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ADB:Quaisser, Joseph

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Artikel „Quaisser, Joseph“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 8–10, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Quaisser,_Joseph&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:23 Uhr UTC)
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Quaisser: Joseph Q., Maler, wurde 1776 in Seifersdorf (Bezirk Gabel in Böhmen) geboren und starb zu Prag 1850. Der Umstand, daß sein Vater, ein schlichter Zimmermann, während der ersten Jugendjahre Quaisser’s nach Engelsberg – bei Kratzau – übersiedelte, brachte es mit sich, daß er gemeinhin als „Engelsberger“ bezeichnet wurde. Das Malerwerden kam, wie mir s. Z. der hochbejahrte Ortsschulze mittheilte, „von selbst“. „Der Sephel kritzelte und malte in einem fort, bis es ihm gelang, einen großen Reiter fertig zu bringen, welchen der Schullehrer dann nach Reichenberg zum dort wohnenden Herrschaftsbesitzer, Grafen Christian Philipp Clam-Gallas mitnahm und dazu ein gut Wort einlegte für den talentvollen, armen Jungen. Gütig wie der edle Herr war, schickte er denselben ohne weiteres auf seine Kosten nach Dresden an die Malerakademie.“ – Leiter und Lehrer des in Lederhose und Dorfjacke eintretenden [9] gräflichen Schützlings war der gemüthvolle Director Joh. Casanova, der anfangs wol alle Noth hatte, Q. gegen die Neckereien der Mitschüler zu schützen, bald aber davon ablassen konnte, denn der Verspottete half sich selbst, er wurde nämlich der tüchtigste Zeichner der Classe. – Mittlerweile auch dem Aeußeren nach umgewandelt, blieb ihm doch die frühere Anspruchslosigkeit, erhöhte sich blos der Studireifer. Belege hiefür waren die bereits in seinem dritten Lehrjahre zur Schulausstellung gebrachten, nach der Natur ausgeführten Zeichnungen und Farbenskizzen, die schon den künftigen trefflichen Bildnißmaler erkennen ließen. Als solcher kam er denn auch 1799 nach Prag, und dort zugleich in bleibende Stellung bei seinem Protector, Christian Ph. Clam-Gallas. Dieses Festsetzen im gräflichen Hause traf zusammen mit der Gründung der Prager Schule für bildende Künster durch Jos. Bergler. Daß der bis dahin bereits 24-jährige Q. zugleich dessen Schüler geworden sei – wie in einem neueren Lexikon angegeben ist – widerspricht sich im Hinblick auf die Altersstufe von selbst. Sicher begründet ist dagegen der intimste Verkehr des einen mit dem andern. Standen sie doch trotz verschiedenen Alters, gleicherweise im Banne der damals für Deutschland durch Raphael Mengs maßgebend gewordenen – eklektischen – Richtung. Die Gemälde Quaisser’s aus dieser Periode tragen darum unverkennbar diesen Gemeinschaftszug. Die Porträts erfuhren eine sogenannte Idealisirung; die figuralen Compositionen lehnten an „bewährte Muster“. Es bedurfte also eines gewaltigen Anstoßes zum Verlassen des Irrweges. Seinem „Vetter“ Führich war es vorbehalten, diesen Anstoß zu geben. Sind es dann auch nur noch wenige Bilder, durch welche sich der Nachweis einer veränderten Kunstrichtung erbringen läßt, so verrathen sie doch, unter dem Einflusse des jugendlichen Freundes entstanden zu sein, denn sie sind eigener in Composition und Farbengebung wie die früheren. Indeß mehr noch wie durch diese Auffrischung als Maler wirkte Q. jetzt persönlich zu Gunsten der von diesem angebahnten Kunstreform. Nach keiner Richtung gebunden, weil ledigen Standes, dabei ein allenthalben beliebter Gesellschafter, vermöge seiner Stellung im gräflich Clam’schen Hause in Adelskreisen maßgebender Kunstrichter, wußte er wie nicht leicht ein Anderer Stimmung zu machen für den auf die deutschen Meister des Mittelalters zurückführenden, deutsches Wesen in der Kunst fortpflanzenden Führich. – Der Forscher, dem es obliegt, klaren Einblick zu gewinnen in jene bedeutsame Periode des Prager Kunstlebens wird vielfach noch auf Merkzeichen treffen, welche das erfolgreiche Mitwirken Quaisser’s bestätigen. Die ersten, den Ruf Quaisser’s begründenden Gemälde waren die Bildnisse des Grafen und der Gräfin Clam-Gallas, die er auch wiederholt malen mußte, und zwar für das Prager Palais, das Reichenberger und Friedländer Schloß, in besonderem Auftrage noch für das Stadthaus zu Reichenberg, wo gleichzeitig – 1826 – das von ihm gemalte Bildniß Kaiser Franz I. zur Ausstellung kam. Weitere zu allgemeiner Anerkennung gelangte Bildnisse waren die des gräflichen Wirthschaftsrathes Paul Speer; des Gesangmeisters Gordigiani und des Kratzauer Dechants P. Franz Petter. – Seiner Stellung nach hatte Q. auch je nach Bedarf die herrschaftlichen Patronatskirchen mit Altarbildern zu versehen. So entstanden für die Seitenaltäre in der Pfarrkirche zu Neustadtl „Der Traum des hl. Joseph“, „St. Christian, Erzbischof von Antiochien vor dem Altar kniend“; „St. Michael“ für die Kirche in Bullendorf; „St. Magdalena“ für die in Ringenhain (beide Ortschaften nächst Friedland); für jene in Engelsberg: „Maria, als Königin der Engel“. – Nebenbei leistete Q. ganz Tüchtiges in Lithographie und Radirung. Es existiren von ihm die vorzüglich ausgeführten Lithographien der Bildnisse der Grafen Christian Clam-Gallas und seiner Gemahlin; ferner eine Anleitung zum Kopf- und Figurenzeichnen in 15 Blättern [10] – 1831 bei Pet. Bohmann’s Erben in Prag erschienen –; als Radirungen erschienen im selben Verlage „Bildnisse berühmter Männer“. Mehrere andere Blätter, das Porträt Bergler’s und Führich’s etc. kamen nicht in die Oeffentlichkeit. Das Bildniß Quaisser’s fixirte Nadorp in einer trefflichen Lithographie.

Bohemia. – Nagler, n. allg. Künstl. Lex. – Wurzbach, Biogr. Lex. – Eigene Notizen.