ADB:Raßler, Christoph (Abt von Zwiefalten)

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Artikel „Raßler, Christoph“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 334–335, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ra%C3%9Fler,_Christoph_(Abt_von_Zwiefalten)&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 08:36 Uhr UTC)
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Raßler: Christoph R., Benedictiner, geb. zu Constanz, † am 19. März 1675 in der Abtei Petershausen bei Constanz. Er trat zu Zwiefalten in den Orden ein, machte seine Studien theilweise in Rom und wurde 1652 Professor in Salzburg. Hier veröffentlichte er 1654 und 1655 einige dogmatische Tractate: De visione beatifica; De sacramentis in genere; De sacramento et virtute poenitentiae; De natura theologiae. 1658 wurde er Abt von Zwiefalten. Er entwarf als solcher die neuen Statuten für die schwäbische Benedictiner-Congregation, die 1671 von den Aebten angenommen wurden; Hist. Univ. Salisb. p. 317.

Ein Jesuit Christoph Raßler, wahrscheinlich ein Verwandter des Abtes, wie dieser in Constanz geboren, war von 1685 an einige Jahre Professor der Philosophie zu Ingolstadt, dann Professor der Theologie zu Dillingen und von 1696 an zu Ingolstadt. Zu Ingolstadt ließ er einige Controversiae philosophicae vertheidigen, zu Dillingen 1696 eine Controversia theologica de ultima resolutione fidei divinae und zu Ingolstadt 1697 eine solche de physica praedeterminatione. 1701 erschien von ihm zu Ingolstadt unter dem Titel „De regula externa fidei divinae“ eine Art Apologetik, in welcher er auch die Gallikaner bekämpft (eine Recension des Buches im Journal des savants 31, 505). Bemerkenswerth sind die moral-theologischen Arbeiten von R. 1694 wollte er das eben erschienene Fundamentum theologiae moralis des Jesuiten-Generals Thyrsus Gonzalez, eine Bekämpfung des im Orden herrschenden Probabilismus, die damals großes Aufsehen erregte, in drei umfangreichen Dissertationen, „Controversia theologica tripartita academicae disputationi subjecta de recto usu opinionum probabilium“, widerlegen. Zwölf Bogen waren bereits gedruckt, als der Provinzial erklärte, die Arbeit müsse, da sie über den Umfang gewöhnlicher akademischer Dissertationen weit hinausgehe, zur Censur nach Rom gesandt werden. Nach einer längeren Correspondenz zwischen R. und dem Secretär des Generals und dem deutschen Assistenten Eusebius Truchseß wurde von dem General die Erlaubniß zur Veröffentlichung des Werkes versagt und die Vernichtung der bereits gedruckten Bogen angeordnet (es scheint kein Exemplar erhalten zu sein). Im J. 1706 veröffentlichte R. anonym und ohne Angabe des Druckortes unter dem Titel „Vindiciae Gobatianae“ einen Quartband zur Vertheidigung eines der schlimmsten Vertreter des jesuitischen Probabilismus, Georg Gobat, gegen eine scharfe Censur, welche der Bischof Guy Sèves de Rochechouart von Arras über denselben erlassen hatte. 1713 erschien von R. zu Ingolstadt ein starker Folioband unter dem Titel „Norma recti“, worin er aber nicht, wie seine früheren Schriften erwarten ließen, den laxen Probabilismus vertheidigt, sondern eine sehr gemäßigte Form desselben, welche zu der Ansicht des Thyrsus Gonzalez bei weitem nicht in so scharfem Gegensatze steht, wie die bei den Theologen des Jesuitenordens herrschende Anschauung. Bald darauf wurde R. von dem Jesuiten-General Tamburini, dem Nachfolger des Gonzalez, als Bücherrevisor nach Rom berufen; er war auch Theologe des Jesuiten-Cardinals Tolomei. Er starb dort in hohem Alter.

Backer. – Die Correspondenz über das Buch gegen Gonzalez bei Döllinger-Reusch, Moralstreitigkeiten in der katholischen Kirche, 1888, S. 236, vgl. S. 293.

Ohne Zweifel Verwandte, vielleicht Brüder des Jesuiten Christoph Raßler waren zwei andere Jesuiten, die gleichfalls Professoren in Dillingen waren: Franz R., † 25. November 1734, der einige philosophische Schriften drucken ließ, und Johann Evangelist R., geboren zu Meersburg, – er war auch 1708 Professor der Philosophie und 1713 der Theologie in Ingolstadt, – von dem 1719 zu Dillingen eine Abhandlung erschien: „Pallas sagata et togata … [335] sive concordia praedeterminationis physicae vere Thomisticae cum libertate.“ – Wahrscheinlich ein Verwandter, jedenfalls auch aus der Constanzer Diöcese gebürtig, war Max R., geboren zu Waldsee am 20. Januar 1645, seit 1671 Jesuit, seit 1676 in Ingolstadt Professor der Mathematik, der Philosophie und der Controversen, später in Dillingen Rector und Kanzler, † zu Ebersberg am 2. Februar 1719. Er übersetzte die meisten Schriften des italienischen Jesuiten Paolo Segneri und einige andere italienische Sachen ins Lateinische, M. Rader’s Bavaria sancta ins Deutsche (3 Bde. Fol. 1704) und veröffentlichte 1700: „Monarchiae Romani Pontificis coelestis origo contra Sam. Puffendorfium academicis dissertationibus propugnata“, ferner „Justa defensio antiquissimi diplomatis Ludoviciani (Lindaviensis)“, 1691 und 1714, gegen Conring (s. A. D. B. IV, 449).

Backer. – Adelung.