmten Lindenbrogiorum …“. Hamburg 1723, 8°, S. 82–112. Hier findet sich u. A. auch ein Nachweis über die Vorgeschichte der Familie Putsch. – H. Putschius’ Gedichte sind aufgezählt bei Rotermund VI, S. 1076. – Vgl. auch Bursian, Gesch. der Phil. S. 277 ff.