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ADB:Rathgeber, Valentin

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Artikel „Rathgeber, Valentin“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 352, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rathgeber,_Valentin&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 10:42 Uhr UTC)
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Rathgeber: Valentin R., einer der fruchtbarsten Kirchencomponisten aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Den Titeln seiner Werke zufolge war er in Ober-Elsbach in Franken geboren: „Patria Ober–Elsbacensi“ heißt es in Op. 8. 1721 erschien sein erstes Werk, auf dessen Titel er sich einen Benedictiner-Mönch des Klosters St. Bauthen in Franken nennt. Bis opus 22 lassen sich seine Ausgaben verfolgen, welches im Jahre 1743 und in zweiter Auflage 1751 erschien. Sämmtliche Werke verlegte J. J. Lotter in Augsburg, und daß er dabei kein schlechtes Geschäft machte, ersieht man an den mannigfachen zweiten Auflagen seiner Werke. Von öffentlichen Bibliotheken ist uns nur die Stadtbibliothek in Breslau bekannt, die noch eine Anzahl Drucke von ihm aufbewahrt, und auch im Antiquarhandel tritt hin und wieder einer ans Licht, im übrigen scheinen sie den Weg alles Fleisches gegangen zu sein. Sie bestehen aus Messen, Litaneien, Antiphonen, Vespern u. a. für Singstimmen mit kleinem Orchester und sind dem damaligen Bedarf an Kirchenmusik entsprechend und auch dem seichten Geschmacke huldigend. Es war die Zeit der kleinen Geister, und Bach und Händel ragten aus denselben hervor wie unverstandene Inschriften. Die Lust am Musiciren war groß, und aus keiner Zeit besitzen wir so viel Musik in Handschriften und Drucken, als gerade aus dieser Periode. In Deutschland wimme1te es von Klöstern und Fürstensitzen, und überall war das Bestreben sichtbar, der Musik zu huldigen und sich an ihr zu vergnügen. Kirchenmusik wie Opernmusik wurden wie aus dem Aermel geschüttelt. Wenn man heute die chronologisch geordneten Verzeichnisse der damals beliebtesten Componisten durchsieht und in einem Jahre 4 bis 5 Opern, 1 oder 2 Oratorien und noch eine Unzahl kleinerer Werke, wie Arien, Cantaten, Intermezzi, Instrumentalwerke aller Art verzeichnet findet und zwar meist von Capellmeistern herrührend, die noch für die Aufführungen zu sorgen hatten, so weiß man nicht, ob diese Zeit unsere Bewunderung oder unsere Verwunderung hervorrufen soll.