ADB:Reichard, Georg
Erscheinungsbild
Reichard: Georg R., Visionär, Chiliast und Phantast des 17. Jahrhunderts, geboren ca. 1600 in der Bergstadt Altenberg in Kursachsen, wo er als einfacher Bürger und Bergmann lebte. Im Dreißigjährigen Kriege von den kaiserlichen Truppen ausgeplündert und weggeschleppt, irrte er eine Zeitlang heimathlos umher, fand dann aber 1635 eine Anstellung als Küster und Schulmeister zu Seehausen und Rösa bei Leipzig. Aber angesteckt von den Schwärmereien eines gewissen Joh. Warner aus Meißen, der 1635 ff. vierzehn angebliche Visionen in Halle veröffentlichte, verließ R. seine Stelle, gab sich für einen Propheten und Gottesboten aus, zog in ganz Ober- und Niedersachsen umher und verkündete mündlich und schriftlich die ihm angeblich gewordenen Gottesoffenbarungen, Gerichtsdrohungen und Bußmahnungen, die er mit Hülfe eines gewesenen Schulmeisters Laurentius Matthäi aus Brandis bei Leipzig aufzeichnete und in zahlreichen Schriften und Flugblättern verbreitete, z. B. „Nachdenkliche Visionen und Offenbarungen betr. den Zustand der christlichen Kirche und heiligen römischen Reichs und geliebten Vaterlands deutscher Nation etc.“ Halle 1637–39, 4° in 4 Theilen; „Englische Visionen und göttliche Offenbarungen“ 1646; „Missiven an die Dänen und Schweden, Kur- und Livland und die Hansestädte“; „Visionen über Hamburg, Lübeck, Bremen, Rostock, Lüneburg, Braunschweig“ etc., 1639, 4°; „Zorn- und Gnadenspiegel“ 1638–39; „Göttliche Offenbarungen von der rechten Prüfung der Geister“, 1639, 4°. Vieles Aehnliche soll er handschriftlich hinterlassen haben; von seinen weiteren Schicksalen ist Nichts bekannt.