ADB:Ramboux, Johann Anton

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Artikel „Ramboux, Johann Anton“ von Johann Jakob Merlo in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 208–210, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ramboux,_Johann_Anton&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 06:26 Uhr UTC)
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Ramboux: Johann Anton R., Maler und Zeichner, geboren 1790 zu Trier, † am 2. October 1866 zu Köln. Den ersten künstlerischen Unterricht ertheilte ihm der Zeichnenlehrer Hawich in seiner Geburtsstadt. 1807 kam er nach Paris, um in David’s-Schule zu treten, schlug jedoch, als er 1815 nach Deutschland zurückkehrte, einen dem Wesen der französischen Schule ganz entgegengesetzten Weg ein. Ein Jahr lang besuchte er die königliche Akademie zu München, dann begab er sich nach Rom, wo er eine Reihe von Jahren verblieb und sich dem von Cornelius und Overbeck geleiteten Künstlerkreise anschloß. Während seines zehnjährigen Aufenthalts begann er die Sammlung von Aquarellcopien nach altitalienischen Bildern. Nach einer kurzen Rückkehr in seine Vaterstadt fühlte er sich von Neuem nach Italien gezogen, wo er dann einen zweiten und noch längeren Zeitraum, nämlich bis 1842, verlebte und jene Sammlung von Aquarellen eifrigst fortsetzte, so daß sie die Zahl von 300 Blättern überstieg. Dieselbe wurde von Preußens kunstsinnigem Könige und dem rheinischen ritterbürtigen Adel für die Summe von 8000 Thalern erworben und der Kunstakademie [209] in Düsseldorf überwiesen. Sie beginnt mit Nachbildungen musivischer Bildwerke aus dem 4. bis 14. Jahrhundert in Rom, Ravenna, Siena und anderwärts, dann folgen Werke sowohl in Fresco als Tempera und Oel aus dem 14., 15. und 16. Jahrhundert, wobei besondere Rücksicht auf die Charakteristik der verschiedenen Schulen genommen ist. Das Urtheil der bewährtesten Kenner stimmt darin überein, daß diese Zeichnungen ebenso genial und frei wie treu im Geiste der Urbilder ausgeführt sind, so daß sie in ihrem Zusammenhange eine vollständige Uebersicht der Entwicklung der italienischen Kunst gewähren und für kunsthistorische Forschung gleichwie für künstlerische Studien von hoher Bedeutsamkeit sind. Von seinen Gemälden, die im Allgemeinen nicht zahlreich entstanden, sind zu nennen: „Adam und Eva“, 1818 vollendet, im J. 1861 vom Verein zur Erwerbung von Kunstwerken angekauft und dem Kölner Museum geschenkt, „Die Predigt im Coliseum“, „Der Heiland, im Schiffe während des Sturmes schlafend“, „Der Hungertod des Ugolino und seiner Söhne“, „Scene aus dem Decameron des Boccaccio“, eine Gesellschaft junger Männer und Damen, welche sich vor der Pest in Florenz auf ein benachbartes Landhaus geflüchtet haben, wovon der Carton 1832 bei der Kunstausstellung in München zu sehen war und jetzt dem städtischen Museum in Köln angehört. 1832 sandte er zur Berliner Ausstellung einen zweiten großen Carton, in Petrarca und Laura den Triumph der Liebe darstellend, mit einer Einfassung von kleinen Vorstellungen aus dem Gedichte I trionfi. Das Städel’sche Kunstinstitut zu Frankfurt a. M. besitzt eine Folge von zehn Darstellungen aus Dante’s Divina Commedia in colorirten Zeichnungen von ihm. Unter den selbständig ausgeführten Gemälden Ramboux’s gehören zu den gelungensten einige Bildnisse, die man, als Geschenk des Geh. Regierungsraths D. Oppenheim, jetzt im Kölner Museum sieht: 1. die mit Holbein’scher Meisterschaft behandelten vereinigten Bildnisse der Bildhauer Gebrüder Eberhard; 2. das Bildniß des Professors und Decans Simon Schmid, der mit Senefelder den Ruhm der Erfindung der Lithographie theilt, und 3. das Bildniß Aloys Senefelder’s. Nach de Noel’s Zurücktreten erging 1844 an R. der