ADB:Reinhold, Ernst Christian Gottlieb

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Artikel „Reinhold, Ernst Christian Gottlieb“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 79, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reinhold,_Ernst_Christian_Gottlieb&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 22:17 Uhr UTC)
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Reinhold: Ernst Christian Gottlieb R., geboren am 18. October 1793 in Jena, † ebendaselbst am 17. September 1855, Sohn des Professor Karl Leonhard R., welcher zu Ostern 1794 von Jena nach Kiel umsiedelte, in welch letzterer Stadt der junge Ernst seine Schulbildung erhielt; ebendort wurde derselbe (1817) Gymnasiallehrer und (1820) Subrector des Gymnasiums, woneben er sich (1822) als Privatdocent an der Universität habilitirte; 1824 aber folgte er einem Rufe nach Jena als ordentlicher Professor der Logik und Metaphysik. Seine reiche schriftstellerische Thätigkeit begann er mit „Versuch einer Begründung und neuen Darstellung der logischen Formen“ (1817), worin er ebenso wie in dem „Grundriß eines Systemes der Erkenntniß- und Denk-Lehre“ (1825, ein Auszug hieraus 1843) und in „Die Logik oder allgemeine Denkformenlehre“ (1827) sich als eifrigen und scharf denkenden Vertreter der formalen Logik erwies. Während er inzwischen das Leben und litterarische Wirken seines Vaters darstellte (1825, s. u. S. 82), machte er zugleich geschichtliche Studien und gab einen „Beitrag zur Erläuterung der pythagoreischen Metaphysik“ (1827), worauf er eine dankenswerthe übersichtliche Darstellung der Geschichte der Philosophie folgen ließ, welche in verschiedenen Bearbeitungen erschien als „Handbuch der allgemeinen Geschichte der Philosophie“ (1828 f. in 2 Bdn.), dann als „Geschichte der Philosophie nach den Hauptmomenten ihrer Entwicklung“ (2 Bde., 1845, 4. Aufl. 1854) und als „Lehrbuch der Geschichte der Philosophie“ (in Einem Bande 1836, 3. Aufl. 1849). Seine eigene philosophische Anschauung gab er kund in „Theorie des menschlichen Erkenntnißvermögens und der Metaphysik“ (1832–34, 2 Bde.), „Lehrbuch der philosophisch-propädeutischen Psychologie“ (1835), „Die Wissenschaften der praktischen Philosophie im Grundriß“ (1837, 3 Bde.), „System der Metaphysik“ (1854), „Ueber das Wesen der Religion und seinen Ausdruck im evangelischen Christenthume“ (1846). Er knüpfte wohl einigermaßen an die Lehre seines Vaters an, lenkte aber mehr zu Kant zurück, ja näherte sich zuweilen der Popularphilosophie des vorigen Jahrhunderts bezüglich der Auffassung der ewigen Denkbestimmungen eines allumfassendes Urgrundes, sowie in der Durchführung einer sittlichen Teleologie; am meisten näherte er sich Kant in der moralischen Umschreibung der Religion.

E. F. Apelt, Ernst Reinhold und die Kantische Philosophie (1840).