Antrag, dessen Nachfolger als Conservator des städtischen Museums in Köln zu werden. Er folgte dieser Berufung und hat sein Amt mit Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit verwaltet. Recht verdienstlich war namentlich die Sorgfalt, womit er die Restauration des großen altrömischen Mosaikbodens geleitet hat. Sein unausgesetzter Fleiß förderte auch in Köln ein reiches künstlerisches Schaffen zu Tage. Er fertigte Zeichnungen nach mittelalterlichen Wandgemälden im hiesigen Domchore und in der ehemaligen Abteikirche zu Brauweiler, sowie nach verschiedenen neuausgegrabenen Mosaiken aus der Römerzeit. Er betheiligte sich an der in den wichtigeren bildlichen Theilen von D. Levy-Elkan ausgeführten, vom Kölner Dombauverein 1848 an Papst Pius IX. gesandten Adresse, die Cartons zu den Wandteppichen im Domchore rühren von R. her, auch ist die Ausschmückung der Kapelle am Weißen Hause sein Werk. Außerdem hat er sich zahlreichen andern und ähnlichen Arbeiten unterzogen. In Italien hatte er eine große Anzahl von Durchzeichnungen einzelner Theile aus Gemälden alter Zeit gesammelt, die er in Köln herausgegeben hat. Es sind sehr einfach behandelte Lithographien. Eine Folge von 300 Blättern führt den Titel: „Umrisse zur Veranschaulichung alt-christlicher Kunst in Italien vom Jahre 1200–1600, Köln 1854–58“. Eine andere Folge: „Beiträge zur Kunstgeschichte des Mittelalters. Köln 1860“, besteht aus 125 Blättern, wovon 22 auf Deutschland, 8 auf Frankreich, alle übrigen auf Italien kommen. Ferner gab er hier ein Heft lithographirter Umrisse und Skizzen heraus, zu denen er die Entwürfe auf seiner im J. 1854 unternommenen Pilgerreise nach Jerusalem [210] nach der Natur gezeichnet hatte, und 1865 folgte eine Sammlung von 30 Marienbildern nach Gemälden altitalienischer Meister des 14. bis 16. Jahrhunderts, der er den Titel gab: „Trostspiegel in den Widerwärtigkeiten des Lebens“. Eine Serie von Crucifixen blieb mit 30 Blättern unvollendet. In seiner jüngeren Lebenszeit hat R. einiges selbst lithographirt: Die Verklärung Christi nach Raphael’s Bild in München von gleicher Größe. Zwei Hefte, Alterthümer und Naturansichten im Moselthale bei Trier, mit Text von H. Wyttenbach, 1825–26. Nach seiner Zeichnung stach F. Ruscheweyh in Kupfer: Das Abendmahl des Herrn, Wandgemälde im Refectorium von Sta. Croce zu Florenz, angeblich von Giotto. 3 Blätter. R. war nicht nur Künstler, sondern zugleich ein eifriger Sammler von Kunstsachen, Antiquitäten und Büchern, wobei ihm der Gegenstand die Hauptsache war; auf schöne Erhaltung sah er nur wenig. Diese Sachen sind nach seinem Tode öffentlich versteigert worden. Dem in zwei Bänden erschienenen Katalog ist sein von Professor Georg Osterwald mit der Feder auf Stein gezeichnetes, vollkommen gelungenes Bildniß beigegeben. Zur Hinterlassenschaft gehörten 391 Gemälde altitalienischer Meister, welche seit dem Jahre 1862 in besonderen Räumen des Museumsgebäudes ausgestellt waren; der Besitzer hatte einen selbstangefertigten Katalog darüber in Druck erscheinen lassen. Viele diese Bilder, aber keineswegs die besseren, sind für das Museum angekauft worden. Ramboux’s fruchtbares und ausgezeichnetes künstlerisches Wirken gehört jener Richtung an, welche man die romantische zu nennen pflegt, und die sich mit vorwaltender Neigung den Ideen und Formen des Mittelalters zuwendet. Die Verherrlichung Gottes und der Schmuck der Kirche, das war das hohe Ziel, welches er, unbekümmert um die Anerkennung und den Beifall der Welt, in treuer Beharrlichkeit, in Einfachheit und Bescheidenheit verfolgte. Er war eine Persönlichkeit, wie man sich die liebenswürdigsten Meister der alten Zeit vorstellen würde.

Merlo, Nachr. von Köln. Künstlern. – Zeitungs-Nekrologe.